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Getreide GPS

immer eine Überlegung wert!

Autorin Thekla-Karina Niehoff - Beraterin für Energiepflanzen - LWK Niedersachsen

29.03.21

Getreide GPS hat viele Vorteile im Anbau und kann darüber hinaus Ihre Fruchtfolge erweitern. Worauf Sie bei der Sortenwahl und dem Anbau von Winterroggen-GPS achten sollten, lesen Sie hier.

Vorteile des Anbaus von Getreide ­GPS

Auf vielen Standorten ist bisher der Mais das leistungsstärkste und damit auch weitaus flächenstärkste Substrat für Biogasanlagen. Allerdings haben auch schon viele Landwirte die Vorteile des Anbaus von Getreide zur Erzeugung von Ganzpflanzensilage erkannt. Außerdem gibt es zukünftig noch mehr Gründe, die für den Anbau von Getreide-GPS sprechen, wie z. B. der Maisdeckel. Sehr vorteilhaft ist per se die flexible Nutzungsmöglichkeit von Getreide. Noch bis Mitte Juni kann entschieden werden, ob das Getreide gedroschen oder gehäckselt werden soll. Gelegentliche „Noternten“ von misslungenen Körnergetreidebeständen – wie z. B. in 2020 durch Frosteinwirkung geschädigter Wintergerstenbestände mit sogenannter Laternenblütigkeit und dadurch stark verminderter Kornausbildung – führen allerdings auch dazu, dass die Getreide-GPS Erträge wesentlich geringer ausfallen als es der Standort potenziell ermöglichen würde. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass das Getreide die Winterfeuchte und die im Boden vorhandenen Nährstoffe sehr gut nutzen kann. Die letzten Winter führen uns sehr deutlich vor Augen, dass die Vegetationsruhe deutlich später im Jahr eintritt. Der November 2020 war der wärmste November seit langem, mit viel Wachstum. Die Begrünung über Winter verhindert Erosion und Nährstoffauswaschung.Ein ganz wesentlicher Vorteil von Getreide-GPS ist die frühzeitige Räumung. Dort, wo es die Niederschlagsverteilung und -menge hergibt, ist auch der Anbau einer Zweitfrucht möglich. Das kann zum Beispiel Mais, Sorghum-Hirse oder auch wieder Getreide sein. Hier bieten sich besonders die Kulturarten Hafer oder Triticale an. Hinsichtlich der Verteilung der organischen Nährstoffe im Jahresverlauf bietet der Anbau einer Zweitfrucht eine sinnvolle Möglichkeit, auch in der zweiten Jahreshälfte organische Dünger noch effizient und bedarfsgerecht auszubringen. Dies wird nach den neuen Beschränkungen durch die DüVO 2020 immer wichtiger, denn häufig ist der Lagerraum knapp. Außerdem kann die Zeit nach Getreide-GPS sinnvoll zum Anbau einer Zwischenfrucht genutzt werden. Einige Landwirte führen sogar einen 2-maligen Zwischenfruchtanbau nach Getreide-GPS durch, um damit die Bodenqualität und die Humusbilanz von Energiepflanzenfruchtfolgen erfolgreich zu verbessern. Dies sind ebenfalls Aspekte, die immer wichtiger werden. In kombinierten Energiepflanzen-/Marktfrucht-Fruchtfolgen kann zum Beispiel auch ein nach dem Getreide-GPS folgender Raps von der Strohabfuhr profitieren, da die Herbstentwicklung nicht durch verbleibende Strohmengen auf dem Acker behindert wird. Dies kann besonders nach den neuesten Einschränkungen der Herbstdüngung mit voller anzurechnender Menge auf den verbleibenden Düngebedarf im Frühjahr von großer Bedeutung sein. Auch die Anlage einer Grasuntersaat mit weiterer Nutzung des Grasbestandes oder aber die Mischung von Getreide mit Leguminosen sind möglich.

Auf einigen Standorten ist Getreide-GPS sogar mehr als konkurrenzfähig gegenüber Mais, sowohl beim Gesamttrockenmasseertrag/ha als auch im Deckungsbeitragsvergleich. Die vergangenen 3 Jahre haben gerade in den Futter-baubetrieben deutlich vor Augen geführt, wie schnell die Reserven von Mais und Grünland zu Ende sein können und wie wertvoll dann ein Futtermittel für Rind und/oder Biogasanlage sein kann, welches schon früher im Jahr zur Verfügung steht als Mais. Zunehmende Wetterkapriolen machen eine Risikostreuung in der betrieblichen Substratversorgung essenziell, um akuten Versorgungsengpässen vorzubeugen.

