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Aktuelle Herausforderungen im Ackerbau

19.09.2022

Im Interview mit zwei Landwirten, einem vom Niederrhein und einem aus Thüringen, erfahren Sie wie sich die beiden auf ihren Betrieben an die veränderten ackerbaulichen Rahmenbedingungen anpassen.

Andreas Jansen, Buikenhof

Wie passen Sie Ihre Fruchtfolge an die veränderten ackerbaulichen Rahmenbedingungen an?

Ich habe mir Gedanken über zusätzliche Kulturarten in der Fruchtfolge gemacht. Den Roggen habe ich wegen der veränderten Klimabedingungen neu mit aufgenommen. Der Roggen kommt, erst recht auf den leichteren Standorten, mit wenig Wasser aus. Außerdem kann ich den Roggen sehr gut bei mir im Betrieb in der Schweinemast einsetzen. Den Anteil der Gerste habe ich innerhalb der Fruchtfolgen nach Möglichkeit erhöht, da eine Gerste früher als ein Weizen „fertig“ ist, bevor im Frühsommer Monate mit wenig Regen folgen.

Nach der Getreideernte wird vor den Sommerungen eine Zwischenfrucht gesät. Hierbei setze ich auf nicht winterharte Zwischenfrucht-Mischungen, abgestimmt auf die unterschiedlichen Anforderungen innerhalb der Fruchtfolge. Der Wegfall des Wirkstoffs Glyphosat ist der Grund, warum ich abfrierende Mischungen säe. Ein wesentlicher Bestandteil von Zwischenfrüchten ist für mich die Humusbildung und Bindung der vorhandenen Nährstoffe. Durch die Entwicklung der Düngeverordnung und die Verteuerung des mineralischen Düngers haben wir neuerdings auch Leguminosen in den Zwischenfrucht-Mischungen mit aufgenommen.

Wie gestaltet sich bei Ihnen die Nährstoffversorgung?

Am Niederrhein haben wir ein hohes Potenzial an unterschiedlichen Wirtschaftsdüngern. Die im Betrieb vorhandene Schweinegülle wird ergänzt durch die Aufnahme von Rindergülle und Rindermist. Durch die unterschiedliche Organik kann ich den Boden mit den „passenden Nährstoffen“ versorgen. Ergänzend ernähre ich die Pflanzen mit mineralischen Düngemitteln (AHL,KAS, …) und neueren Formen wie Bakterien, die den Luftstickstoff fixieren oder diversen Biostimulanzien, die in Summe die Pflanzen mit Nährstoffen versorgen. Diese lassen sich problemlos mit der Feldspritze ausbringen.

Welche Neuerungen gibt es bei Ihnen in der Produktionstechnik?

In meinem Betrieb wurde bisher keine Beregnung eingesetzt. Da sich aber die Niederschläge im Sommer wohl weiter negativ entwickeln werden, werde ich in diesem Jahr die Herbstfrüchte (Zuckerrüben) beregnen. Durch die Verlagerung der Niederschläge in die Wintermonate müssen wir aus meiner Sicht versuchen, die Wasservorräte durch eine angepasste Bodenbearbeitung im Frühjahr zu sichern. Hierbei setzen wir einen dreibalkigen Grubber ein, der zwar tief die abgelagerten Bodenteile wieder mischen soll, gleichzeitig aber direkt wieder rückverfestigen muss.

Als Saatbettbereitung wird mit der Kreiselegge ein feinkrümmeliges Bodengefüge mit gleichzeitiger Rückverfestigung hergestellt. Für die Zukunft sehe ich weiter viele neue Aufgaben auf den Ackerbau zukommen. Politische, wirtschaftliche, aber auch gesamt gesellschaftliche Einflüsse verlangen ein ständiges Umdenken und Anpassen der Produktionstechnik.

Mathias Joest, Produktionsleiter

Welche Herausforderungen sehen Sie für Ihren Betrieb?

Mittel- bzw. langfristig sehen wir große Herausforderungen in der Personalbeschaffung und Personalbezahlung vor allem im Gemüsebau auf uns zukommen. Der technische Mechanisierungsstand ist an seiner jetzigen Leistungsgrenze angekommen und deshalb kann er aktuell die personellen Probleme nicht lösen. Die Politik fordert uns hinsichtlich administrativer Aufgaben und ständig neuer Regularien im fachlichen Pflanzenbau heraus. Dadurch wird es schwieriger, einen optimalen Pflanzenbau zu gewährleisten.

Wie passen Sie Ihren Ackerbau und Ihre Produktionstechnik an die sich verändernden Rahmenbedingungen an?

Da wir eine breite Ackerfruchtfolge mit hohem Gemüseanteil haben, sehen wir uns für die Zukunft gut aufgestellt. Wir setzen auf mittel- bis langfristige Fruchtfolgen, um ackerbauliche Probleme zu lösen oder gar nicht erst entstehen zu lassen.

Die Nährstoffbilanzen und -ströme dürfen nicht außer Acht gelassen werden und sollten schlagbezogen passieren und mit einer mittel- bis langfristigen Firmenstrategie verbunden werden. Das Bodenleben wird bei uns gefördert und die Bodenbiologie soll ins Gleichgewicht gebracht werden. Dieses versuchen wir mit Zwischenfrüchten und Untersaaten zu fördern. Der Boden sollte nur in Ausnahmefällen blank liegen. Durch diese Maßnahmen können wir schon heute Stickstoff sparen. Blattuntersuchungen sind Standard in unserem Betrieb, um Nährstoffdefizite festzustellen.

Dadurch erzielen wir in allen Kulturenhöhere Erträge und Trockensubstanzgehalte. Pflanzenschutzmittel setzen wir sehr verhalten und nur bei Bedarf ein. Gerade beim Wachstumsregler und Fungizid sind wir sehr sparsam. Makro- und Mikronährstoffe werden gezielt zur Unterstützung der Gesundheit und Standfestigkeit eingesetzt. Früh abreifende Sorten in allen Kulturen mit guter Standfestigkeit und mittlerer bis besserer Gesundheit stehen bei uns im Fokus. Sorten, die auch in den letzten drei Jahren gute Ergebnisse im LSV gebracht haben, sind bei uns im Anbau.

Welches Bild haben Sie von Ihrem zukünftigen Ackerbau?

Wie sehen uns als Betrieb, der den Pflanzenbau im Ganzen sieht und das Optimum bei Mikro- und Makronährstoffen im Blick hat und fördert. Gerade im Jugendstadium und in Stressphasen können die Pflanzen dadurch gefördert werden. Der Fokus liegt dabei immer auf dem intakten Bodenleben. Durch das Fördern und Erhalten des Bodenlebens sehen wir uns auch zukünftig mit guten Erträgen, unter schwierigeren klimatischen Bedingungen, gut aufgestellt.

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Dr. Malte Finck
Dr. Malte Finck
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