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Fütterungs-Ratgeber
Bereich: Milch

Milchmengen und Milchinhaltsstoffe

Milchmengen und Milchinhaltsstoffe lassen die besten Rückschlüsse auf die Fütterung zu.

Für die Bewertung sollten 3 Gruppen unterschieden werden:

  • Frischmelkende im 1. Drittel der Laktation (0-100 Melktage)
  • Mittellaktierende im 2. Drittel der Laktation (100-200 Melktage)
  • Spätlaktierende / Altmelker im letzten Drittel der Laktation (> 200 Melktage)


Interpretation der Milchleistung

  • Einstiegsleistungen der Tiere verraten viel über den Gesundheitszustand und die Fütterung während der Trockenstehphase
  • Färsen sollten im Schnitt 27-30 kg Milch pro Tag im 1. Drittel der Laktation geben
  • Mehrkalbstiere sollten 35 kg bis > 40kg Milch pro Tag im 1. Drittel der Laktation geben
  • bei guter Tiergesundheit und angepasster Fütterung sollte das Milchhaltevermögen der Herde stabil bei > 80% liegen, das heißt der Milchleistungsabfall im Vergleich zur MLP des Vormonates sollte bei 80% der Herde nicht höher als max. 5 kg Milch pro Tier betragen
  • der Milchleistungsabfall zwischen den einzelnen Laktationsdritteln sollte im Durchschnitt der Herde 5-6 kg nicht überschreiten
  • bei stärkerem Milchleistungsabfall in der Herde sollte das Augenmerk, neben der Kontrolle des Gesundheitszustandes, vor allem auch auf die Fütterung gerichtet sein!
    • Futterqualität- und zusammensetzung, Energiedichte, Futteraufnahme kontrollieren


Interpretation der Fett- und Eiweißgehalte der Milch

  • sind abhängig von Genetik und Fütterung
  • ein wichtiges Kriterium in einer Herde und beim Einzeltier ist das Fett:Eiweiß-Verhältnis
  • Ziel Fett:Eiweiß = 1,1:1 bis max. 1,4:1
  • Verhältnis < 1,1:1 ist bei Fettgehalten < 3,3% ein Hinweis auf Acidose
  • Verhältnis > 1,4:1 ist bei hohen Fettgehalten in Kombination mit schwachen Eiweißgehalten (< 3,2%) Anzeichen für starken Körperfettabbau (Ketose)
  • schwache Eiweißgehalte < 3,2% deuten generell auf einen Mangel an Energie hin
  • hohe Eiweiß- und Fettgehalte, vor allem im letzten Drittel der Laktation, sind Anzeichen für energetische Überversorgung (Achtung bei Eiweiß > 4,0%; Fett > 4,5%); Körperkondition beachten!


Interpretation des Milchharnstoffgehaltes

  • spiegelt sehr gut die Versorgung des Pansens mit Protein/Stickstoff wider
  • Zielwert für den Milchharnstoffgehalt liegt zwischen 200 ppm und 250 ppm
  • Werte < 200 ppm deuten auf Eiweißmangel im Pansen hin
  • Werte > 250 ppm deuten auf eine Eiweißüberversorgung hin
  • Harnstoffwert reagiert nach Fütterungsumstellung innerhalb weniger Stunden
  • stark schwankende Gehalte deuten auf Defizite in der Futtervorlage und Mischtechnik, oder auf stark schwankende Futteraufnahme in der Herde hin
  • bei Weidegang sind die Harnstoffwerte durch den hohen Proteingehalt junger Gräser generell höher anzusetzen
  • Werte von 250-300 ppm, auch bei Weidegang, nicht längerfristig überschreiten wegen Belastung des Stoffwechsels

Zusammenhänge zwischen Milcheiweißgehalt und Harnstoffgehalt in der Milch

Milcheiweißgehalt in %     Milchharnstoffgehalt in ppm Aussage/Bemerkung
Frischmelke Tiere
(0-100 Melktage)
Mittellaktierende Tiere
(100-200 Melktage)
Altmelkende Tiere
(200‑300 Melktage)
   
<3 <3,1 <3,2 <150 Energie- und Proteinmangel
<3 <3,1 <3,2 >300 Energiemangel und Proteinüberversorgung
>3 >3,1 >3,2 >300 Proteinüberhang
<3 <3,1 <3,2 150 - 300 Energiemangel
>3,1 >3,2 >3,3 250 - 350 Leichter Proteinüberhang
>3,1 >3,2 >3,3 200 - 250 Ausgewogene Fütterung


Praxisbeispiel: Energie- und Proteinunterversorgung bei Milchkühen


Harnstoffbericht eines Praxisbetriebes

Jeder abgebildete Punkt im Diagramm stellt die Werte einer Kuh dar.

