Mit Roggen günstig mästen

Fotos: Schnippe Claus Drejer (l.) und Berater Jacob Nymand haben den Roggeneinsatz im Mastfutter schrittweise ausgebaut.

Fotos: Schnippe Claus Drejer (l.) und Berater Jacob Nymand haben den Roggeneinsatz im Mastfutter schrittweise ausgebaut.

02/2015

Text: Fred Schnippe, SUS

Der dänische Mäster Claus Drejer setzt Roggen als günstiges Futter ein.Zudem hat er Einkauf und Vermarktung optimiert. Das bringt Spitzenergebnisse in der Mast.

Als Mäster muss ich ständig anden Kosten feilen. Den größ-ten Hebel habe ich beim Fut-ter“, betont Claus Drejer. DerLandwirt führt in Løgstør in der Näheder norddänischen Stadt Aalborg einenBetrieb mit rund 4 000 Mastplätzen und 300 ha Ackerbau. Zudem übernimmt erim Lohn Feldarbeiten für die Nachbarn. Neben dem Betriebsleiter packen zweiTeilzeitkräfte mit an.

Mehr Roggen angebaut
Vor 15 Jahren hat Claus Drejer dieHofstelle 5 km abseits des elterlichenBetriebes mit 1 000 Mastplätzen und100 ha Ackerfl äche gekauft. In den Fol-gejahren hat er die Mast ausgebaut unddie Betriebsfl äche auf 250 ha erweitert.Weitere 50 ha sind gepachtet.Neben Weizen, Gerste, Raps undGras samen bestellt der Mäster rund25 % seiner Flächen mit Roggen. „Erpasst gut zu schwachen und mittlerenBöden. Denn Roggen liefert auch in tro-ckenen Jahren stabile Erträge“, erklärtder Landwirt.Ein weiteres Argument für Roggen bedingt die Verschärfung des däni-schen Düngerechts. „Roggen benötigt vergleichsweise wenig Stickstoff. Das entlastet die betriebliche Bilanz“, erklärt Jacob Nymand vom Saatzucht-unternehmen KWS. Nymand hat den Betrieb Drejer zuvor auch als Berater vom norddänischen Bauernverband betreut.Für Roggen sprechen aus Sicht vonDrejer auch die Futterkosten. Denn alsHofmischer muss er sowohl die Anbau-kosten als auch die Wertigkeit desGetreides im Trog im Blick haben: „Wirbrauchen keine Rekorderträge. Wichtigist, dass wir das Gramm Eiweiß oderStärke möglichst effektiv erzeugen.“Mit seiner Anbaustrategie hat ClausDrejer im Mittel der letzten Jahre 85 bis 90 dt Roggen/ha geerntet. Der Protein-gehalt lag mit 10,3 % etwa 2 % niedriger als beim betriebseigenen Weizen. Den-noch sieht Drejer den Roggen kosten-mäßig vorn. Denn er kommt mit weni-ger Dünger und Pfl anzenschutz aus.Auf schwächeren Böden bringt Weizenohnehin nicht mehr Ertrag.

Mutterkorn im Griff
Wichtig ist natürlich, dass der Rog-gen eine hohe Qualität hat. Hierbeigeht es insbesondere um mögliche Be-lastungen mit Mutterkorn. Dieser Pilzkann beim Roggen auftreten undGesundheits- und Fruchtbarkeitspro-bleme beim Schwein auslösen.Bei speziellen Hybridroggen-Sortenwurde das Risiko für Mutterkorn züch-terisch gesenkt. Dies wurde vor allemdurch die Optimierung des Blühverhal-tens erreicht. „Neue Sorten weisen einhohes Pollenschüttungsvermögen auf.Dadurch werden die Narben zur Blüteschnell besetzt, Sporen des Mutter-korn-Pilzes können nicht anhaften“,erklärt Berater Nymand.Mäster Drejer unterzieht seine Rog-genfl ächen intensiven Sichtkontrollenauf Mutterkorn: „Der Schadbesatz ist inder Regel sehr gering. Wichtig ist aber,dass beim Anbau alles stimmt!“So hat Drejer im letzten Jahr aufeinem Schlag erstmals Probleme mitMutterkorn gehabt. Der Betrieb hatdort pfl uglos Roggen nach Roggenangebaut. Der Bestand zeigte daraufhingrößere Mengen von Ausfallroggen ausdem Vorjahr. Da der Ausfallroggen spä-ter blühte, trat mit 0,3 bis 0,5 % Besatzvermehrt Mutterkorn auf.Nach intensiver Aufbereitung konnte Drejer den Roggen noch verwenden.Doch die Kosten waren enorm. DerLandwirt achtet daher verstärkt darauf,dass kein Ausfallgetreide im Bestandauftritt. Wichtig ist auch, dass die Fahrgassen breit genug sind. „Niedergedrückte Pflanzen blühen später. Das steigert das Risiko für Mutterkorn“, erklärt Berater Nymand.Auch unabhängig vom Mutterkorn achtet Drejer auf optimale Hygiene. Er schickt daher das Getreide vor der Vermahlung durch eine Reinigung.

