Development Cooperation
Seit dem Jahr 2012 engagiert sich KWS kontinuierlich in Peru und Äthiopien, um insbesondere junge Forscher bei der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen, der Pflanzenzüchtung und dem Aufbau von Saatgutsystemen zu unterstützen. In diesem Rahmen setzt KWS Vorgaben des internationalen Abkommens über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft um. In Peru liegt der Fokus auf Mais und Quinoa, in Äthiopien auf Gerste und Weizen.
Die Projekte in Peru und Äthiopien werden sich in absehbarer Zukunft selbst tragen können, sodass sich KWS nach Abschluss der aktiven Zusammenarbeit neuen Projekten im süd-östlichen Afrika widmen kann, um diese zu begleiten und zu entwickeln.
Informieren Sie sich hier über unsere Aktivitäten in der Entwicklungszusammenarbeit in folgenden Ländern:
Projekte in Peru
Herausforderungen und Ziele in Peru
Aufgrund der variablen Höhenlagen von Null bis über 6.000 Meter über dem Meeresspiegel sind Perus Klima und landwirtschaftliche Produktionssysteme sehr unterschiedlich. Entsprechend bauen peruanische Kleinbauern eine große Vielfalt von Quinoa, Mais und anderen Pflanzenarten an. Der Klimawandel und die Umweltzerstörung bedrohen jedoch diese Pflanzenvielfalt. Darüber hinaus ziehen junge Menschen in die Städte und das traditionelle Wissen über Anbau, Nutzung und Erhaltung der Pflanzenvielfalt ist gefährdet. Die Folgen sind chronische Nahrungsmittelknappheit und weit verbreitete Unterernährung - insbesondere in abgelegenen Regionen. Um die Ernährungssicherheit peruanischer Kleinbauern zu erhöhen, konzentriert sich KWS auf drei wichtige Ziele: Förderung der Entwicklung neuer Mais- und Quinoa-Sorten, nachhaltige Erhaltung der genetischen Vielfalt und Ausbildung junger peruanischer Wissenschaftler.
Aktuelle Aktivitäten und Ergebnisse
Gemeinsam mit der Nationalen Agraruniversität in La Molina (UNALM) und mit Unterstützung von Prof. Karl Schmid von der Universität Hohenheim arbeiten wir an der Optimierung des Managements der in der UNALM-Genbank konservierten genetischen Ressourcen von Mais.
- Insgesamt wurden 1.781 Maissamenproben aus verschiedenen ökologischen Zonen Perus regeneriert, auf wichtige agronomische Merkmale in ihrer jeweiligen Agrarökologie hin charakterisiert, zur Bestimmung der zugrundeliegenden genetischen Vielfalt genotypisiert und in einer digitalen Datenbank dokumentiert.
- Es wurden neue Phänotypisierungsmethoden unter Verwendung einer automatisierten Bildanalyse der Kolben entwickelt.
- Die Datenanalyse half dabei, ähnliche Samenproben zu gruppieren, unerwünschte Duplikate und Mischungen zu identifizieren und die Sammlung zu optimieren. Dies reduziert in Zukunft die Arbeitsbelastung des Kurators der UNALM-Genbank. Die gewonnenen Daten können auch dafür verwendet werden, geeignete Konzepte für die In-situ-Erhaltung der wichtigsten peruanischen Maislandrassen zu entwickeln.
- Die Aktivität trug auch dazu bei, vielversprechende Akzessionen für die züchterische Verbesserung zu identifizieren mit dem Ziel, bestimmte Marktnischen zu bedienen.
- Ein Manuskript über das Zusammenspiel von menschlicher und natürlicher Selektion bei der Entwicklung peruanischer Maislandrassen ist derzeit in Vorbereitung für die Veröffentlichung in einer internationalen Fachzeitschrift.
- Mehrere peruanische Studierende haben zu dieser Arbeit beigetragen und eine praktische Ausbildung in den verschiedenen Aufgaben erhalten. Darüber hinaus wurde ein peruanischer junger talentierter Professor an der Universität Hohenheim in modernen Techniken der Genotypisierung durch Sequenzierungstechniken ausgebildet, damit er diese Methode auch in seinem Labor an der UNALM anwenden und somit noch mehr Studierende darin weiterbilden kann. Ein solcher Ansatz der „Ausbildung von Ausbildern“ und im Allgemeinen die Zusammenarbeit mit lokalen peruanischen Universitäten ermöglichen es uns, mit unserer Initiative mehr Menschen zu erreichen.
