Biologie und Verbreitung
Zur Biologie und auch Verbreitung gibt es immer noch offene Fragen. Sicher weiß man heute, dass eine weite Verbreitung von Ramularia über befallenes Saatgut stattfindet. In der frühen Wachstumsphase wächst der Pilz mehr oder weniger unsichtbar in der Pflanze, auch ohne diese zu schädigen. Selten findet man im Herbst und/oder Frühjahr auf alten Blättern an der Blattunterseite Konidiosporen mit dem typischen Schwanenhals. Im Frühjahr und Frühsommer begünstigen lange Blattnässephasen mit hoher Einstrahlung die Verbreitung über Konidiosporen und eine Ausbreitung in der Pflanze. Zumindest sind typische Befallsjahre durch beschriebene Wetterkonstellationen geprägt. Auf Böden mit sehr guter Kapillarität ist in der Regel der Befall höher, bedingt durch eine intensivere Taubildung als auf Sandböden. Mit zunehmender Seneszenz der Bestände treten in Starkbefallsjahren erste Symptome ab EC 39 auf. Ramularia tritt immer zuerst an lichtexponierten Blättern auf. Bei feuchter Witterung produziert der Pilz dann auf der Blattunterseite große Mengen an Sporen. Mit dem Sichtbar werden der Symptome setzt die Zerstörung des Blattapparates ein. Die Nekrotisierung wird vorzüglich durch das Phototoxin Rubellin verursacht. Dieses wird vom Pilz produziert und durch Licht aktiviert. Damit erklärt sich auch die Besonderheit, dass zunächst die oberen Blätter zerstört werden.
Gegenmaßnahmen
Je früher der Befall auftritt, umso höher sind die Ertragsverluste. In solchen Jahren kann ein mit Fungiziden gesund gehaltener Bestand fast 14 Tage länger produzieren bzw. Inhaltstoffe ins Korn umlagern, um bis zu 3 t/ha an Mehrertrag zu realisieren. Bei Starkbefall sind auch die Grannen und auch die Körner sichtbar mit Ramularia befallen.
Eine integrierte Kontrolle von Ramularia ist schwierig. Unterschiedliche Saattermine und die Intensität der Düngung zeigen wenig Einfluss auf den Befall. Grundsätzlich sind auch keine gravierenden Sortenunterschiede bekannt. Frühe Sorten scheinen oft anfälliger, weil Ramularia hier früher auftritt. Maßgeblich bestimmt aber die Alterung der Pflanze den Befallsausbruch. Eine leicht höhere Anfälligkeit kann man eventuell bei den zweizeiligen Sorten beobachten. Letztendlich wird der Befall durch die jahresspezifische Witterung bestimmt. Die in den letzten Jahren (in NRW seit 13 Jahren) vermehrt auftretende sonnige und trockene Frühjahrswitterung mit oft intensiven Tauphasen hat die Ausbreitung der Krankheit begünstigt.
Aktuelle Bekämpfungsstrategien
Mit Kombinationen aus Carboxamidfungiziden plus Prothioconazol sind heute nur noch Nebenwirkungen, oft um 50 % Wirkung möglich. Hiermit kann Ramularia nur noch in Regionen mit geringem Befall ausreichend kontrolliert werden.
Nur Chlorthalonil, im Amistar Opti oder Zakeo Opti enthalten, ist dauerhaft wirksam. Die nachlassende Wirkung von Aviator Xpro auf Netzflecken und insbesondere auf Ramularia ist in Versuchen deutlich geworden. Credo mit dem Wirkstoff Chlorthalonil erreicht auch nur knapp 60 % Wirkung gegen Ramularia, was aber nicht auf eine Resistenz beruht. Mit besserer Formulierung durch die Zumischung von z. B. Aviator Xpro oder Input Classic wird die Wirkung auf über 90 % gesteigert.
Auch für Chlorthalonil steht zum Herbst 2019 eine Neubewertung auf europäischer Ebene an. Momentan ist die Wiederzulassung aber sehr unsicher. Dementsprechend haben wir in unseren Fungizidversuchen nach alternativen Lösungen zur Kontrolle von Ramularia gesucht.
Bei 41 % Ramulariabefall in drei Versuchen zeigte Folpan SC und Kumulus (Netzschwefel) im Vergleich zu Amistar Opti eine ansprechende Wirkung gegen Ramularia. Folpan ist im Getreide nicht zugelassen. Inwieweit zukünftig mit Schwefel gegen Ramularia gearbeitet werden kann, muss noch in weiteren Versuchen abgeklärt werden. Auch die Mischbarkeit von Schwefel muss noch genauer überprüft werden. Eine dauerhafte sichere Kontrolle von Ramularia gelingt nachhaltig nur mit dem Wirkstoff Chlorthalonil.