Mutterkorn im Roggen
(Claviceps purpurea)
Bedeutung
Beim Mutterkornbefall entsteht der Schaden weniger durch einen Ertragsverlust als durch die giftigen Alkaloide in den Dauerkörpern. Hoher Besatz im Erntegut schränkt die Vermarktung sowohl für die Humanernährung als auch für die Futternutzung ein. Ab einem Grenzwert von 0,05 % bei Brot- und Futterroggen ist eine Vermarktung der Ware nicht mehr oder nur noch mit Preisabschlägen möglich (swissgranum 2019).
Hauptsymptome
Der Mutterkornerreger (Claviceps purpurea) bildet während der Blütezeit an einzelnen Fruchtständen gelblich klebrige Tropfen (Honigtau). Später fallen dann die dunkelvioletten oder auch weißen hornförmigen Mutterkörner auf, die sich anstelle von Getreidekörnern entwickeln. Ihre Größe kann von wenigen Millimetern bis zu sechs Zentimetern erreichen.
Die Basis der Mutterkornvorbeugung bildet die Sortenwahl. Der Anbau von Sorten mit einem höheren Pollenschüttungsvermögen und daraus resultierender geringer Anfälligkeit gegenüber dem Mutterkorn reduziert das Befallsrisiko. Mehr zu der PollenPlus®-Technologie der KWS.
Der Mutterkornpilz kommt bei Getreide sowie über 400 anderen Gräserarten vor. Blühende Wildgräser an den Feldrändern und in den Schlägen können von Claviceps purpurea als Zwischenwirt genutzt werden. Zur Verringerung des Infektionsrisikos mit Mutterkorn müssen Ungräser konsequent bekämpft werden:
- Mulchen von Feldrändern und Brachflächen
- Bekämpfung von Ungräsern (Wirtspflanzen) im Bestand
Beim Anbau Roggen nach Roggen ist eine wendende Bodenbearbeitung vorzusehen, damit der ausgekeimte Mutterkornpilz nicht die Bodenoberfläche erreicht.
Eine verzögerte, verlängerte oder ungleichmäßige Blüte erhöht das Mutterkornrisiko.
Folgende Maßnahmen tragen dazu bei, eine einheitliche und kurze Blühdauer zu erreichen:
- Optimale Aussaatstärke
- Ausgewogene N-Düngung
- Standort- und witterungsangepasster Einsatz von Wachstumsreglern
- Ausreichend breite Fahrgassen
- Unnötiges Befahren des Bestandes vermeiden
Der Faktor Standort ist meistens schwer beeinflussbar. Bei der Wahl eines Schlages zum Anbau von Roggen darf nicht vergessen werden, dass windoffene Lagen den Pollenflug fördern. An Standorten mit einer verzögerten Abtrocknung der Bestände (Waldrand-, Schattenlagen) kann der Pollenflug gehemmt sein.
Eine Möglichkeit, Mutterkorn durch eine Fungizidapplikation zu bekämpfen, besteht nicht.