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Trockengeschädigter Mais – Silomaisernte retten?

Kurz gelesen:

1.

Optimaler Erntezeitpunkt von trockengeschädigtem Mais liegt zwischen einem TS-Gehalt von 26 - 28 %.

2.

Achten Sie auf folgende Punkte:

  • Kurze Häcksellängen wählen (6 bis max. 10 mm)
  • Einhaltung der gängigen Silierpraxis (Verdichtung, dünne Schichtdicke)
  • Das Risiko der Nacherwärmung durch hohe Restzuckergehalte
  • Sickersaft entsteht durch geringe TS-Gehalte

3.

Hohe Umgebungstemperaturen während der Ernte erschweren den Siliervorgang.

Silierung von trockengeschädigtem Mais mit passendem Siliermittel absichern.

4.

Geringerer Futterwert, abhängig vom Reifegrad und Zustand bei der Ernte.

5.

Durch Ernte von meist jungen Pflanzen ist eine gute Faserverdaulichkeit dennoch gegeben.

Die mögliche Entstehung von nitrose Gasen durch höhere Nitratgehalte im Erntegut kann stark gesundheitsgefährdend sein.

6.

Laden Sie unsere 12 Siliertipps für trockengeschädigten Mais hier als PDF herunter.

Wie Sie den richtigen Erntezeitpunkt finden:

Die Situation um den Mais ist kritisch und stellt viele Landwirte vor die Entscheidung: Frühzeitig Häckseln oder noch Ruhe bewahren?
Die folgende Grafik bietet Ihnen eine Entscheidungshilfe zur vorzeitigen Silomaisernte:

Beachten Sie folgende Punkte für Ihre Entscheidung:

  • Mehrmals pro Woche: Beurteilung der Bestände hinsichtlich Befruchtung und Abreifegrad
  • Nutzen Sie unseren Vitalitäts-Check, um zusätzlich einen Eindruck der Gesamtfläche zu bekommen
  • Sind über 50% des Bestandes schon vertrocknet, muss gehäckselt werden, um eine ausreichende Verdichtung zu gewährleisten
  • Grüne Pflanzenbestände ohne Kolbenentwicklung mit bereits rotem Stängel müssen geerntet werden
  • Trockenmasse kann nur mittels Trockenschrank oder Wringprobe ermittelt werden (Wringprobe gibt auch sehr ungenaues Ergebnis)
  • Kolbenloser Mais sollte nicht mit einem TS > 30% geerntet werden

Wie Sie das Beste aus trockengeschädigtem Mais rausholen:

Das Häckseln und Verdichten ist aufgrund der sehr unterschiedlichen TS-Gehalte innerhalb der Pflanzen eine Herausforderung. Zielgröße ist ein TS-Gehalt zwischen 26 - 28% Gesamttrockenmasse bei kolbenlosen Beständen, um eine gute Verdichtung gewährleisten zu können (je nach Grad der Abreife/Vertrocknung). Es sollte kurz genug gehäckselt werden (6 bis max. 10 mm) und auf eine optimale Logistik bei der Ernte geachtet werden, da die Kombination aus grünen und abgestorbenen Pflanzenteilen die Verdichtung erschweren kann. Vor allem grüne Pflanzenteile entwickeln bei Trockenheit ebenfalls eine gummiartige Konsistenz.

Um bei diesem schwierigeren Erntematerial die optimale Verdichtung zu erreichen, sollten folgende Kriterien unbedingt eingehalten werden:

  • Schichtdicke von max. 20 cm
  • Walzgeschwindigkeit ist optimal bei 2,5 km/h (max. 4 km/h)
  • Keine Zwillingsbereifung
  • Reifendruck 2 - 3,5 bar

Die weiteren Silierregeln, wie ausreichend Vorschub und unmittelbares Abdecken der Miete mit Unterzieh-Folie und Folie, müssen unbedingt beachtet werden. Auch der Einsatz von Siliermitteln ist bei frühzeitiger Ernte abgereifter Bestände umso wichtiger. Da eine Umlagerung von Zucker in Stärke kaum stattgefunden hat, muss im Häckselgut mit sehr hohen Zuckergehalten von bis zu 20% gerechnet werden.

Entwicklung des Zuckergehaltes in der Maisabreife:

Reifestadium Zuckergehalt (g/kg TM)
Milchreife 230
Teigreife 110

Bei Einhaltung der gängigen Silierpraxis ist aus diesem Grund eine ordentliche Vergärung durch Milchsäurebildung mit schneller pH-Wert Absenkung zu erwarten. Die dennoch hohen Restzuckergehalte nach der Silierphase machen die Maissilage allerdings besonders anfällig für Nacherwärmung und Verderb. Auch erhöhte Umgebungstemperaturen bei der Ernte (> 30°C) erschweren den optimalen Siliervorgang und steigern das Risiko für Fehlgärungen. Hier sollte ein Siliermittel mit der Wirkungsrichtung 2 gewählt werden, um die aerobe Stabilität zu fördern. Bei TS-Gehalten < 25% eignen sich für eine sichere Wirksamkeit auch chemische Siliermittel. Diese sind mit höheren Kosten verbunden, wirken in den geringen TS-Bereichen jedoch sicherer als heterofermentative Milchsäurebakterien.

