SBR & RTD: Zwei neue herausfordernde Krankheiten für Zuckerrüben
Die beiden neuen Zuckerrübenkrankheiten SBR ("Syndrome Basses Richesses"/Syndrom mit niedrigem Zuckergehalt) und RTD (Rubbery Taproot Disease) stellen Zuckerrübenanbauer und die Zuckerindustrie vor große Herausforderungen.
Beide Krankheiten SBR und RTD werden durch verschiedene bakterielle Krankheitserreger verursacht. Die SBR-Krankheit ist als Haupterreger mit einem Proteobacterium 'Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus' und als Nebenerreger mit einer Phytoplasma 'Candidatus Phytoplasma solani' (stolbur phytoplasma) verbunden. Die FTE-Krankheit wird hauptsächlich nur mit der Phytoplasma 'Candidatus Phytoplasma solani' (stolbur phytoplasma) in Verbindung gebracht. Diese bakteriellen Krankheitserreger werden von verschiedenen Arten von Zikaden übertragen. Das häufigste Vorkommen der verschiedenen Zikadenarten ist in den verschiedenen Regionen Europas unterschiedlich.
Pflanzen, die von SBR befallen sind, zeigen vergilbte Blätter, die auf dem gesamten Feld zu sehen sind. Die Gefäßbündel sind braun gefärbt, was beim Aufschneiden des Rübenkörper sichtbar wird. Es entstehen neue Blätter, die asymmetrisch geformt sind. Zudem wird der Zuckergehalt deutlich reduziert.
Bei der RTD-Krankheit verfärben sich die Blätter zunächst gelb, welken und sterben anschließend ab. Die Rübe beginnt gummiartig zu werden. Bei starkem Befall kann die Rübe auch anfangen zu faulen. RTD entzieht der Zuckerrübe Wasser, daher wird der Zuckergehalt nicht wie bei der SBR-Krankheit reduziert. Allerdings gehen die Rübenerträge stark zurück. Hinzu kommt, dass die Zuckerrübe kaum gelagert werden kann und auch zu Verarbeitungsproblemen in der Fabrik führen kann.
Symptome:
- Vergilbung der Blätter (weite Fläche über das Feld)
- Krankhafter Blattneuaustrieb (Lanzenblätter)
- Bräunliche Gefäßverfärbung
- Reduzierter Zuckergehalt (bis zu 5 % geringer)
- Reduzierter Rübenertrag (bis zu 30 % geringer)
Hauptvektor:
Pentastiridius leporinus (Schilf-Glasflügelzikade)
Haupterreger:
Ca. Arsenophonus phytopathogenus
Geringfügiger Erreger:
Ca. Phytoplasma solani
Symptome:
- Vergilbung älterer Blätter
- Welken, Nekrose und Absterben der Blätter (abnormales Blattwachstum)
- Wurzelgewebe wie Gummi –> Wirkung auf Lagerung und Verarbeitung
- Zusammentreffen mit biotischem und abiotischem Stress
- Starke Reduzierung des Wurzelertrags
- Sekundärinfektion mit z.B. Macrophomina phaseolina als Folge einer FTE-Infektion möglich
Vektoren:
- Reptalus quinquecostatus (Pfriemen-Glasflügelzikade)
- Hyalesthes obsoletus (Winden-Glasflügelzikade)
- Pentastiridius leporinus (Schilf-Glasflügelzikade)
Haupterreger:
Ca. Phytoplasma solani
Der Erreger ist nicht unbekannt !!
Rubbery Taproot Disease (RTD) "Gummirüben" / Serbien im Jahr 2021, Ćurčić et al. (2021)
Vergleich der Symptome
Symptom | Syndrom Basses Richesses (SBR) | Rubbery Taproot Disease (RTD) |
Trockensymptom | - | + |
Gummigewebe | - | + |
Vergilbungsblätter | + | (+) |
Abnorme Blattform/Nachwachsen | + | - |
Symptome an Gefäßbündeln | + |
- |
Legende: + bedeutet hauptsächlich vorhandene Symptome; - bedeutet Symptome, die überwiegend nicht vorhanden sind
Kontrollmaßnahmen
Anwendung von Insektiziden schwierig:
- Hohe Zikadenpopulation
- Hohe Mobilität der Zikaden
- Zikaden-Invasion über mehrere Wochen
- Unzureichende Persistenz von Insektiziden
Intensive Forschung und Untersuchung geeigneter Pflanzenschutzmittel, Saatgutbehandlungen, Abwehrmittel
Fruchtfolge:
Späte Folgekulturen nach Zuckerrüben (Sommerkulturen) können den Lebenszyklus des Zikaden unterbrechen
Nutzpflanzenbewirtschaftung:
Kontrolle von Stressfaktoren wie Cercospora, Nematoden, Unkräutern, etc.
- Pflanzen, die am stärksten gestresst sind, sind die empfindlichsten!
- Ziel: robuste Zuckerrübenpflanzen