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Zweizeilige Winterfuttergerste

ein europäisches Zuchtprogramm

Dr. Sandra Dunckel, Leiterin Gerstenzüchtung

09.07.2020

Das zweizeilige Winterfuttergersten-Zuchtprogramm bei KWS hat seinen Sitz in Großbritannien an der KWS Station in Thriplow in der Nähe von Cambridge. Das Programm zielt ausschließlich auf die Herstellung hochwertiger Futtergerste ab und neben Ertrag ist Hektolitergewicht das wichtigste Qualitätskriterium.

In Großbritannien sind 80 % der angebauten Wintergerste zweizeilig, während in Frankreich und Deutschland hauptsächlich mehrzeilige Futtergerste angebaut wird. Die Anbaufläche in Großbritannien beträgt im Durchschnitt 420.000 ha und der Markt kann grob in zwei Kategorien eingeteilt werden: ca. 17 % sind Braugerste und ca. 83 % bestehen aus Futtergerste. Aus diesem Grund ist das zweizeilige Winterfuttergersten-Zuchtprogramm der KWS in Großbritannien angesiedelt, mit einer europäischen Ausrichtung und zahlreichen Prüfstandorten in den wichtigsten Wintergerstenmärkten. Ein europäisches Zuchtprogramm hat sich bei der zweizeiligen Gerste bewährt.

Argumente für die Züchtung von zweizeiliger Winterfuttergerste

Der Hauptunterscheid zwischen zwei und mehrzeiliger Winterfuttergerste liegt in der Ährenmorphologie. Im Durchschnitt hat die Ähre einer mehrzeiligen Gerste doppelt so viele Körner wie die einer zweizeiligen Gerste. Wieso soll man nun eine Gerstensorte mit weniger Körner anbauen? Die Antwort ist einfach: Kornqualität. Zweizeilige Gerste neigt generell dazu, größere und regelmäßigere Körner mit besserem Hektolitergewicht zu produzieren, insbesondere in Großbritannien. Die Ährenmorphologie ist auch der Hauptgrund, wieso wir keine zweizeiligen Hybridgerste züchten. Es findet eine geschlossene Blüte ohne hervortretende Staubbeutel statt, so dass die notwendige Kreuzbestäubung und die Produktion von Hybridsamen äußerst schwierig wären.

Winterfuttergersten-Versuchsnetz der KWS in Europa

Winterfuttergersten-Versuchsnetz der KWS in Europa

Das Zuchtprogramm und sein Versuchsnetzwerk

Ziel des Zuchtprogrammes ist es möglichst ertragsreiche Sorten zu produzieren, die auch akzeptable agronomische Merkmale aufweisen. Dazu gehören Strohstabilität, Korngröße und Krankheitsresistenz. Großbritannien hat einige der niedrigsten abiotischen Belastungen und höchsten Erträge in Europa und ist daher ein ausgezeichneter Ort, um die erste Generation von Ertragstests für ein großes Zuchtprogramm durchzuführen. In diesem Schritt werden Tausende von Linien evaluiert und unter den günstigen Bedingungen ist es ziemlich einfach, die besten 5 - 10 % Kandidaten zu identifizieren. Sobald die besten Kandidaten selektiert sind, gehen sie in ein viel größeres Versuchsnetzwerk in mehreren Ländern, einschließlich Deutschland, ein. In Deutschland wird das KWS Material an fünf geografisch unterschiedlichen Standorten von Norden bis Süden getestet. Der Großteil der zweizeiligen Futtergerste wird im Süden von Deutschland in der Region um Bayern angebaut. In dieser Region haben wir Versuchsstandorte in Seligenstadt und Großaitingen. Es folgt ein letztes Testjahr, um über die endgültige Anmeldung in die deutsche Zulassungsprüfung des Bundessortenamtes zu entscheiden.

Mehrzeilige (links) und zweizeilige (rechts) Gerste

Mehrzeilige (links) und zweizeilige (rechts) Gerste

Die Zuchtmethoden und ihr Erfolg in UK

Das Zuchtprogramm konzentriert sich auch darauf, die besten Linien so schnell wie möglich zu identifizieren und sie als Eltern für den nächsten Kreuzungszyklus zu verwenden. Wenn wir schnelle Zuchtzyklen mit einer genauen Auswahl der Elite-Linien kombinieren können, sind wir auf dem Weg zum Erfolg. Die Genomische Selektion hat bei diesem Selektionsprozess enorm geholfen, und es ist jetzt Routine für uns, Zykluszeiten von drei oder vier Jahren zu haben. Dieser schnelle Prozess hat es dem Programm in den letzten zehn Jahren ermöglicht, das dominierende Winterfuttergersten-Zuchtprogramm in Großbritannien zu werden. Unser Marktanteil liegt im Jahr 2019 bei rund 56 %, gefolgt von Limagrain mit 17 % und Syngenta mit 15 % Marktanteil.

Die Entwicklung in Europa

In Frankreich beträgt der Anteil zweizeiliger Futtergerste nur etwa 30 % und wird hauptsächlich im Westen und Süden angebaut. In diesen Regionen sind die Merkmale Ertrag, Hektolitergewicht, Standfestigkeit und Krankheitstoleranz, hauptsächlich gegen das Gelbverzwergungsvirus, gefragt. KWS hat ca. 30 % des Marktanteiles in diesem Sektor. In Deutschland ist KWS mit 43 % Marktanteil Marktführer im Wintergerstensegment. Klares Ziel ist der weitere Ausbau des zweizeiligen Segmentes.

KWS MOSELLE war im letzten Jahr die ertragsstärkste neu zugelassene zweizeilige Sorte mit Gelbmosaik-Virus-Typ1-Resistenz. Die Futtergerstensorte kombiniert diesen Ertrag mit einer sehr guten Blattgesundheit mit besonderer Stärke bei Mehltau und Zwergrost. In den Landessortenversuchen in Bayern und Baden-Württemberg schnitt KWS MOSELLE 2019 bereits hervorragend ab.

Fazit:

Das erfolgreiche europäische Zweizeiler-Zuchtprogramm bringt leistungsstarke Sorten hervor.
Diese werden im deutschen Markt getestet, sodass für die Region angepasste Sorten selektiert werden. Ein aktuelles Beispiel ist die Sorte KWS MOSELLE. Weitere ertragsstarke Sorten befinden sich in der Zulassung.

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Henning Hansen
Henning Hansen
Produktmanager Weizen / Gerste
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