Durch die geringeren Trockenmassegehalte und hohen Restfeuchten in den abgereiften Pflanzen ist mit einem erhöhten Sickersaftanfall zu rechnen. Vor allem bei Lagerung in separaten Silos. Dieser muss mittels trocknen Substrats (Häckselstroh, trockene Grassilage, Trockenschnitzel etc. als Unterlage) aufgefangen werden. Bei einem geringen Anteil an kolbenlosen Flächen empfiehlt sich keine separate Ernte. Hier sollte das kritische Material zusammen mit den besseren Flächen gehäckselt und eingebracht werden. Dabei den kolbenlosen Mais in oberen Bereich einbringen, um eventuellen Sickersaft aufzufangen (nicht ganz oben, da die aerobe Stabilität und Verdichtung schwieriger ist).

Welcher Futterwert ist bei trockengestresstem / kolbenlosem Mais zu erwarten?

Der Futterwert kolbenloser / trockengeschädigter Maissilage ist sehr unterschiedlich. Größte Schwankungen sind im Energie- und Stärkegehalt sowie in der Trockenmasse zu finden. Bei fehlenden oder mangelhafter Kolbenausbildung und deutlich geringere Stärke und somit auch Energiegehalte festzustellen. Hohe Restfeuchten in den jungen, abgereiften Maispflanzen verursachen die geringen Trockemassegehalte. Durch die frühe Ernte und Wachstumsstress sind erhöhte Proteingehalte im Erntegut zu finden. Auch der Rohfasergehalt kann aufgrund des mangelhaften oder fehlenden Kolbens erhöht sein.

Der Erntezeitpunkt hat einen großen Einfluss auf den Futterwert des Silostocks. Trockengeschädigter Mais sollte nicht trockener als 30 % TS geerntet werden, sowohl aus Silagemanagement Sicht als auch im Hinblick auf den Futterwert.

Durch die anhaltende Trockenheit ist die Abreife bei vielen Maispflanzen schon zu beobachten. Ist abzusehen, dass der Kolben nicht weiter ausgebildet wird oder sogar kein Kolben zu finden, sollte frühzeitig gehäckselt werden. Diese Bestände weisen meist eine vergleichbare hohe Faserverdaulichkeit auf, da die Maispflanzen sehr jung sind und die Lignifizierung noch nicht eingesetzt hat.

Nasschemische Analysen von Frischmais, in g/kg TM, LUFA NRW, 2018

  TM Rohasche Rohprotein Rohfett Rohfaser Zucker Stärke NEL
Anzahl 62 62 62 62 62 19 22 59
Mittel 338 54 79 21 298 64 101 5,61
Min 252 35 38 13 220 0 2 5,44
Max 487 81 117 31 396 178 199 5,88

Quelle: Dr. Martin Pries, LWK NRW

Wichtiger Hinweis: Achten Sie auf nitrose Gase!

Silostöcke dürfen nicht vor Erreichen der stabilen Gärphase geöffnet werden. Je höher die Umgebungstemperatur beim Einfahren des Substrats war, desto länger sollte das Silo geschlossen bleiben, da die Abkühlung im Inneren des Silos länger braucht und dies die stabile Gärphase beeinflusst (> 30°C = 8 - 10 Wochen). Witterungsbedingte Stressfaktoren, eine gestörte Wachstumsphase und die frühzeitige Ernte des Maises können erhöhte Nitratgehalte im trockengeschädigten Erntegut verursachen. Dies begünstigt, durch mikrobiellen Umbau verursacht, die Bildung von Nitrose Gasen. Hier ist besondere Vorsicht geboten! Nitrose Gase sind stark gesundheitsschädlich und können beim Einatmen tödlich sein. Sollte sich in einem Silo eine Gärgashaube entwickeln, betreten Sie das Silo nicht und halten Sie Abstand! Die Gashaube wird sich nach einigen Tagen von selbst zurückbilden und schadet dem Silo nicht.

Da Nitrose Gase schwerer als Luft sind, sammeln sie sich bei Windstille in der Regel am Boden oder in Senken. Es besteht die Möglichkeit, dass die Gase auch schon während der Silobefüllung entstehen, insbesondere wenn sich diese über einen längeren Zeitraum hinzieht. Pause während der Befüllung o.ä. sollten daher unbedingt vermieden werden.

Quelle: agrarheute.com / Freiwillige Feuerwehr Raesfeld, 2018

Quelle: agrarheute.com / Freiwillige Feuerwehr Raesfeld, 2018

Bei Fragen bezüglich Silierung, Futterwert oder Risiken, wenden Sie sich gern an Ihren KWS Berater.

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