Quinoa ist eine einjährige, sehr nährstoffreiche Körnerfrucht, die vor rund 4.000 Jahren in den Anden domestiziert wurde. Ungefähr 1.200 Quinoa-Akzessionen (oder Samenproben), die von der Nationalen Universität des Altiplano (UNAP) und der Universidad Nacional de San Antonio Abad del Cusco (UNSAAC) konserviert werden, wurden hinsichtlich ihrer agronomischen Merkmale charakterisiert und werden derzeit unter Verwendung von Sequenzierungstechniken genotypisiert, um ihre genetische Vielfalt zu verstehen. Ein peruanischer Doktorand wird an der Universität Hohenheim ausgebildet, um die Datenanalyse durchzuführen, Duplikate und Mischungen zu identifizieren, die Sammlungen zu rationalisieren und vielversprechende Akzessionen für die Entwicklung neuer Sorten zu identifizieren. Das Team möchte außerdem automatisierte Bildanalysewerkzeuge für eine effizientere Charakterisierung der genetischen Ressourcen von Quinoa entwickeln.
In Zusammenarbeit mit der Nationalen Universität des Altiplano (UNAP) und Prof. Karl Schmid von der Universität Hohenheim entwickeln wir effektive Quinoa-Züchtungsstrategien. Zu diesem Zweck untersuchen wir die genetische Variation und den Selektionsgewinn in Kreuzungs¬nachkommen-schaften verschiedener elterlicher Quinoa-Materialien. Das Endziel ist, neue robuste Quinoa-Sorten zu identifizieren und für peruanische Landwirte verfügbar zu machen.
Hierfür notwendige Aktivitäten:
- Analyse der genetischen Vielfalt von zwölf Quinoa-Sorten mit fast 50.000 molekularen Markern.
- Schaffung neuer genetischer Variationen durch Kreuzung genetisch verwandter und entfernter Eltern sowie durch Einfach- und Doppelkreuzungen.
- Charakterisierung von zwölf spaltenden Populationen in Feldversuchen an mehreren Standorten auf agronomische Merkmale.
- Analyse der genetischen Vielfalt derselben Populationen unter Verwendung von Sequenzierungstechniken.
- Identifizierung überlegener, früh blühender und ertragreicher Nachkommen für die Sortenregistrierung.
- Identifizierung von Genomregionen, die wichtige agronomische Merkmale beeinflussen.
- Der gleiche peruanische Doktorand arbeitet an den Daten, um an der Universität Hohenheim zu promovieren. Sein Ziel ist es dann, nach Peru zurückzukehren und ein internationaler Quinoa-Experte zu werden.
Bettina Haussmann, Strategisches Projektmanagement
„Durch den Fokus auf die Schnittstelle zwischen der Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen, der Pflanzenzüchtung & dem Zugang von Kleinbauern zu verbessertem Saatgut ist CD Seed ein Modellprojekt für den bilateralen Vorteilsausgleich gemäß dem internationalen Abkommen über pflanzengenetische Ressourcen.“
Projekte in Äthiopien
Herausforderungen und Ziele in Äthiopien
Äthiopien ist ein Zentrum der Vielfalt für verschiedene Kulturpflanzenarten, einschließlich Gerste. Angesichts der Klimavariabilität und der Umwelt-Degeneration ist es von größter Bedeutung, diese wertvolle Vielfalt für zukünftige Generationen zu erhalten. Kleinbauern dominieren die äthiopische Landwirtschaft und benötigen robuste Sorten mit hoher Resistenz gegen vorherrschende abiotische und biotische Stressfaktoren wie Trockenheit oder Pilzkrankheiten. Die Verfügbarkeit derart robuster Sorten ist jedoch begrenzt, ebenso wie der Zugang von Kleinbauern zu Qualitätssaatgut.
Unser Projekt „Capacity Development in Seeds (CD Seed)“ in Äthiopien hat daher die folgenden Ziele:
- Professionalisierung der Nationalen Genbank am äthiopischen Biodiversitätsinstitut (EBI).
- Effizientere Gestaltung der Pflanzenzüchtungsprogramme am äthiopischen Institut für Agrarforschung (EIAR) mit dem Schwerpunkt Gerste.
- Verbesserung des Zugangs von Kleinbauern zu hochwertigem Gerste- und Weizensaatgut.
