Die Märkte reagierten auf diese Einschätzung des USDA mit einem kräftigen Rückgang der Preise. Zeitweise fielen die Kurse auf das niedrigste Niveau seit mehr als einem Jahr. In der Zwischenzeit haben die Notierungen aber wieder deutlich zugelegt. Hierfür sind vor allem ungünstige Witterungsbedingungen in den USA verantwortlich. Nahezu sintflutartige Regenfälle haben in den letzten Wochen zu sehr starken Verzögerungen bei der Aussaat von Mais geführt und behindern nun auch die rechtzeitige Sojabohnenaussaat. So konnten bis Ende Mai nur rund 60 % der geplanten Maisflächen bestellt werden – das schlechteste Ergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen vor fast 40 Jahren. Zum Vergleich: im Vorjahr war die Aussaat Ende Mai bereits fast beendet.
Entsprechend gehen die Marktteilnehmer mittlerweile davon aus, dass die Maisanbaufläche 2019 etwa 4 Mio. ha geringer als geplant ausfallen wird. Zudem muss aufgrund der Aussaatverzögerungen und des späten Beginns der Vegetationsperiode von unterdurchschnittlichen Erträgen ausgegangen werden. Eine Ernte unter der des Vorjahres wird zu einem Abbau der Bestände in den USA führen und auch die Weltbilanz für Futtergetreide deutlich enger werden lassen – der maßgebliche Grund für den jüngsten Preisanstieg.
Die nasse Wetterlage führt auch zu einer verzögerten Sojaaussaat und schlechteren Bonitierungen bei Weizen, so dass Abstriche bei den bisherigen Ertragserwartungen auch hier gemacht werden müssen. Zudem besteht die Gefahr, dass sich eine heiße und trockene Wetterlage in den wichtigen Weizengebieten Russlands anbahnt und auch dort die bisher sehr guten Ertragsaussichten nach unten korrigiert werden müssen. Diese Entwicklung ist sicherlich noch kein Grund, heute schon weiter stark steigende Preise zu prognostizieren, die Stimmung im Markt hat sich aber gedreht.
Diese Vorschätzungen für die diesjährigen Ernten basieren darauf, dass wir bis zur Ernte normale Witterungsverhältnisse mit ausreichendem Regen und nicht zu vielen heißen Tagen haben werden. Die Wahrscheinlichkeit für zumindest durchschnittliche Erträge ist nach den Niederschlägen im Mai in den meisten Regionen der EU gegeben. Das Risiko, dass die EU und insbesondere Deutschland 2019 erneut eine unterdurchschnittliche Getreideernte einfahren werden, ist aber noch nicht gebannt. Regelmäßige Niederschläge und eine begrenzte Anzahl von heißen Tagen bleiben Voraussetzung, insbesondere in Norddeutschland, in Teilen Skandinaviens und im Vereinigten Königreich.