Saatgutbehandlungen richtig testen

Damit ein Produkt in das INITIO Portfolio aufgenommen werden kann, muss es zuvor zahlreiche Tests in Kombination sowie im Wettbewerb mit etablierten Produkten durchlaufen.

Effektiver Schutz der Kombinationen allein reicht dabei nicht aus. Kompatibilität mit etablierten Produkten und Qualität des gebeizten Saatgutes sind weitere essenzielle Punkte. Was einfach klingt, erfordert ein umfangreiches und präzises Testsystem.

Während die Wirksamkeit einer Saatgutbehandlungsrezeptur im Gewächshaus und im Feld unter verschiedenen Umweltbedingungen mehrjährig getestet wird, erfolgt die Qualitätsprüfung des behandelten Saatgutes vor allem im Labor.

Kriterien wie Keimfähigkeit, Fließverhalten in der Sämaschine sowie Abriebverhalten und Staubfreiheit, aber auch die Applizierbarkeit auf das Saatgut stehen hier im Fokus. Zusatzstoffe wie für den Saatgutbereich zugelassene Polymere kommen zum Einsatz, um die Kombination zu optimieren und die zuvor genannten Aspekte positiv zu unterstützen. Die Komplexität steigt dabei mit der Anzahl der Produkte, die miteinander kombiniert werden. Waren die beschriebenen Untersuchungen erfolgreich, finden abschließende Tests auf Großmaßstabsniveau in Saatgutaufbereitungsanlagen unter realen Anwendungsbedingungen statt. Erst wenn hierbei alle Kriterien erfüllt werden, wird eine Produktkombination für die kommerzielle Aufbereitung freigegeben. Insgesamt nehmen diese umfangreichen Tests mindestens drei Jahre in Anspruch.

Vogelschutz in der Entwicklung

Für Maisanbauer in Deutschland bietet KWS unter anderem das Produkt INITIO BirdPROTECT an. Diese Ausstattung bietet neben dem Standardschutz gegen Auflaufkrankheiten und dem stimulierenden Effekt auf den Keimling auch einen Vogelschutz. Der Vogelschutz wird sowohl durch das aktuell enthaltende Vogelrepellent als auch über die ganzheitliche Wirkung der Kombination der Einzelkomponenten erzeugt. Die Pflanze ist vitaler und sie verkürzt durch das schnellere Wachstum das Zeitfenster, in dem der Vogel das Korn aufnehmen kann. Da erwartet wird, dass das derzeit genutzte Standardprodukt für Vogelschutz zeitnah die Zulassung in der EU verlieren wird, arbeiten wir bereits seit einigen Jahren an einer neuen Lösung, welche die Aufnahme des Korns durch Vögel im Sinne eines angepassten Umwelt- und Tierschutzes weiterhin möglichst effektiv verhindert.

Europäisches Test-Netzwerk

Zu diesem Zweck wurde europaweit ein umfangreiches Netzwerk von 49 Feldversuchen aufgebaut (Abb. 2). Hier kann die Effektivität unterschiedlicher Produkte, welche teilweise noch vor der Zulassung stehen, in verschiedenen Umweltbedingungen und bei unterschiedlich starkem Auftreten von Vogelfraß durch z.B. Krähen beurteilt werden. Letzteres stellt auch eine der größten Herausforderungen bei der Beurteilung von Vogelschutzprodukten dar: Vögel sind unzuverlässig. Kommen sie über mehrere Jahre vorhersehbar auf ein ausgewähltes Feld, so bleiben sie diesem bei Versuchsanlage oft fern. Aus diesem Grund ist eine große Anzahl von Feldversuchen erforderlich, um ausreichend Daten generieren und auswerten zu können. Alle Produkte werden in sogenannten Streifenversuchen, in vier bis acht Reihen über eine Distanz von mindestens 100 m getestet. Dieser Versuchsaufbau kommt der landwirtschaftlichen Praxis am nächsten. Die Wirkung wird dabei in jedem Versuch mit dem aktuellen Standardprodukt verglichen. Dieses Test-Netzwerk wird es ermöglichen, bis zum Verbot des aktuellen Vogelrepellents eine neue Lösung erarbeitet und ausreichend getestet zu haben.