Bedeutung und chemische Kontrolle Die wachsende Bedeutung spiegelt sich besonders in der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln zur chemischen Bekämpfung wider. Innerhalb von 15 Jahren stieg der Anteil von Fungiziden zur Kontrolle von physiologischen Blattflecken oder Ramularia-Blattflecken auf ungefähr die Hälfte der in der Gerste zugelassenen Produkte an.
Bei genauer Betrachtung wird deutlich, dass die Vielzahl nur auf wenigen Wirkstoffen beruht, wobei einige nur noch eine schwache Wirkung haben. Selbst ursprünglich sehr gut wirksame Produkte zeigten nach langen Jahren des Einsatzes unerwartet rapide Wirkungsverluste durch die Entwicklung von Resistenzen seitens des Pilzes. Seit dem Jahr 2015 konnte dies anfänglich nur auf wenigen Standorten beobachtet werden, doch werden vergleichbare Wirkungsverluste in der Zwischenzeit weit verbreitet und auch aus anderen Ländern berichtet.
Der einzige Wirkstoff, der bisher eine zuverlässige Wirkung bewahren konnte, bleibt Chlorthalonil. Letztes Jahr wurde aufgrund seines ungünstigen Umweltprofils die EU-Wirkstoffzulassung nicht erneuert und er durfte nur noch innerhalb einer Frist aufgebraucht werden. Ein neu entwickelter Azol-Wirkstoff zeigte in Zulassungsversuchen eine gute Wirkung. Wie die Resistenzentwicklung bei einer breiteren Anwendung verlaufen wird, bleibt abzuwarten, da auch hier kein neuer Wirkungsmechanismus vorhanden ist. Die Wirkungsverluste und der Wegfall des Wirkstoffes Chlorthalonil werden die Bedeutung von Ramularia Blattflecken und das Management in der Gerste erneut verändern, aber nicht den Gerstenanbau an sich in Frage stellen. Bei einer optisch sehr deutlichen Wirkung der Fungizide ist anzumerken, dass die Ertragseffekte in den gezielten Feldversuchen zum Wirkstoff Chlorthalonil am Lehrstuhl für Phytopathologie in Freising im Durchschnitt aller Jahre im Bereich von 4 dt/ha lagen, was eine mangelnde Kontrolle anderer Krankheiten nicht kompensieren kann.