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Koppelnutzung von Körnermais und Maisstroh

Eine interessante Option in Ackerbauregionen?

19.09.2022

Biogasanlagen tragen in Ackerbauregionen zur regionalen Energieerzeugung bei und liefern wertvollen Wirtschaftsdünger. Der Silomais ist aufgrund seiner hohen Flächeneffizienz dabei i.d.R. das meisteingesetzte Substrat. Zudem trägt der Anbau der Kultur in diesen Regionen oft zur Auflockerung der Fruchtfolge bei. Mit dem EEG 2021 wurde der Einsatz von Silomais in der Biogasproduktion noch einmal gesenkt. Wird eine Anlage nach dem Auslaufen der 20-jährigen Förderung weiterbetrieben, gilt zukünftig ein Maisdeckel von 40 Masseprozent. Die Koppelnutzung von Körnermaisstroh bietet hier eine wirtschaftlich interessante Alternative, da das Maisstroh nicht unter den Maisdeckel fällt.

Neben Biogas gibt es weitere zukünftige Verwendungszwecke für das Maisstroh. Die RWTH Aachen arbeitet im Rahmen der Glykolipidforschung im Projekt NextVegOil daran, mithilfe von Pilzstämmen Maisstroh für die Gewinnung von Pflanzenöl nutzbar zu machen. Damit sollen Palmöl ersetzt und CO2-Emissionen vermieden werden.

Einsatz von Maisstroh in der Biogasproduktion – welche Erfahrungen gibt es?

Die Nutzung von Maisstroh ist kein neues Thema. Es rückt aufgrund des EEG 2021 und anstehender Fruchtfolgeregelungen allerdings stärker in den Fokus. Zusammen mit der Georg-August-Universität Göttingen hat KWS bereits in den Jahren 2016 und 2017 Praxisversuche zur Nutzung von Maisstroh in der Biogasproduktion durchgeführt. Auch die LfL Bayern hat dazu zwischen 2014 und 2017 Versuche durchgeführt. Hier zeigte sich, dass die Strohbergung mit entsprechender Technik gut funktioniert.

Koppelnutzung von Körnermais und Maisstroh

Bild 1 und 2: Körnermaisernte mit Schwadablage und anschließender Ernte des Körnermaisstrohs mittels Häcksler

Die Bergung von Körnermaisstroh ist mit verschiedenen Techniken möglich. In den KWS Versuchen 2016 und 2017 wurde ein spezieller Pflückvorsatz eingesetzt, der die Kolben pflückt und das Maisstroh im Schwad ablegt. Das Schwad wurde anschließend vom Häcksler aufgenommen (s. Bild 1 und 2). Mit dieser Technik konnten ca. 45 % der theoretisch anfallenden Strohmenge geerntet werden. Im Mittel der beiden Jahre waren dies 63 dt TM/ha. Im Vergleich wurden an dem Standort 200 dt TM/ha Silomais geerntet. Auf den Trockenmasseertrag bezogen konnte also mit 3,2 ha Maisstroh 1 ha Silomais ersetzt werden.

Die Gasausbeute des Maisstrohs lag bei 80 % der Gasausbeute von Silomais. Wird dies berücksichtigt, werden 4 ha Maisstroh benötigt, um 1 ha Silomais zu ersetzen.

Eine weitere Möglichkeit ist, das Stroh nach der Ernte zu schwaden. Im Jahr 2017 konnte damit bei einem Versuch auf dem Versuchsgut der Uni Göttingen der Strohertrag je Hektar erhöht werden. Hier ist der Verschmutzungsgrad je nach Witterung und eingesetzter Technik jedoch höher. 2017 wurde zum Vergleich zum Pflückvorsatz mit Schwadablage auch ein Bandschwader eingesetzt. Das bedeutet einen zusätzlichen Arbeitsgang, der den Strohertrag allerdings steigern konnte, wie Tabelle 1 zeigt. Als Preis für das Körnermaisstroh in Tabelle 1 wurden 80 % vom Silomaispreis angesetzt. Dies korrespondiert mit der Gasausbeute vom Maisstroh in unseren Versuchen (s. oben). Von dem Erlös müssen dann noch die Erntekosten abgezogen werden. Die Berechnungen in der Tabelle 1 zeigen, dass die Nutzung von Körnermaisstroh sehr wirtschaftlich sein kann – gerade bei den aktuell hohen Marktpreisen für Getreide.

