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Weizenspätsaat – was ist zu beachten?

Sortenwahl und Anbautechnik bestimmen den pflanzenbaulichen und damit wirtschaftlichen Erfolg bei späten Aussaatterminen. Die Gründe für eine späte Aussaat bei Winterweizen sind vielfältig. Widrige Witterungsbedingungen, Vorfruchtprobleme oder ganz einfach arbeitswirtschaftliche Aspekte geben jährlich Anlass zum Nachdenken über Sortenwahl und Anbautechnik. Welchen entscheidenden Einfluss diese beiden Komponenten auf die Höhe des Ertrages haben, wird im nachfolgenden Bericht verdeutlicht.

Was sind Spätsaaten?

Die Bestockung und der nachfolgende Übergang in die generative Wachstumsphase (Schossen) unterliegen dem sogenannten Vernalisationsreiz (Kältereiz) und dem Einfluss der Tageslänge. Nur wenn das Getreide nach der Saat über eine gewisse Zeitspanne einem Kältereiz ausgesetzt ist, gelangt es im Frühjahr in die Schossphase, deren Beginn unter sogenannten Langtagsbedingungen (mehr als 14 h Sonnenscheindauer) stattfindet.

Die Ansprüche der Sorten an die Vernalisation sind unterschiedlich, lassen sich jedoch nur grob umreißen. Danach haben Weizensorten maritimer Herkunft geringere Ansprüche an die Intensität dieses Kältereizes als kontinentale Abstammungen. Es ist ersichtlich, dass die Definition von Spätsaaten entscheidend von der verfügbaren Zeitdauer der Vorwinterentwicklung bzw. von der ausreichenden Pflanzenentwicklung bis zum Übergang in die Schossphase abhängt. Die Tabelle gibt hierzu einen Überblick.

Aussaatzeiten bei Winterweizen

Vegetations-
Ende
Vegetations-
Beginn
Aussaatzeit      
    früh normal spät sehr spät
Okt. April 15.09. 25.09. 10.10. nach 10.10.
Anf. Nov. April 20.09. 01.10. 15.10. nach 15.10.
Mitte Nov. März 25.09. 05.10. 20.10. nach 20.10.
Ende Nov. März 05.10. 15.10. 01.11. nach 01.11.
Dez. März 15.10. 01.11. 01.12. nach 01.12.

Notwendige Sorteneigenschaften für Spätsaaten

Die Erfahrungen der letzten Jahre belegen, dass die Aussaat von Winterweizen in Abhängigkeit von Standort und Jahr bis in den Dezember erfolgen kann. Generell sind jedoch Wechselweizen („winterharte Sommerweizen") bei späten bis sehr späten Aussaatterminen im Mittel der Jahre Winterweizensorten überlegen. Erst bei einer Frühjahrsaussaat sollten "reine" Sommerweizensorten zum Einsatz gelangen.

Checkliste für die Spätsaateignung von Winterweizensorten

  • zügige Jugendentwicklung – hohe Vitalität im Herbst
  • ausreichende Winterfestigkeit
  • hohes Regenerationsvermögen (Wurzelentwicklung)
  • geringere Standfestigkeit möglich
  • frühe bis mittlere Abreife
  • ausreichendes Ertragspotenzial auch bei später Saat

Anbautechnik anpassen

Nach der Sortenwahl muss das Hauptaugenmerk auf der Aussaatstärke liegen. Die zeitlich begrenzte Bestockung der Spätsaaten sollte durch eine erhöhte Keimpflanzenzahl ausgeglichen werden. Weiterhin sind bei der Bemessung der Saatgutmenge die Bestellbedingungen und die Ertragsbildung der Sorten mit Zu- oder Abschlägen zu berücksichtigen. Spätsaaten erfordern eine vergleichsweise hohe Andüngung zum Vegetationsbeginn im Frühjahr. Die absolute Höhe der N-Gabe ist jedoch dem Pflanzenbestand anzupassen.
Auch im Hinblick auf die Halmstabilisierung sind Spätsaaten gezielt zu behandeln. In der Regel kann der Einsatz von Wachstumsregulatoren deutlich reduziert werden, weil zum einen der Lagerdruck bei Spätsaaten nicht so hoch ist und zum anderen die Anwendung später und damit in einem „wüchsigeren" Zeitabschnitt – und dann mit stärkerer Einkörnung - erfolgt.

Festzuhalten bleibt:

Spät gesäte Winterweizenbestände finden andere Rahmenbedingungen vor als Normalsaaten. Vitale und regenerationsfreudige Weizensorten kompensieren bei angepasster Anbautechnik die Nachteile bis zu einem gewissen Grad, dies gilt es gezielt zu nutzen.

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