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Getreidezüchtung

KWS Sorten in aller Welt

Kristof Stolze

Kristof Stolze, Global Portfolio Manager Getreide

September 2023

Die Zuchtprogramme für Getreide der KWS unterscheiden sich sehr stark. In diesem Artikel gibt uns Kristof Stolze, globaler Portfoliomanager für Roggen, Weizen und Gerste, einen Einblick in die Besonderheiten einzelner Regionen und die Anknüpfungspunkte unter den Ländern.

Winterweizen

Weizen muss regional betrachtet werden und kann nicht so einfach von einem Land ins Nächste wandern, da die Ansprüche zu unterschiedlich sind. Aus diesem Grund hat KWS jeweils eigene Zuchtprogramme für Winterweizen in Deutschland, England und Frankreich. Und darüber hinaus ein separates Programm für Sommerweizen und Soft Red Winter Wheat in den USA.

Der Weizenmarkt in Frankreich ist mit über 5 Mio. ha der größte Weizenmarkt innerhalb der EU. Die Ansprüche an die Weizensorten fokussieren sich im Norden auf Ertrag und Gesundheit und im Süden eher auf Frühreife und Qualität. Deshalb gibt es in Frankreich zwei unterschiedliche Zuchtprogramme. Viele Sorten, die für den Norden Frankreichs gezüchtet werden, passen auch gut in den deutschen Markt, deshalb prüfen wir diese Sorten im WEIZEN4Ort-Netzwerk.

Mit KWS EXTASE und KWS SPHERE werden auch zwei große französische Sorten in Deutschland vermarktet. Das Hauptziel in Frankreich ist, Baguette-Qualität zu erzeugen, die wichtigsten Qualitätsparameter werden im Alveograph ermittelt. Die südfranzösischen Sorten sind sehr früh und kaum für den deutschen Markt geeignet. Sie verfügen häufig über eine besonders gute Qualität und sind Exportschlager in Italien und Südosteuropa.

Weizenversuch in Frankreich

Weizenversuch in Frankreich

Der Fokus liegt in England sehr stark auf dem Ertrag. Futterweizen hat dort den höchsten Anteil. Das Sortenprofil muss auf die Aussage „short and stiff“ passen. Von Bedeutung ist ein gutes Resistenzprofil, da sich sonst bei dem vorherrschend feuchten Klima Rostpilze oder auch Septoria durchsetzen. Die Sorten werden sehr schnell ausgetauscht, wenn die Resistenz nicht hält.

Eine typische Sorte ist KWS DAWSUM, die neben der Standfestigkeit auch über eine gute Septoriaresistenz verfügt. Mit diesen Eigenschaften hat sie auch Potenzial für andere Märkte.

Mit dem amerikanischen Markt gibt es beim Winterweizen keine Sorten-Interaktion, da die dort angebauten Sorten komplett andere Typen mit anderen Qualitätseigenschaften sind. Für Soft Red Winter haben wir ein eigenes Zuchtprogramm aufgebaut. Beim Sommerweizen dagegen ist es möglich, Sorten aus Europa anzubauen, sodass wir Sorten wie KWS EXPECTUM erfolgreich einführen konnten.

Weizenversuch in Italien

Weizenversuch in Italien

Gerste

Im Gegensatz zum Winterweizen ist Sommergerste ein Wanderer zwischen den Welten. Für die jeweiligen Nutzungsrichtungen haben wir Zuchtprogramme, die europaweit genutzt werden und auch über Europa verteilt ihre Standorte haben. Diese Internationalität spiegelt sich in der Sommergerstenzüchtung wider: Der Züchtungsleiter sitzt in England, das Programm ist in Deutschland zu Hause und viele Züchtungsaktivitäten finden in Frankreich statt.

In Deutschland werden mehrzeilige Winterfuttergersten-Sorten gezüchtet, die für eine hohes Ertragspotenzial stehen. Die Wintergersten aus dem deutschen Programm sind neben dem Heimatmarkt auch weit über Nord- und Osteuropa verbreitet.

In Frankreich wird mehrzeilige Braugerste gezüchtet. Daraus ist die Sorte KWS FARO entstanden, die als kurze und frühreife Braugerste zur größten Gerstensorte in der EU geworden ist. Besonders wichtig für das französische Zuchtprogramm sind die Resistenzen gegenüber den durch Insekten übertragenen Krankheiten wie z. B. das Gelbverzwergungsvirus. Denn in Frankreich habe fast nur noch resistente Sorten Vermarktungschancen und auch in anderen Teilen Europas steigt, durch den Klimawandel bedingt, die Bedeutung der Virusresistenzen.

Das Zuchtprogramm für zweizeilige Futtergerste ist in England zu Hause. Eine erfolgreiche Sorte ist KWS TARDIS, die den Ertragsweltrekord hält. Mehr Informationen über das zweizeilige Winterfuttergersten-Zuchtprogramm finden Sie in diesem Artikel.

Hybridroggen

Hybridroggen ist wie Gerste eine internationale Getreidekultur. Die Züchtungsbasis ist in Deutschland, genauer gesagt in Niedersachsen im beschaulichen Wohlde, und die Sorten wandern von dort in die ganze Welt. Von Kanada bis zum Ural werden dieselben Sorten angebaut. Ein Beispiel dafür ist die Sorte KWS SERAFINO, die mit ihrer besonders guten Mutterkornabwehr weltweit angebaut und gerne für die Fütterung genutzt wird. Die Eigenschaft Winterhärte wird vor allem für Kanada und Osteuropa in einem eigenen Programm verbessert.

Neu im Portfolio ist Sommerhybridroggen. Diese Hybriden können in der späten Herbstaussaat z. B. nach Zuckerrüben ausgesät werden und zeichnen sich dann durch ihr zügiges Wachstum im Frühjahr aus. Die Sorte KWS ALLOCATOR hat in Polen eine Zulassung bekommen und wird nun europaweit verkauft. Besonderes Interesse besteht für diese Sorten in Spanien, da in der südlicheren Hälfte des Landes der Vernalisationsreiz für Winterroggen nicht ausreicht und nur noch Sommerkulturen angebaut werden können. Das Potenzial für den Einsatz in der Fütterung ist dort sehr hoch, da Spanien der größte Schweineproduzent Europas ist.
Mehr Informationen über die Anbaueigenschaften der neuen Sommerhybriden finden Sie im BlickPunkt-Artikel "Erster Sommerhybridroggen".

Zwerghybridroggen ist ein zweites neues Segment, das sich aktuell in der Wertprüfung befindet. Für uns ist dieser Roggentyp eine gute Alternative für Stoppelweizen auf besseren Böden. Er verbindet den geringen Nährstoffbedarf und die Robustheit des Roggens mit der Standfestigkeit des Weizens. Spannend ist dieser Typ z. B. auch in Dänemark, da dort Brotgetreide nur noch ohne den Einsatz von Wachstumsregler erzeugt werden darf.

Fazit

Mit unseren verschiedenen Zuchtprogrammen bieten wir individuelle Lösungen für viele Regionen dieser Erde. Bei allen Unterschieden zwischen den Zuchtprogrammen gibt es mindestens eine große Gemeinsamkeit zwischen den Programmen. Ertrag ist nicht alles, aber ohne Ertrag ist alles nichts. Unsere Züchtungsteams arbeiten mit Hochdruck daran, dass jede Sortengeneration ein bisschen besser wird und unter den Rahmenbedingungen aus Markt, Umwelt und Politik das Maximale für die Landwirtschaft herausholt.

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