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Betriebsbericht

Shrimps statt Schweine – Vom Mast- zum Meerbetrieb

Aquakultur Anlage mit PV (Foto: Damm)

Aquakultur Anlage mit PV (Foto: Damm)

BlickPunkt, Frühling 2025

Als Sven Damm aus Niedenstein für sich die Aquakultur als zukunftsträchtige Alternative zur altbekannten Schweinemast entdeckte, begann für ihn der Prozess einer spannenden Betriebsentwicklung in eine ganz ungewöhnliche Richtung.

Die Landgarnele – Produktionsfakten

  • 12 t Garnelen pro Jahr
  • Energetische Kopplung mit PV und BGA
  • Ca. 1000 m3 Wasser im Kreislauf
  • 2 AK Festanstellung + Teilzeitkräfte
  • Investment von ca. 1,5 Mio €
  • Stabiles Vermarktungskonzept

Wie hat sich Ihr Betrieb im Lauf der Jahre entwickelt, und welche Erfahrungen führten zur Spezialisierung im Bereich Aquakultur?

Wir sind ein klassischer Ackerbaubetrieb mit den für die Region typischen Kulturarten Weizen, Mais, Zuckerrüben und Kartoffeln. Früher hatten wir auch Schweinmast, die wir aber aufgrund der schwierigen Weiterentwicklungs-Situation aufgegeben haben. Seit 2012 betreiben wir zudem in einer Gemeinschaft mit drei weiteren Landwirten eine Biogasanlage. Als ich nach meinem Studium in Göttingen wieder nach Hause kam, stand die Frage im Raum, wie wir den Betrieb so weiterentwickeln können, dass er zukunftsfähig ist und für eine gewisse Zeit auch zwei Generationen davon leben können.

Im Studium bin ich auf die Aquakultur aufmerksam geworden, wobei es da eher um die Fischzucht ging. Neu und wenig verbreitet war damals, dass Fische und auch Garnelen zunehmend in Indoor-Anlagen produziert werden. Ich habe mir dann in ganz Deutschland angeschaut, was in diesem Bereich gemacht wird – diverse Anlagen und Anlagentypen, verschiedene Fischarten und so weiter. Das hat mich jedoch alles nicht ganz überzeugt, was vor allem am Produkt Fisch und seiner Verarbeitung lag. Der Kunde möchte am liebsten ein Fischfilet kaufen, sodass nach der Aufzucht noch die aufwendige Verarbeitung des Fisches folgt. Auch die Vermarktung ist nicht einfach, denn es gibt genügend Quellen für guten Fisch.

Als ich dann die Garnelen kennengelernt habe, fand ich diese besonders spannend, weil sie ein ganz anderes Produkt sind als Fische. Garnelen liegen im Trend und der Verbrauch steigt stetig. Die Garnele als Ganzes ist schon ein fertiges Produkt, das seinen Markt hat. Dies habe ich als Chance gesehen: “Wir können uns bei diesem Projekt ganz auf die Aufzucht konzentrieren und brauchen nicht zusätzlich noch ein riesiges Schlachthaus.” So sind wir dann in den Prozess eingestiegen.

Aufzuchtbecken für große Garnelen

Aufzuchtbecken für große Garnelen (Foto: Damm)

Die Garnele

Die Garnele (Foto: Damm)

Welche Herausforderungen und Erfahrungen haben Sie bei der Umsetzung gemacht?

Zu Beginn haben wir uns mit den unterschiedlichen Anlagen-Technologien am Markt auseinandergesetzt und unsere Anlage zusammen mit einem Ingenieurbüro geplant. In Deutschland steht in diesem Bereich relativ wenig Know-How zu Verfügung.

Uns war vorher bewusst, dass auch eine gut geplante Anlage in der Praxis erst noch ihre Funktion beweisen muss. Und wir mussten erst einmal Betriebserfahrung sammeln – die Tiere kennenlernen. Die Anlagenführung haben wir uns durch Überlegen und dann Ausprobieren ein Stück weit selbst beigebracht. Gerade am Anfang war das für uns ein erheblicher Aufwand, bis sich Aufzucht und Technik etabliert hatten.

Als wir die Entwicklung und ersten Erfahrungen abgeschlossen hatten und in die Vermarktung einsteigen wollten, kam der erste Stolperstein. Wir hatten als Absatzweg viele Vorkontrakte mit der Gastronomie gemacht, die dann durch den Lockdown 2020 komplett wegbrachen, als wir gerade gestartet waren. So mussten wir kreativ werden, um diese Zeit zu überstehen. Wir haben viel direkt an den Endkunden verkauft, unter anderem sogar direkt zu den Kunden nach Hause geliefert, was sehr aufwendig war.

Wie gestaltet sich aktuell Ihre Vermarktung?

Heute ist die Vermarktung wesentlich stabiler. Wir haben drei Säulen. Zum einen den Endkunden, der direkt bei uns bestellen kann (www.die-landgarnele.de), den wir beliefern oder der sich die Garnelen auch direkt bei uns an der Anlage abholen kann. Dann beliefern wir die Gastronomie. Und als drittes arbeiten wir seit zwei Jahren mit dem Lebensmitteleinzelhandel zusammen. Wir haben mit REWE Abnahme-Verträge geschlossen und beliefern deren Fischtheken und z.T. auch Tiefkühltruhen.

Welche Perspektiven sehen Sie für die zukünftige Entwicklung Ihres Betriebes im Bereich Aquakultur?

Mit unserer Anlage haben wir jetzt einen guten, stabilen Stand erreicht. Diese Erfahrung wollen wir zukünftig auch gerne anderen Landwirten zur Verfügung stellen und überlegen gerade, in einer Art „Franchise“-Konzept einzusteigen. Darüber hinaus entwickeln wir aktuell Pläne, um an einem anderen Standort eine Erweiterung zu bauen.

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Ihr Ansprechpartner

Dr. Christiane von der Ohe
Dr. Christiane von der Ohe
Marketing Projektmanagerin
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