Quelle: Programm ITB; Fa. dsp agrosoft

Quelle: Programm ITB; Fa. dsp agrosoft

Auswertung nach dem Laktationsstadium zum Diagramm

Lakstionsstadium Proben   Mittelwerte von
  Anzahl in % Mkg Fett % Eiweiß % Harnstoff Zellzahl
5. bis 100. Tag 58 32,2 29,6 4,02 3,14 144 147
101. bis 200. Tag 47 26,1 26,5 4,01 3,33 158 459
über 200. Tag 75 41,7 17,3 4,46 3,65 154 445
Gesamt 180 100 23,7 4,15 3,35 152 329

Quelle: Programm ITB; Fa. dsp agrosoft

  • deutlicher Proteinmangel der Herde in allen Laktationsabschnitten
  • Einsatzleistungen von 29,6 kg Milch im 1. Drittel der Laktation schwach
  • Energiemangel bei Tieren im 1. Laktationsdrittel (Eiweiß im Schnitt nur bei 3,14%)
  • hoher Anteil an Tieren mit Energieüberversorgung im letzten Drittel der Laktation (Fettgehalt im Schnitt bei 4,46%)
  • niedrige Leistungen von < 20 kg Milch pro Tag begünstigen eine Verfettung der Tiere im letzten Laktationsdrittel

Praxisbeispiel: Leistungen in den Laktationsdritteln

Ausschnitt der Leistungen in den Laktationsdritteln aus einer MLP:


Mittelwert der Kühe bis 100 Melktage

Gruppe
Anzahl Tiere % Milch (kg) Fett (%) Eiweiß (%) Harn (mg/l) F:E Eiweiß (g/MJ) ECM (kg)
1. La. 12 48 32,5 3,3 3,27 268 1,01 11,3 29,5
ab 2. La 13 52 34,5 3,11 3,08 264 1,01 11,1 30,3
alle 25 100 33,5 3,2 3,17 266 1,01 11,2 29,9

Mittelwert der Kühe 101 bis 200 Melktage

Gruppe Anzahl Tiere % Milch (kg) Fett (%) Eiweiß (%) Harn (mg/l) F:E Eiweiß (g/MJ) ECM (kg)
1. La. 1 11 21,6 3,95 3,29 267 1,2 10,5 21,3
ab 2. La 8 89 26,1 3,61 3,22 255 1,12 10,8 24,2
alle 9 100 25,6 3,65 3,23 256 1,13 10,8 23,9

Mittelwert der Kühe über 200 Melktage

Gruppe Anzahl Tiere % Milch (kg) Fett (%) Eiweiß (%) Harn (mg/l) F:E Eiweiß (g/MJ) ECM (kg)
1. La. 6 50 23,5 3,76 3,4 270 1,11 11 22,6
ab 2. La 6 50 24,6 3,32 3,32 244 1 11,5 22,5
alle 12 100 24 3,54 3,36 257 1,05 11,2 22,6

Quelle: Programm ITB; Fa. dsp agrosoft

  • schwache Fettgehalte in der gesamten Herde
  • Eiweißgehalte ebenfalls in allen Laktationsabschnitten sehr schwach
  • Anzeichen für sehr niedrige Futteraufnahme und dadurch bedingten Energiemangel
  • Folge der niedrigen Gesamtfutteraufnahme: Acidose
  • starker Milchleistungseinbruch vom 1. zum 2. Laktationsdrittel im Schnitt der Herde = schlechtes Milchhaltevermögen
  • resultiert aus Stoffwechselstörungen im frischmelken Bereich

Praxisbeispiel: Ausschnitt von Einzeltierdaten-Altmelker

La.-Nr. Melktage Milch (kg) Fett (%) Eiweiß (%) Harn (mg/l) F:E
4 233 34,8 4 3,67 239 1,1
2 248 27,6 4,76 3,74 222 1,3
3 261 37,9 5,51 3,97 268 1,4
2 261 25,1 4,84 3,72 268 1,3
6 262 30,9 4,91 3,36 219 1,4
4 267 30,4 4,67 3,63 260 1,3
2 268 17,4 6,3 4,32 288 1,5
1 268 25 4,65 3,57 233 1,3
1 268 30,8 4,85 3,7 238 1,3
2 296 12,4 5,93 4,12 282 1,4
3 316 27,2 3,79 3,35 205 1,1
7 335 30 4,45 3,81 197 1,2
1 340 24,7 4,99 3,93 222 1,3
2 366 21,5 5,07 4,17 226 1,2
3 380 14,5 4,74 3,78 214 1,3
5 443 16,7 4,63 3,85 224 1,2
3 478 5,9 4,64 4,07 200 1,1
3 524 20,8 5,16 4,12 179 1,3
2 583 18,8 5,05 4,13 218 1,2
1 667 24 4,61 4,66 193 1

Quelle: Programm ITB; Fa. dsp agrosoft

  • altmelkende Tiere im letzten Laktationsdrittel dargestellt
  • auffällig: sehr hohe Fett- und Eiweißgehalte = Verfettungsgefahr!
  • vor allem bei Tieren mit niedrigen Leistungen BCS kontrollieren!
  • zu fette Tiere sollten trockengestellt werden
  • wenn nötig, auch vorzeitiges Trockenstellen (BCS <= 3,75)

Blätter- und Labmagen
Dünndarm
Milch
Dickdarm
Ration
Maul und Speiseröhre
Pansen und Netzmagen