Fruchtfolgen müssen verändert werden

Nicht nur die politischen Vorgaben machen auf vielen Standorten eine Umgestaltung der Fruchtfolgen erforderlich. Bei limitierenden Produktionsfaktoren, wie der Düngung, aber auch immer weiter eingeengten Möglichkeiten im chemischen Pflanzenschutz wird zunehmend offensichtlich, dass einseitige Fruchtfolgen an ihre Grenzen kommen. In maislastigen Fruchtfolgen mit einem insgesamt hohen Anteil an Blattfrüchten wie Mais und Zuckerrüben oder auch Kartoffeln zeigten sich im vergangenen Jahr zum Beispiel auf einigen Standorten schon deutliche Probleme mit der bodenbürtigen Krankheit Rhizoctonia solani. Der Einbau von Getreide in die Fruchtfolgen kann hier eine wesentliche Entspannung bringen. Der Wechsel von Blatt- und Halmfrucht, von Sommer- und Winterung muss zukünftig wieder deutlich mehr bedacht und umgesetzt werden.

Sortenwahl

Prinzipiell können alle Getreidearten zur Erzeugung von Ganzpflanzensilage genutzt werden. Allerdings hat sich neben Wintertriticale besonders Winterroggen als geeignet und hoch ertragreich herausgestellt – sowohl in langjährigen Versuchsserien als auch in der Praxis. In Versuchsserien der LWK Niedersachsen wurden vielerlei langjährige Fragestellungen über verschiedene Aussaat- und Erntezeitpunkte bis hin zu verschiedenen Düngungsversuchen u. a. mit verschiedenen Ausbringtechniken u.v.m. bearbeitet. Jährlich neu werden die Sortenversuche zu Wintertriticale und Winterroggen angelegt, mit den jeweils potenziell bestgeeignetsten aktuellen Silo- und Doppelnutzungssorten. Als sogenannte Doppelnutzungssorten werden solche Sorten mit geprüft, die eine sehr gute Kornertragsleistung aufweisen und aufgrund ihrer weiteren Bestandeseigenschaften insgesamt auch hohe Ganzpflanzenleistungen erwarten lassen. Die Tabelle 1 zeigt die mehrjährig in unseren Versuchen geprüften Winterroggen-Sorten.

Tabelle 1: Mehrjähriger Ertragsvergleich (relativ) unterschiedlicher Winterroggen – Sorten für die GPS­ Nutzung

Tabelle 1: Mehrjähriger Ertragsvergleich (relativ) unterschiedlicher Winterroggen – Sorten für die GPS ­Nutzung

An den Standorten Werlte, Poppenburg und Obershagen erfolgt die Anlage der Versuche zum Winterroggen-GPS. Detailliertere Informationen u. a. zu den Versuchsstandorten entnehmen Sie bitte den Veröffentlichungen zum Getreide-GPS auf der Home-page der LWK Niedersachsen. Es zeigt sich, dass die reinen Silonutzungssorten, wie der KWS PROGAS, den Doppelnutzungssorten ertraglich überlegen sind. Selbst nach langjähriger Prüfung steht er immer noch mit Abstand an der Spitze.

Weiterhin wird aber auch ersichtlich, dass es sehr gut geeignete Doppelnutzungssorten gibt, die ertraglich gut mithalten können, bei gleichzeitig guter Gesundheit und Standfestigkeit, wie z. B. KWS TAYO (Roggen). Die Versuchsergebisse zeigen, dass meist ein sehr enger Zusammenhang zwischen Pflanzenlänge und Ganzpflanzenertrag besteht. Dabei gibt es aber sehr wohl auch lange und gleichzeitig standfeste Sorten, die auch auf Hochertragsstandorten mit einem moderaten Einsatz von Wachstumsreglern sehr gut zu stabilisieren sind.Wie die Tabelle 1 zeigt, sind Ertragsleistungen von über 18 t TM möglich. Hierbei ist anzumerken, dass es sich um Parzellenerträge handelt. Wenn man ca. 10 - 15 % davon abzieht, entspräche das realistischen Praxis-Erträgen.

Exemplarisch sei noch einmal unser Löß-Lehm-Standort Poppenburg (Hildesheimer Börde) mit einer Ackerzahl von 85 BP herausgegriffen, siehe Abbildung 1. Beim langjährigen Vergleich der Ertragsleistung der Getreidearten Roggen und Triticale zeigt sich, dass der Roggen besonders in den letzten Jahren ertraglich sehr gut mithalten kann und die Leistung der Triticale insgesamt sogar leicht übertrifft.

Abbildung 1: Artenvergleich Poppenburg 2013 ­ 2020 (langjährig)

Abbildung 1: Artenvergleich Poppenburg 2013 ­ 2020 (langjährig)

Sortengesundheit

Sowohl die Standfestigkeit als auch besonders die Gesundheit der Sorten werden immer wichtiger. Nicht nur, weil die Möglichkeiten des chemischen Pflanzenschutzmitteleinsatzes immer begrenzter werden, sondern auch, weil in einer geringen Behandlungsintensität ordentlich Einsparpotenzial steckt. Zwar ist die Gesunderhaltung der Bestände für die Methanproduktion nicht ganz so essenziell wie in Druschgetreidebeständen, dennoch lassen sich blattgesunde, nicht nekrotisierte Pflanzenbestände besser verdichten und silieren. In puncto Sortengesundheit und damit verbundener Pflanzenschutzintensität war der Roggen in den letzten Jahren daher meist die vorteilhafteste Getreideart. Der relativ spät in der Vegetationsperiode auftretende Braunrost ist einfach und relativ kostengünstig in den Griff zu bekommen.

