Welcher Aussaattermin ist anzustreben?
Wenn es um die Definition einer Früh- bzw. Spätsaat im Winterraps geht, dann wird sich beispielsweise ein Landwirt aus dem Rheinland nie einig mit einem der Höhenlagen in Thüringen sein – zumindest was das Datum angeht.
Die Tendenz zu immer milderer Herbst- bzw. Winterwitterung und die Frohwüchsigkeit der aktuellen deutschen Rapssorten lassen die Aussaattermine in der Praxis tendenziell nach hinten wandern. Solche Bedingungen können dann unter Umständen einem Frühsaattermin gleichen. Demgegenüber begegnen vielen Rapsanbauern zahlreiche Herausforderungen, wie z. B. vermehrtes Auftreten des Rapserdflohs, zunehmende Trockenheit im Laufe des Sommers oder stärkere Beeinträchtigung durch die Vorfrucht (z. B. bei Vorfrucht Weizen und Strohverbleib – schlechtere N-Verfügbarkeit). Dies kann die Herbstentwicklung negativ beeinträchtigen und gegen den Trend einer früheren Saat überlegenswert machen.
Herausforderung Frühsaat: Erhöhte Gefahr für Befall mit Kleiner Kohlfliege und Kohlhernie möglich.
Was muss eine moderne Rapssorte erfüllen, um beiden Szenarien gerecht zu werden und dem Landwirt die maximale Flexibilität in der Aussaat, unabhängig von der Herbstwitterung, zu ermöglichen?
Das Ziel der Herbstentwicklung ist es, kräftige Rapspflanzen zu etablieren, die mindestens 8–10 Blätter, einen Wurzelhalsdurchmesser von 8–10 mm und eine Pfahlwurzellänge von ca. 20 cm gebildet haben. Das ermöglicht dem Raps eine gute Anlage von Ertragsorganen und ausreichende Reserven in den Speicherorganen für einen zügigen Start im Frühjahr. Zusammengefasst muss die Pflanze frohwüchsig sein und schnell ausreichend Biomasse bilden können. Andererseits darf die Pflanze nicht überwachsen und in die Streckungsphase (Vegetationskegel länger als 2 cm gestreckt) vor Winter gehen. Die Gefahr der Auswinterung steigt sonst massiv. Die klare Anforderung ist also eine Kombination aus einer Frohwüchsigkeit vor Winter mit einer geringen Neigung zur Stängelstreckung im Herbst.