Das Projekt CD Seed ist eingebettet in ein größeres Programm zur Förderung einer nachhaltigen landwirtschaftlichen Produktivität (SSAP) in Äthiopien, das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziert wird - mit Ko-finanzierung von KWS und dem Deutschen Verband zur Förderung der Pflanzeninnovation (GFPi). Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) leitet das SSAP-Programm und ist daher neben den beteiligten äthiopischen Institutionen ein wichtiger Partner.
„Unsere Zusammenarbeit hilft unseren äthiopischen Partnern, neue Speise- und Braugerstensorten schneller zu entwickeln und ihren Anbau durch Kleinbauern zu fördern.“, so Bettina Haussmann.
Bisherige Aktivitäten und erste Ergebnisse
In Zusammenarbeit mit dem äthiopischen Biodiversitätsinstitut (EBI), der GIZ und dem deutschen Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) wurden folgende Ergebnisse erzielt:
- Mehrere langfristige Schulungen von EBI-Mitarbeitern im Genbankmanagement beim IPK.
- Mehrere kurzfristige Schulungen in Äthiopien in den Bereichen Dokumentation, Erhaltung und Charakterisierung pflanzengenetischer Ressourcen sowie Aspekte des Genbankmanagements.
- Rückführung von 7.200 in Äthiopien verlorenen Gersten- und Weizenproben.
- Bereitstellung von Ausrüstung und Material für Genbanken.
- Bau eines Kühlraums.
- Unterstützung bei der Charakterisierung der genetischen Ressourcen von Gerste und Weizen, um deren Nutzung zu erleichtern.
Diese Aktivität wurde gemeinsam vom Äthiopischen Institut für Agrarforschung (EIAR), KWS, GFPi und der GIZ-Äthiopien mit folgenden Ergebnissen durchgeführt:
- Bereitstellung deutscher Elite-Gersten- und Weizensorten zur Übertragung von Getreidequalitätsmerkmalen auf lokale äthiopische Sorten.
- Schulung der Mitarbeiter in grundlegenden Zuchtmethoden, Feldversuchen und Datenanalysetechniken sowohl in Äthiopien als auch in Deutschland.
- Äthiopische Doktorarbeit über Züchtungsstrategien für Anpassung von Gersten an saure Böden (ein noch laufender Prozess).
- Lieferung von Laborgeräten zur Bewertung der Kornqualität.
- Bereitstellung von Bewässerungs- und anderen Feldgeräten, welche den Anbau von zwei Generationen pro Jahr ermöglichen und zur Stärkung der Saatgutproduktion der Züchter beitragen.
- Umstrukturierung des Zuchtschemas, um den Zuchtzyklus zu verkürzen und die Selektionsgewinne zu steigern.
- Teambildung und Identifizierung des verantwortlichen Personals für jeden Schritt des Zuchtzyklus.
- Derzeit geplant: Schaffung von Wertschöpfungskettenverbindungen mit der äthiopischen Malzindustrie, um stabile Märkte und über Lizenzen eine längerfristige Nachhaltigkeit des Züchtungsprogramms zu ermöglichen.
Folgende Fortschritte wurden von der GIZ-Äthiopien und der KWS umgesetzt:
- Bis 2016 ermöglichte unser Projekt mindestens 9.000 Landwirten, mit verbesserten Gersten- und Weizensorten zu experimentieren.
- Seit 2016 fokussieren wir uns auf neun von Landwirten verwalteten Saatgut¬genossenschaften, jeweils drei in Tigray, Amhara und Oromia. Diese werden in der Produktion von zertifiziertem Gersten- und Weizensaatgut sowie bei der Entwicklung von Geschäfts- und Investitionsplänen unterstützt.
- Bau von Saatgutlagern an drei Standorten.
- Erleichterung der Vernetzung von Stakeholdern und des Zugangs der Genossenschaften zu Basissaatgut.
- Über die Genossenschaften beteiligten sich in der Saison 2018-2019 insgesamt 1.035 Landwirte an der Saatgutproduktion und produzierten 1.215 Tonnen zertifiziertes Weizen- und Gerstensaatgut, was einem Gesamteinkommen von rund 384.000 € entspricht. Unter der Annahme einer durchschnittlichen Aussaatrate von ca. 125 kg / ha ermöglicht das erzeugte Saatgut den Anbau der verbesserten Sorten auf insgesamt ca. 9.700 ha.
- In der Saison 2019-2020 wurden insgesamt 983 Tonnen Saatgut produziert, was einem Gesamteinkommen von rund 338.000 € entspricht.
- Bis Ende 2020 entwickelten acht der neun unterstützten Genossenschaften ein profitables Saatgutgeschäft und können als selbsttragend angesehen werden.
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