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Expertenanalyse

Rapsmarkt – Welche Faktoren beeinflussen die Entwicklung?

David Mielke, ISTA Mielke GmbH – Weltmarktforschungsinstitut

Sommer 2024

Extreme Preisschwankungen haben in den vergangenen zwei Jahren die globalen Märkte für Pflanzenöle sowie Ölsaaten, Getreide, Energie, Düngemittel verändert. Welche Faktoren die Entwicklungen im Rapsmarkt beeinflussen, erläutert David Mielke, Direktor der Oil World.

Nicht nur wetterbedingte Produktionsveränderungen, sondern insbesondere auch politische Ungewissheiten werden in den nächsten Jahren für volatile Märkte sorgen, was die Vermarktung und Entscheidung über die Fruchtfolge und Sorten für Landwirte erschwert. In der EU werden insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Anwendung primärer Rohstoffe in Biodiesel und anderen erneuerbaren Energien (z. B. Sustainable Aviation Fuel = SAF) ein wichtiger Faktor für die Preisentwicklungen der pflanzlichen Öle und damit auch für den Raps sein.

Zusätzlich haben Veränderungen auf dem Weltmarkt einen entscheidenden Anteil an der Entwicklung der Preise für Agrargüter in der EU. Auf dem Weltmarkt wird sich die Dynamik in den nächsten 5 - 10 Jahren durch die Verlangsamung des Wachstums der Palmölproduktion deutlich verändern. Laut aktueller OIL WORLD Schätzung wird sich das durchschnittliche Wachstum der Palmölproduktion von 2,9 Mio. t bis 2020 auf
1,5 Mio. t in den 10 Jahren bis 2030 fast halbieren.

Palmöl hat seine Wachstumsdynamik verloren

Die Verlangsamung des Wachstums der Produktion und des Exportangebots von Palmöl wird die weltweite Abhängigkeit von anderen Pflanzenölen erhöhen. Raps und Sonnenblumen sind aufgrund des relativen hohen Ölgehaltes besser geeignet, um ein globales Produktionsdefizit an Pflanzenölen auszugleichen. Soja ist in erster Linie eine "Protein Saat".

Eine stark steigende Verarbeitung von Soja kann daher ein globales Defizit bei Pflanzenölen nicht lösen, ohne einen Überschuss an Sojaschrot zu erzeugen.

Schon im Jahr 2024 wird die unzureichende Produktion von Palmöl, Raps- und Sonnenblumenöl eine überdurchschnittliche Steigerung der Sojaverarbeitung erfordern, was zu einem Überschuss bei Sojaschrot und damit zu Preisdruck bei Sojaschrot und einer Aufwertung der Sojaölpreise führen wird. Aufgrund der anhaltend knappen Versorgung mit Palmöl könnte sich das gleiche Szenario im Jahr 2025 wiederholen.

Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Produktion von Soja-, Raps- und Sonnenblumenöl ausreichend gesteigert werden kann, um die Versorgungslücke bei Palmöl zu schließen und die globale Nachfrage zu befriedigen.

Steigende Nachfrage nach nachhaltigem Luftfahrttreibstoff (SAF) wird Wachstumsfaktor

Während sich die Wachstumsdynamik in der Biodieselproduktion in den kommenden Jahren verlangsamen dürfte, wird der Bedarf von SAF stark zunehmen. Wenn die SAF-Nachfrage ab 2026 stark ansteigt, werden erhebliche Mengen an Pflanzenölen als Rohstoff benötigt, da die verfügbaren Mengen an Used cooking oil = UCO viel zu gering sein werden.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor für die Rapspreise in den Jahren 2026 - 2030 bleibt die ungewisse Zukunft von pflanzlichen Ölen in Biokraftstoffen. Eine erneute Inflation der Lebensmittelpreise könnte zu Änderungen in den politischen Rahmenbedingungen führen.

Positive Preisaussichten für den Raps

Die aktuellen Aussichten geben positive Signale für die weltweite Rapsproduktion, aber besonders für Standorte mit fruchtbaren Böden und hohem Ertragspotenzial. Doch was bedeutet dies für den deutschen Landwirt?

Rapssaatpreise (cif Hamburg) sind im April 2024 auf 442 € gestiegen, das höchste Niveau seit August 2023, aber immer noch 3 % unter dem Vorjahr. Gestützt werden die Rapspreise aktuell durch die voraussichtliche Verknappung des Inlandsangebots im April/Juni aufgrund der aktuell niedrigen Lagerbestände, der nach wie vor relativ großen Verarbeitung in den Mühlen und einer Verlangsamung der Importe in den letzten Monaten.

Der temporäre Angebotsüberschuss von Rapsöl in der EU hat sich im März und April ebenfalls deutlich abgeschwächt. Die Notierungen in Rotterdam erreichten am 25. April ein 6-Monatshoch von 1072 US-Dollar, was einem Anstieg von 5 % seit dem 11. April entspricht. Im Gegensatz dazu sanken die Preise für Sonnenblumen- und Sojaöl um 1 %, während die Preise für rohes Palmöl in Rotterdam innerhalb von zwei Wochen um 8 % sanken, was die Rapsölpreise zum ersten Mal seit Juli 2023 auf eine Prämie gegenüber den drei großen anderen Pflanzenölen trieb.


Veränderung des Rapsangebots (Mn T)
(Vorräte aus der Vorsaison + Ernte)

Quelle: Oil World

Quelle: Oil World

Globale Verarbeitung von Raps (1000 T)
year-on-year change

Quelle: Oil World

Quelle: Oil World

EU-Rapsangebot verknappt sich 2024/25

Reduzierte Winterraps-Aussaatfläche in der EU und Trockenheit in wichtigen Regionen zu Beginn der diesjährigen Aussaat in Kanada und Australien (vor allem Westaustralien) haben das Risiko eines unzureichenden Angebots im Wirtschaftsjahr 2024/25 erhöht. Die voraussichtliche Verknappung des Angebots in der EU in der kommenden Saison schlägt sich jedoch noch nicht in den Preisen für die neue Ernte nieder.

Der sich abzeichnende Rückgang der EU-Rapsernte von ca. 1,7 Mio. t sowie die geringeren Lagerbestände zu Beginn der 2024/25-Vermarktungsperiode (minus 0,6 bis 0,7 Mio. t) werden jedoch in der nächsten Saison EU-Importe von Raps von knapp 6,8 bis 7,0 Mio. t erfordern, etwa 1,2 Mio. t mehr als im Juli/Juni 2023/24. Dies wird jedoch nur gelingen, wenn die EU-Rapspreise eine ausreichende Prämie gegenüber dem Weltmarkt entwickeln.

Eine erneute große Rapsernte in der Ukraine und die weiterhin schwierige Logistik in den Schwarzmeerhäfen für Exporte in Länder außerhalb der EU deckelt allerdings das Potenzial für Rapspreise in der EU. Ohne größere weitere Wetterprobleme in Kanada und Australien erscheint es daher aus heutiger Sicht höchst unwahrscheinlich, dass das Preisniveau von mehr als 750 € aus 2021/22 in der nächsten Saison erreicht wird.

Die divergierenden Fundamentaldaten von Angebot und Nachfrage haben die EU-Rapspreise schon in der Saison 2023/24 deutlich verändert. Produktionsrückgängen in Kanada und Australien sowie der steigenden US-Nachfrage nach Ölen und Fetten zur Erreichung ehrgeiziger Biokraftstoffziele – die die inländische Verarbeitung anstelle von kanadischen Rapsexporten begünstigen wird – stehen Rekordernten in der EU und in der Ukraine gegenüber.

Die weltweite Verarbeitung von Raps dürfte im Juli/Juni 2023/24 einen Rekordwert von 77,3 Mio. t erreichen, was einem Anstieg von 6,1 Mio. t gegenüber dem Vorjahr entspricht, womit sich der kombinierte Anstieg in den letzten beiden Saisons auf 12,5 Mio. t oder 19 % beläuft. Die größten Zuwachsraten wurden in diesem Zeitraum in der EU-27 (plus 2,75 Mio. t), Kanada (+2,27), China (+2,25), Indien (+2,12) und Russland (+1,2) verzeichnet, was die Produktion von Rapsöl und -schrot entsprechend erhöhte.

Fazit

Die Preisaussichten für Raps sind mittel- und langfristig positiv. Dies sollte trotz steigender Kosten für die Erzeuger zu positiven Deckungsbeiträgen führen. Allerdings bleibt die Abhängigkeit von Weltmarkteinflüssen hoch, was auch in den nächsten Jahren die Volatilität im Rapsmarkt hochhalten wird. Neben den Auswirkungen der Klimaerwärmung auf das Wetter in wichtigen Produktionsländern bleiben politische Entscheidungen bezüglich „renewable fuels“ die größten Unsicherheitsfaktoren.

Autor:

David Mielke

ISTA Mielke GmbH – Weltmarktforschungsinstitut
david.mielke@oilworld.de

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