Individueller Ergänzer
Um das hofeigene Getreide effektiv in die Rationen einzubauen, gehen von allen Schlägen Proben ins Labor. Hier werden die Inhaltsstoffe und bei Bedarf auch die Pilzbelastung bestimmt. Dies ist für den Praktiker unverzichtbar: „Vor allem der Proteingehalt kann je nach Schlag und Witterung stark schwanken. Wer hohe Mastleistungen will, muss wissen, was im Futter steckt!“Auf Basis der Laborwerte lässt der Mäster zwei betriebsindividuelle Ergänzer herstellen. Für die Vor- und Mittelmast enthält dieser im Wesentlichen HP-Soja, Mineralstoffe sowie Hafer als Rohfaserträger. Der Endmast-Ergänzer ist ähnlich, enthält aber Norm-Soja.Im ersten Mastabschnitt bis 50 kg enthält die Ration 10 % Roggen (siehe Übersicht). Bis zur Endmast steigt der Roggenanteil auf 35 %.Der Roggen bringt keine Nachteile für die Mast. Im Gegenteil: Mit 900 bis 930 g erzielen die Tiere hohe Tageszunahmen. „Roggen enthält zudem mehr quellfähige Rohfaser. Die Schweine sind dadurch satter und ruhiger“, hat der Mäster beobachtet.Auch mit der Futterverwertung von 1 : 2,75 ist der Landwirt zufrieden. Hierbei ist aber zu beachten, dass die Tiere in Dänemark mit etwa 105 kg Lebendgewicht leichter an den Haken kommen als bei uns. Zudem profitiert der Betrieb gesundheitlich von der geringen Schweinedichte in Norddänemark. So liegen die Tierverluste nur bei 3 %.

Starkes Team: Die Teilzeitkräfte Svend Jensen (l.) und Bjarne Pedersen (r.) unterstützen den Betriebsleiter im Stall und bei den Außenarbeiten.

Starkes Team: Die Teilzeitkräfte Svend Jensen (l.) und Bjarne Pedersen (r.) unterstützen den Betriebsleiter im Stall und bei den Außenarbeiten.

Futterzukauf optimiert
Neben hohen Mastleistungen setzt Claus Drejer auf einen günstigen Futtereinkauf. Besonders wichtig ist ihm der Getreidezukauf in der Ernte. Der Landwirt bezieht das Getreide direkt von benachbarten Betrieben und spart so die Handelsspanne. Weiterer Vorteil: Drejer kennt die Qualität des zugekauften Getreides. „Mit etlichen Nachbarn arbeiten wir jahrelang zusammen. Oft erledigen wir auch das Dreschen für sie“, berichtet der Landwirt.Um die großen Getreidemengen auf dem Hof lagern zu können, wurden zwei Außensilos für je 600 t errichtet. Weitere 600 t lagern in der Scheune.Bei Bedarf mietet der Landwirt auch Kapazitäten beim Landhandel. „Mein Ziel ist, möglichst viel Getreide im Sommer einzukaufen. Entscheidend ist aber auch der Preis und meine Liquidität“, so der Betriebsleiter.Weitere Vorteile realisiert der Mäster beim Ergänzer. Denn er bezieht stets ganze Lkw-Ladungen mit 32 t. Hierzu hat er die Lager für die Ergänzer erweitert. Zudem hat der Betrieb eine Aufnahme für Futterlieferungen gebaut. Hier kann der Fahrer eine komplette Lkw-Ladung ohne Wartezeit abkippen. Aufgrund der günstigen Bedingungen gewährt der Lieferant merkliche Rabatte. Selbstverständlich ist für Claus Drejer, dass er von jeder Lieferung ein Rückstellmuster aufbewahrt.

