„Aufbauen und zerstören“, das ist der Kunstansatz der 32-Jährigen aus Braunschweig, die in Imbshausen bei Northeim aufgewachsen ist. „Dadurch bin ich durchgehend in einem Prozess des Neuanfangens“, erklärte sie bei der Vernissage.
Bei der Veranstaltungseröffnung durch Mandy Schnell, Head of Communications bei der KWS SAAT SE, lag das Hauptaugenmerk zunächst kurz auf einem anderen Projekt. Tom Grotjahn, Luca Belzer und Simon Hundertmark, alle Auszubildende zu Industriemechanikern, stellten den Besuchern einen besonderen Garderobenständer vor, den sie eigens für die KWS Art Lounge NEWCOMER gebaut haben. Stolz berichteten sie über ihre technischen und künstlerischen Ideen, die sie dabei realisiert haben. Aber auch über Herausforderungen klärten sie die Besucher auf. Wie etwa das Schweißen für die Umsetzung des Projekts erst erlernen zu müssen.
Den anschließenden Dialog über die Ausstellung „Das unbestimmte Archiv“ führte Alexander Kloss, Leiter Marketing, Vertrieb, Öffentlichkeitsarbeit beim PS.SPEICHER, der als Vertreter dieser Einbecker Kultureinrichtung und im Sinne der gegenseitigen Zusammenarbeit NEWCOMER unterstützt. In dem Gespräch lenkte Michalski ebenfalls den Blick auf die Gäste und damit die Betrachter ihrer Kunst. „Ich möchte dem Publikum die Angst vor der Frage nehmen, 'Was möchte mir der Künstler sagen?'“, erklärte sie. Der Druck, sich zu entscheiden, ob einem das Werk gefällt, solle die Auseinandersetzung mit der Kunst nicht beeinflussen.
NEWCOMER zeigt 30 auf alte Bucheinbände geklebte Collagen aus Pappe und Papier, in denen Bildelemente verschiedensten Ursprungs, Fotografien sowie Zeichnungen aus alten Lexika und Enzyklopädien aufeinandertreffen. Ähnlich experimentiert Kristina Michalski in ihrer Reihe von Stoffcollagen, in der Stofftaschentücher als luftig anmutende Bildträger dienen. Eine weitere Installation aus Postkarten ist zur Mitgestaltung durch Ausstellungsbesucher vorgesehen. Gefällt einem Betrachter eine der Karten, kann er sie kaufen und von der Wand nehmen. Die Karte wird nicht ersetzt und der Besucher hat das Werk verändert. Eventuell bleibt am Ende der Ausstellung eine weiße Wand übrig, was für die Künstlerin aber kein Problem wäre, weil sie sich natürlich darüber freut, wenn Besucher ihre Kunst erwerben. Von dem Erlös würde die Künstlerin gerne einen Katalog über die Ausstellung erstellen.
Von den Besuchern der KWS Art Lounge NEWCOMER möchte Michalski vor allem wissen, was ihre Bilder im Kopf der Betrachter auslösen. „Ich lade Sie dazu ein, Ihre eigenen Entscheidungen zu treffen“, warb die Künstlerin. „Ich habe meinen eigenen Anspruch an meine Kunst, bin aber genauso an dem interessiert, was sie beim Betrachter auslöst. Bei so einer Ausstellung treffen beide Ansätze aufeinander“, erklärte sie und mischte sich schnell wieder unter ihr Publikum, um die Meinungen und Eindrücke über ihre Arbeit zu erhaschen. Interessierte sollten die Chance nutzen, sich die Werke anzusehen – gut möglich, dass Michalski sie nach der Ausstellung zerstört, um wieder neu aufbauen zu können.
Die Ausstellung „Das unbestimmte Archiv“ von Kristina Michalski ist noch bis zum 23. April in der KWS Art Lounge NEWCOMER zu sehen. NEWCOMER ist mittwochs von 11 bis 13 Uhr und 15 bis 17 Uhr, freitags von 16 bis 18 Uhr sowie samstags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.