13. Juni 2018
Immer mehr Verbraucher wünschen sich einen Fleischgenuss, der im Einklang zum Tierwohl steht. Für die Landwirte ergibt sich aus diesem Anspruch die Herausforderung, ihre Betriebe auch über die Haltungsbedingungen hinaus zu optimieren. Eine Schlüsselrolle kommt dabei der Tierernährung zu: Eine aktuelle Studie von KWS, der Viehvermarktung Walsrode eG und der Tierärztlichen Hochschule Hannover lässt den Schluss zu, dass eine Fütterung mit Roggen das Tierwohl signifikant verbessert.
Feldstudie Fütterung Roggen
Bislang basieren Fütterungskonzepte für Mastschweine häufig in erster Linie auf Weizen-, Triticale- und Maisbasis. Die in der Wissenschaft beschriebenen positiven Effekte einer Fütterung mit Roggen werden jetzt in der Praxis getestet: Die genossenschaftliche Viehvermarktung Walsrode eG und die KWS haben eine Feldstudie zum Roggeneinsatz in der Schweinemast mit dem Titel „Tiergerechte Schweinefütterung und die Bedeutung von ballaststoffreichem Getreide“ initiiert. Diese Praxisstudie beinhaltet mittlerweile 18 Betriebe, in denen während der Testphase bereits über 45.000 Mastschweine bei einem Anteil von 40 Prozent Roggen in der Endmast gefüttert wurden.
Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Reduktion der Salmonellenbelastung um 30 % durch die Fütterung von Roggen. Zusätzlich ergibt sich in der Ebermast eine deutliche Abnahme bzw. Vermeidung des durch Skatol induzierten „Ebergeruchs“. Auch eine Beruhigung der Tiere - und damit eine Erhöhung des Wohlbefindens - ist festzustellen. Neue Untersuchungen zeigen, dass der Einsatz von hohen Roggenanteilen in der Ration über hohe Ballaststoffgehalte diese positiven Effekte mit sich bringt. Dabei spielt insbesondere der Fruktangehalt eine entscheidende Rolle, dieser ist im Roggen etwa doppelt so hoch wie in den anderen wichtigen Getreidearten. Ein weiterer wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche und gesunde Roggenfütterung sind geringe Mutterkorngehalte. Grundbedingung hierfür ist die KWS PollenPlus Mutterkornabwehr. Die Feldstudie läuft noch bis Sommer 2019 weiter und soll dann über 100.000 Mastschweine erreichen.
Ausblick
Im nächsten Schritt ist geplant, die positiven Ergebnisse der Feldstudie auch auf wissenschaftlicher Basis zu bestätigen. Prof. Dr. Josef Kamphues, Direktor des Instituts für Tierernährung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, hat die besondere Bedeutung von Roggen in der Schweinefütterung erkannt und beschäftigt sich intensiv mit der Bedeutung der Fruktane im Stoffwechsel von Schweinen.
Die Kulturart Roggen wurde bislang sowohl im Anbau als auch in der Fütterung unterschätzt. Die neuen Ergebnisse zeigen das erhebliche Potenzial von Roggen für eine nachhaltige und gesunde Schweineproduktion. Die Pflanzenzüchtung der KWS kann über die gezielte Nutzung der Ballaststoffgehalte im Hybridroggen für eine deutliche Verbesserung der Fütterungskonzepte in der Mast und der Sauenhaltung sorgen. Dabei ist die KWS PollenPlus Mutterkornabwehr ein wesentlicher Grundstein im Gesamtkonzept eines gesunden Futters. Roggen als regional angepasstes Produkt bietet eine gesunde und artgerechte Ernährung - und damit mehr Tierwohl. Somit ergibt sich hier eine Chance für alle Beteiligten in der Prozesskette, von der Mischfutterindustrie über den Schweinemäster bis zum Lebensmitteleinzelhandel und letztendlich bis zum Verbraucher, mit Hilfe einer relativ einfach zu verändernden Fütterung ganz erheblich auf das Tierwohl der Schweine einzuwirken. Die KWS sieht hier ein großes Potenzial und möchte den Prozess auf allen Ebenen unterstützen. Es ist davon auszugehen, dass in Zukunft aufgrund der positiven Effekte deutlich höhere Anteile von Roggen in der Schweinehaltung gebraucht werden.