In Versuchen der LfL Bayern von 2014 bis 2017 betrug die Gasausbeute von Maisstroh im Mittel sogar 90 % vom Silomais, je nach Jahr und Erntezeitpunkt war die Schwankungsbreite allerdings recht groß. Dies zeigt, dass höhere Gasausbeuten möglich sind.

Tabelle 1: Maisstrohertrag und -erlös bei 30 €/t Silomais (32 % TS)

Eine weitere sehr interessante Option ist die Silierung von Maisstroh zusammen mit Zuckerrüben. Beide Substrate ergänzen sich optimal:

  • Vergleichbarer Erntezeitpunkt
  • Relativ hohe TS-Gehalte im Maisstroh
  • Niedrige TS-Gehalte in der Zuckerrübe bei hohen Zuckergehalten

Entscheidend dabei ist das richtige Mischungsverhältnis von Stroh und Zuckerrübe, um eine gute Befahrbarkeit und Verdichtung der Silomiete zu gewährleisten. Dabei gilt, umso trockener das Stroh, desto höher kann der Anteil der Zuckerrüben sein. Somit kann es in diesem Verfahren sinnvoll sein, bei entsprechender Witterung das Maisstroh nach der Ernte noch etwas liegen zu lassen, um höhere TS-Gehalte zu erreichen.

Doppelnutzungssorten für die Koppelproduktion

Doppelnutzungssorten haben sich in den Versuchen als besonders vorteilhaft für die Koppelnutzung erwiesen. Diese kombinieren einen hohen Kornertrag mit einem höheren Restpflanzenertrag als kompakte Körnermaishybriden. Dadurch lässt sich der Strohertrag pro Hektar steigern. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese flexibel als Silomais oder Körnermais genutzt werden können. KWS hat die Züchtungsaktivitäten im frühen Körnermais bereits in den letzten Jahren deutlich intensiviert, sodass wir unseren Kunden zukünftig vermehrt ertragsstarke und frühreife Körnermaissorten zur Verfügung stellen können.

Mit (ca. S 220 / K 210) und KWS EDITIO (ca. S 250 / ca. K 240) hat KWS zwei neue, leistungsstarke Doppelnutzungssorten im Programm. KWS EMPORIO wurde mit der Bestnote 9 im Kornertrag bei früher Reife zugelassen. Gerade vor dem Hintergrund hoher Energiepreise können durch sehr frühe Körnermaissorten Trocknungskosten eingespart und die Wirtschaftlichkeit gesteigert werden. Aktuell arbeitet die KWS Körnermaiszüchtung an weiteren ertragsstarken Sorten mit noch früherer Reife. Somit steht für 2023 eine weitere neue Hybride (ca.S 210 / ca. K 180) als ertragsstarker Körnermais mit sehr früher Körnerreife zur Zulassung an.

Fazit

Die Koppelnutzung von Körnermaistroh in Biogasanlagen ist, vor dem Hintergrund der aktuell hohen Getreidepreise und den zukünftigen Einschränkungen im Anbau von Silomais in der Biogasproduktion, eine sehr interessante Option. Durch die Nutzung des Maisstrohs kann die Wirtschaftlichkeit des Körnermaisanbaus nochmal gesteigert werden. Zudem ist eine Trocknung der Maiskörner über die Biogasabwärme möglich. Dies kann eine weitere interessante Möglichkeit sein, um Trocknungskosten im Körnermaisanbau zu senken.

Autor:

Christoph Gellermann
Fachberater Mais/Sorghum

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