Sie befinden sich auf der KWS Website für Deutschland. Für diese Seite existiert eine alternative Seite für Ihr Land: Möchten Sie jetzt wechseln?
Jetzt wechseln

Warum wir über die Fruchtfolgen nachdenken müssen

Dr. Ute Kropf, Fachhochschule Kiel, Fachbereich Agrarwirtschaft

Fruchtfolge Leguminosen

Leguminosen werten jede Fruchtfolge auf. Ackerbohnen in einer 5-jährigen Fruchtfolge heben das Ertragsniveau der anderen Kulturen um bis zu 10 %.

05.04.2019

Betriebsoptimierung und betriebswirtschaftliche Zwänge führten zu immer engeren und spezialisierten Fruchtfolgen. Nach fast 30 Jahren geraten diese vor allem aus phytosanitären Gründen immer weiter unter Druck.

Wo liegen die Probleme?

In Marktfrucht-Fruchtfolgen stehen Raps mit 33 % Anteil und Wintergetreide im Wechsel, in der Nähe der Zuckerfabriken konzentriert sich der Rübenanbau und in Körnermaisregionen liegt der Maisanteil in der Fruchtfolge nicht selten zwischen 50 und 100 %.

Im Raps begrenzt der Befall mit Kohlhernie und Verticillium die Erträge. Hinzu kommen die tierischen Schädlinge (Kohlfliege, Rapserdfloh), die nach dem Wegfall der neonicotinoiden Beizkomponenten schon früh die Wurzel befallen. In von Wintergetreide dominierten Fruchtfolgen haben sich Ungräser dramatisch vermehrt, deren Regulation mit Herbiziden auch die Kultur in Mitleidenschaft zieht. Regional treten massive Probleme mit Winterfäulen, insbesondere Typhula, auf.

Auch das Gelbverzwergungsvirus (BYDV) hat ein hohes Verbreitungspotenzial durch den breiten Wirtspflanzenkreis. Im Körnermais sind Maiszünsler, Maiswurzelbohrer und Fusarien weiter auf dem Vormarsch gen Norden.

Futterbaubetriebe (Silomais, Gras, Getreide-GPS) und Schweine haltende Betriebe müssen zusätzlich noch die organischen Dünger in der Fruchtfolge unterbringen. Beschränkungen durch die Düngeverordnung erfordern neue Ideen, auch bedürftige Ackerbaustandorte
mit in ein sinnvolles Düngekonzept einzubinden.

In Kohlenstoff zehrenden Fruchtfolgen muss die phytosanitäre Situation verbessert und der Humusentzug ausgeglichen werden. Dazu gehören Mais und Getreide-GPS starke Rotationen der Biogasbetriebe und der Anbau von Kartoffeln oder Gemüse. Der regelmäßige Verkauf des kohlenstoffreichen und stickstoffarmen Strohs schlägt sich am stärksten in der Humusbilanz nieder und kann nur kostenintensiv durch Kompost oder andere organische Dünger ausgeglichen werden, zumindest soweit es die Düngeverordnung zulässt. Zwischenfrüchte und Gras- Untersaaten sind zwar rechnerisch gut für die Humusbilanz, bringen aber nur Nährhumus, dessen Effekt gerade eine Saison anhält.

Insbesondere für die Erhaltung des Dauerhumus sind lignifizierte Ernterückstände, wie Getreidestroh und Maisstoppeln, wichtig. Damit wird auch schon ein Problem der Humusanalyse sichtbar: In der Analytik wird nicht zwischen Dauer- und Nährhumus unterschieden. Während reine Ackerbaubetriebe vor allem den verholzten Dauerhumus anreichern, akkumuliert sich in den Vieh haltenden Betrieben der Nährhumus. