Mit künstlicher Intelligenz Wurzeln messen
Ein Hintergrundbericht und ein Anwendungsbeispiel
Mit künstlicher Intelligenz Wurzeln messen
Benjamin Gruber; Senior Scientist Yield Traits
Haben Sie sich jemals gefragt, was genau unter Ihren Füßen wächst, wenn Sie über ein Feld gehen? Sind die Wurzeln gesund und gut vorbereitet für die nächste Trockenperiode, wenn diese noch tiefer wachsen müssen, um an wertvolles Wasser zukommen? Wie tief wurzeln sie? Könnte es sein, dass sich zu viele Wurzeln gebildet haben? Kann man überhaupt Wurzeln messen?
Diese Fragen beschäftigen die Wissenschaftler und Züchter bei KWS vielleicht schon seit Jahrzehnten. Die moderne Technik hilft, jetzt Antworten zu finden. Wir können während der gesamten Vegetationsperiode die Länge der Wurzeln in verschiedenen Tiefen des Bodenprofils messen. Das hilft uns zum Beispiel zu verstehen, wie KWS Genotypen auf Stressfaktoren wie Nährstoffmangel oder Trockenheit reagieren.
Ein solches Instrument zur Messung von Wurzeln direkt auf dem Feld sind Minirhizotronen. Sie wurden erstmals in den 1930er Jahren entwickelt, erfordern aber seitdem einen enormen Arbeitsaufwand. Dadurch ist ihr Einsatz in der Agrarforschung eingeschränkt.
Wurzelforscher haben sich an andere Industrien gewandt und deren Geräte so angepasst, dass sie daraus neuartige Hard- und Softwareentwickeln konnten, die wiederum für die Anwendung der Wurzelmessungs-Methode im industriellen Maßstab erforderlich ist. Heute hat KWS eine der wenigen Forschungsgruppen weltweit, die diese Methode in dem für Züchtungszwecke erforderlichen Maße einsetzt.
Wurzelwachstum im Zeitraffer
Schauen Sie sich online ein Zeitraffervideo an – dann können auch Sie sehen, wie dynamisch unsere Böden sind!
Zuckerrüben Wurzeln im Feld in der Nähe von Einbeck in einer Tiefe von 50 cm. Die Anzahl an Seitenwurzeln und Wurzelhaaren ist entscheidend für den Zugang der Pflanze zu Wasser und Nährstoffen.
Autor:
Benjamin Gruber
Senior Scientist Yield Traits
Ein Blick von unten
Hybridroggenwurzel-Messung im Beizversuch
Dirk Niemann, Manager Seed Technology
Die Zusatzbeize INITIO stärkt den Roggen und macht ihn robuster. Der Effekt von Beizen auf oberirdisches Wachstum kann sehr gut mit neuen Methoden gemessen werden. Doch wie sieht es unterirdisch aus? Daher haben wir die neue KWS Wurzelmessmethode mit Minirhizotronen erstmalig beim Hybridroggen angewendet.
Innovative Messmethoden
Um die Wirkung von neuen Zusatzbeizen auf die Etablierung zu messen, werden moderne Technologien wie zum Beispiel Drohnen verwendet. Diese messen präzise die Jugendentwicklung anhand der Biomasse zuwächse der Pflanzen in Feldversuchen. Um das Wurzelwachstum zu bestimmen, wurden bis vor Kurzem Labormethoden genutzt. Mit dem neuen KWS Verfahren wird jetzt auch unterirdisch direkt im Feld über längere Zeit hinweg das Wurzelwachstum messen. Im Herbst 2021 wurde diese Wurzelmessmethode erstmalig im Feldversuch mit Hybridroggen eingesetzt und für die Bewertung des Effekts der Zusatzbeize INITIO am Standort Wohlde genutzt.
Schnelles Wurzelwachstum
Die ersten Erkenntnisse sind spannend. Beispielsweise erreichten die Hybridroggenwurzeln, je nach Beizvariante bereits nach drei Wochen eine Tiefe von 35 cm und mehr im Boden. Im März wurden schon Wurzeltiefen von 1 m und mehr erreicht. Dies belegt erneut das erstklassige und schnelle Wurzelwachstum des Hybridroggens. Zudem konnte gezeigt werden, dass unterschiedliche Beizausstattungen zu Unterschieden bei der Wurzelentwicklung führen.
Vorteil durch INITIO
Um die Ergebnisse vergleichbar zu machen, war die fungizide Beizausstattung aller Varianten standardisiert. Im Vergleich zur Kontrolle zeigt die Variante mit der Zusatzausstattung INITIO bei der ersten Messung im Bereich zwischen 15 und 35 cm Bodentiefe eine ca. 10 % bessere Durchwurzelung bzw. höhere Wurzelmasse. 4 Wochen später, in der ersten Dezemberwoche, haben die Wurzeln bereits eineTiefe von etwa 60 cm erreicht. Insbesondere in der Tiefe zwischen 20 und 40 cm zeigt hier die mit INITIO gebeizte Variante eine um ca. 20 % bessere Durchwurzelung. Im März haben die Wurzeln bereits die Messtiefe von 1 m überschritten. Die INITIO Variante zeigt hier besonders im Bereich von 90 bis 100 cm einen Vorteil gegenüber der Kontrolle.
Fazit
Die neue Methode zur Erfassung der Wurzeltiefe und Bodendurchwurzelung gibt erstmalig reale Einblicke von „unten“ und hilft Zusatzbeizen bezüglich ihrer Wirkung auf ein verbessertes Wurzelwachstum zu bewerten. Die INITIO Beize erhöht das ohnehin gute Wurzelwachstum des Hybridroggens. In der Etablierungsphase wird das Wurzelsystem schneller entwickelt und tiefere Bodenschichten erschlossen. Das Nährstoffaufnahme-Vermögen der Pflanze wird erhöht und vermindert zugleich die Stressanfälligkeit, die beispielsweise durch Wassermangel entstehen kann. INITIO ist damit eine interessante Lösung, um die Bestandesdichte abzusichern und Ihre Bestände noch robuster zu machen.
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