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    Fallzahl und Rohprotein

Qualitätsweizen – fokussiert bei der Sortenwahl bleiben

Winter 2023

Lässt man den Witterungsverlauf bis zur Ernte des Weizens in diesem Jahr Revue passieren, dann war es ein auf und ab im Hinblick auf die Wasserversorgung. Während die klimatische Wasserbilanz über Winter sehr positiv war, startete der Frühling trocken und kalt. Es folgte allerdings rasch eine anhaltende Tiefdruckphase und erst in der zweiten Maihälfte setzte sich trockenes und warmes Wetter durch, was zu einer rasanten Abtrocknung der Böden führte. Aufgrund der hohen Temperaturen im Juni und Juli wurde der Weizen zügig erntereif.

Der anhaltende Regen verzögerte den Abschluss der Ernte jedoch bis Ende August und mit jedem Tag, an dem die Mähdrescher nicht fahren konnten, wurde die Qualität zu Futter. Dies spiegelte sich im Wesentlichen in niedrigen Fallzahlen wider. Auswuchs an der Ähre war zunächst insbesondere an Beständen mit Lager zu finden. Die Umsetzungsprozesse im Korn führten zum Stärkeabbau, was sich auch in reduzierten Hektolitergewichten und entsprechenden Erträgen widerspiegelte.

Fallzahlen ein regionales Problem

Die Fallzahl war in diesem Jahr zwar von großer Bedeutung, allerdings nicht in allen Regionen. Wie die Untersuchungen des Max Rubner-Instituts (MRI) (Abb. 1) verdeutlichen, war der Anteil an Proben (in %) mit einer Fallzahl von < 220 Sek. in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen am größten.

Im Vergleichsjahr 2010 waren vor allem die östlichen Bundesländer und der Süden durch witterungsbedingte Ernteverzögerungen mit niedrigen Fallzahlen betroffen.

Abb. 1: Regionale Fallzahlunterschiede

Abb. 1: Regionale Fallzahlunterschiede

Ein Rückblick in die MRI-Untersuchungen der letzten fünfzehn Jahre (Abb. 2) zeigt, dass nur in drei Jahren größere “Fallzahlprobleme” in Deutschland auftraten. 2010 lagen dabei 52 Prozent der Proben bei < 220 Sek., in den Jahren 2011 und 2023 zwischen 30 bis 41 Prozent der Proben. Die Trockenjahre 2013, 2018 und 2019 waren hingegen durch entsprechend hohe Fallzahlen (> 300 Sek.) geprägt.

Es gibt nach wie vor sortentypische Unterschiede und viele Sorten haben auch in diesem Jahr ihre Einstufung des Bundessortenamts (BSA) bestätigt. KWS IMPERIUM (BSA-Einstufung: Fallzahl 9; FZ-Stabilität: +) erreichte in den Landessortenversuchen in Niedersachsen trotz widriger Erntebedingungen den höchsten Durchschnittswert mit 225 Sekunden. Es gibt allerdings auch Sorten, vor allem aus dem früheren Reifebereich, die lange erntereif auf dem Acker standen und damit ihre Einstufungen nicht halten konnten.

Abb. 2: Rückblick – Fallzahlqualitäten seit 2008

Abb. 2: Rückblick – Fallzahlqualitäten seit 2008

Rohproteingehalt auf Vorjahresniveau

Neben der Fallzahl ist für die Qualitätsweizenbeurteilung nach wie vor der Rohproteingehalt (RP-Gehalt) entscheidend. Auch wenn dieser seit 2019 nicht mehr Bestandteil der Einstufung des BSA ist, richten sich die Abrechnungsmodalitäten des Handels, insbesondere für den Export, nach wie vor nach dem RP-Gehalt – die Erfüllung der übrigen Kriterien vorausgesetzt. Sicherlich spielen für die verarbeitende Branche Parameter wie die Qualität des Kleberproteins eine größere Rolle, solange es allerdings keine Schnellverfahren für eine valide Bestimmung gibt, bleibt der RP-Gehalt entscheidend.

Die diesjährige Ernte weist im Schnitt einen RP-Gehalt von 11,9 % auf Vorjahres-Niveau auf. Durchschnittliche Werte von ≥ 13 % wurden laut MRI nur in Thüringen gemessen. Die Abb. 3 zeigt die Tendenz des RP-Gehalts in Deutschland seit 2008. Auch mit Blick auf die neue Düngeverordnung wird die Erfüllung der Exportkriterien zunehmend schwieriger.

Erstmalig hat das BSA in diesem Jahr das Merkmal Stickstoff-Effizienz (N-Effizienz) in der Beschreibenden Sortenliste aufgeführt. Diese wird als Verwertung des aus Düngung und Nachlieferung des Bodens zur Verfügung stehenden Stickstoffangebotes in Kornstickstoffertrag definiert. Dieser Ertrag ist das Produkt aus Kornertrag und RP-Gehalt. KWS DONOVAN ist dabei der einzige A-Weizen, der die BSA-Note 7 erhalten hat und neben hohen Kornerträgen eben auch sichere und hohe RP-Gehalte aufweist.

Abb. 3: Entwicklung des Rohprotein-Gehaltes

Abb. 3: Entwicklung des Rohprotein-Gehaltes

Sortenwahl beeinflusst Proteingehalt

Bei der Erzeugung von Qualitätsweizen spielt die gezielte Sortenwahl eine maßgebliche Rolle. Aufgrund des diesjährigen Ernteverlaufs sind die Parameter Fallzahl und -stabilität wieder mehr in den Fokus gerückt. Dies sollte allerdings bei der Sortenwahl nicht überbewertet werden.

Im Schnitt der Jahre ist die Fallzahl meist kein Thema. Bei widrigen Erntebedingungen gilt es nach wie vor, Sorten mit geringer Fallzahlstabilität vorrangig zu dreschen. Das wichtigere Kriterium bei der Sortenwahl im Qualitätsweizenbereich bleibt der RP-Gehalt. Die zulässigen Stickstoffbedarfswerte machen es nicht einfacher, die geforderten Qualitäten zu erreichen. Durch das Merkmal Stickstoff-Effizienz in der BSA gibt es nun auch die Möglichkeit, Sorten auszuwählen, die ertragreich sind und hohe RP-Gehalte liefern.

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Henning Hansen
Henning Hansen
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