Vermarktung ist Chefsache
Ein weiterer Erfolgsgarant ist die Vermarktung. Hier achtet der Mäster insbesondere darauf, dass er möglichst viele Tiere im 6 kg breiten Gewichtskorridor verkauft. Denn sonst nimmt der Abnehmer Tican Preisabzüge vor.Der Praktiker treibt daher in jeder Mastwoche ein Schwein aus jeder Bucht auf eine Waage. Um das Tier schnell zu finden, trägt es eine farbige Ohrmarke. Durch das regelmäßige Wiegen hat der Landwirt ein sehr gutes Auge für die Tiergewichte. Zum Verkaufstermin fällt es ihm daher leicht, die übrigen schlachtreifen Tiere in der Bucht zu markieren. Der Lohn: Im Schnitt liegen 95 % der Tiere im Optimalbereich.Durch das Wiegen erkennt der Betrieb sehr schnell, wenn das Wachstum z. B. wegen Gesundheits- oder Futterproblemen abfällt. „Ich kann sofort gegensteuern und verliere weniger Masttage“, betont der Praktiker.Wichtig ist für Drejer auch, dass er die Tiere optimal nüchtern kann. Bei der Stallplanung hat er daher großzügige Verkaufsbuchten für bis zu 200 Tiere integriert. Diese sind unterkellert, klimatisiert und mit Tränken ausgestattet.Rund 16 Stunden vor dem Verladen selektieren Drejer und seine Mitarbeiter die Schlachttiere in die Verkaufsbuchten. Der Betriebsleiter hat kalkuliert, dass er durch die intensive Nüchterung im Jahr rund 30 t Futter spart, das sonst im Schlachtabfall landet!

4,3 Durchgänge im Jahr
Zum Erfolg trägt weiterhin der strikte Mastrhythmus von zwölf Wochen bei. Das heißt, es bleiben nur 84 Tage für die Mast bis gut 106 kg Lebendgewicht. Um den Zeitplan einzuhalten, hat Drejer etliche Maßnahmen etabliert:

  • Um sofort durchzustarten, kauft er die Ferkel mit 33 kg recht schwer zu.
  • Als Endprodukteber dient ein wachstumsbetonter Duroc.
  • Um das Anfüttern zu erleichtern, erhalten alle Buchten zu Mastbeginn einen zusätzlichen Futterautomaten.
  • Leichte Ferkel werden separat aufgestallt und mit Spezialfutter versorgt.
  • Eine Sprühkühlung mildert Wachstumsdepressionen im Sommer.
  • Die Buchten werden zügig geräumt, Nachzügler im Altgebäude gemästet.
  • Das Ställewaschen erfolgt im Team.
So sind die Buchten nach drei Tagensauber, desinfi ziert und aufgeheizt.Mit dem Konzept hat Drejer amStammbetrieb 2014 gut 15 300 Mast-schweine verkauft. In den Hauptgebäu-den hat er so 4,3 Umtriebe erreicht.Trotz der hohen Leistungen will derBetrieb die Mast weiter optimieren. EinZiel ist der Bau neuer Getreidelager, umin der Ernte fl exibel zukaufen zu kön-nen. Zudem sollen die kleinen Ferkelnoch gezielter sortiert und angefüttertwerden. Das Futter soll durch Enzymeund bessere Vermahlung hochwertigerwerden. „So peilen wir 1 000 g Tageszu-nahme an“, blickt Drejer nach vorn.Das Wichtigste ist für den Landwirtaber, dass der Marktpreis anzieht. Dennder Betrieb hat stark investiert, und dieBank will Ergebnisse sehen. „Der Preis-verfall seit der Russland-Sperre hatmich bereits 300 000 € gekostet. DieFleischbranche muss jetzt alles tun,damit wir mit Putin wieder ins Geschäft kommen“, resümiert Claus Drejer.

Fazit
Der dänische Betrieb Drejer ist in kur-zer Zeit auf 4 000 Mastplätze gewach-sen. Dank hochwertigem Futter, strik-tem Raumkonzept und wüchsigerGenetik kann er die Mastabteile bereitsnach 84 Tagen räumen.Um Futterkosten zu sparen, kauft derBetrieb in der Ernte große Getreide-mengen zu. Auf den eigenen Flächenwerden inzwischen 25 % Roggen für die Mast angebaut. Denn dieser liefert aufschwachen und mittleren Böden denhöchsten Futterertrag.Künftig will der Betrieb die Fütterungweiter optimieren und 1 000 g bei denTageszunahmen anpeilen.