Allgemeine Anbautipps

Wenn man bereits von vorne herein plant, Getreide zur GPS-Nutzung anzubauen, so kann es vorteilhaft sein, die Aussaatstärke um ca. 10 % bzw. 30 Kö/m2 zu erhöhen. Eine Aussaat ab Mitte Oktober wird nicht mehr empfohlen, da eine ausreichende Vorwinterentwicklung für eine optimale Ertragsbildung dann nicht mehr gegeben ist.Die Düngung sollte in zwei Gaben erfolgen. Eine Anpassung der Düngerverteilung mit dem Ziel einer hohen Nährstoffausnutzung ist in jedem Fall gerade beim Einsatz organischer Dünger essenziell. Für die GPS-Nutzung ist die erste Gabe tendenziell noch etwas zu erhöhen, um das Massenwachstum zu fördern. Der N-Bedarfswert liegt analog zum Körnerroggen bei 170 kg/ha bei einem Frischmasseertrag von 350 dt/ha (bei 35 % TS).

Alle Anbau­-Vorteile auf einen Blick

  • Erweiterung der Fruchtfolge
  • Flexible Nutzungsmöglichkeiten
  • Erosionsschutz durch Winterbegrünung
  • Frühzeitige Räumung; Zweitfrucht oder Zwischenfrucht möglich
  • Ökonomisch konkurrenzfähig
  • Futterreserve

Im Bereich Pflanzenschutz besteht bei der GPS-Nutzung gegenüber der Körnernutzung einiges an Einsparpotenzial. Wenn eine Herbizidbehandlung notwendig ist, sollte diese tunlichst auf den Herbst verlegt werden. Gezielte Herbstmaßnahmen sind meistens sowohl kosten-günstiger als auch insgesamt effektiver. Der Einsatz von Fungiziden und Wachstumsreglern ist in der Regel besonders auf leichteren Standorten wenig erforderlich. Auf sehr schweren Marschstandorten z. B. bzw. auch bei lageranfälligeren Sorten oder einem hohen Nachlieferungspotenzial des Bodens muss der Wachstumsreglereinsatz entsprechend intensiver ausfallen. Sehr wichtig ist, neben der Mittelwahl auch unbedingt die Wartezeiten zu beachten und die Anwendungen insgesamt nicht zu spät, sondern möglichst zeitig in der Vegetationsperiode zu platzieren. Detaillierte Informationen dazu erhalten Sie bei Ihrem zuständigen Pflanzenschutzdienst.

Die GPS-Ernte sollte bei einem TS-Gehalt zwischen 32 - 35 % erfolgen, was ungefähr dem Stadium Mitte/Ende Milchreife bis beginnende Teigreife entspricht. In diesem Stadium beginnen die Pflanzen sich langsam von grün nach gelb zu verfärben. Der Korn-inhalt sollte aber bei der Nagelprobe noch spritzen und Halmknoten, Grannen und die oberen 2/3 der Blätter noch grün sein. Bei bestimmten Witterungskonstellationen kommt es manchmal sehr schnell zur Überschreitung des optimalen Erntezeitfensters. Dementsprechend sinkt die Futterqualität und falls die Getreide-GPS an Tiere verfüttert werden soll, ist darauf ein besonderes Augenmerk zu richten.

Für eine gute Silage sind Häcksellängen < 8 mm notwendig, Körner und Halmknoten müssen zerkleinert werden. Generell ist Getreide-GPS ein relativ gut zu silierendes Material. Bei erhöhten TS-Gehalten sollten jedoch unter Umständen heterofermantativ wirkende Siliermittel zum Einsatz kommen, die sowohl den Silierprozess als auch die aerobe Lagerstabilität fördern.

Getreide GPS-Ernte

Getreide GPS-Ernte

Fazit

Zahlreiche Vorteile zeigen, dass Getreide-GPS ein sehr flexibles Substrat mit vielen Vorteilen und eine Bereicherung für Energiepflanzen- und Marktfrucht-Fruchtfolgen ist.

Reine Silonutzungssorten, wie der KWS PROGAS, liegen ertraglich vorn, aber es gibt auch sehr gute, gesunde, standfeste und ertragsstarke Doppelnutzungssorten. Die Sortengesundheit spricht in vielen Jahren für eine geringe Behandlungsintensität des GPS-Roggens. Ebenso spricht die zunehmende Anbauwürdigkeit des Roggens auch auf schweren Standorten für eine weiter wachsende Anbaubedeutung dieser hochleistungsfähigen und flexiblen Getreideart. Ein gezieltes Management von GPS-Roggen ist unkompliziert, aber bietet viel Einsparpotenzial und die Chance auf maximale Erträge.

Autor:

Thekla-Karina Niehoff

Beraterin für Energiepflanzen

LWK Niedersachsen

thekla-karina.niehoff@lwk-niedersachsen.de

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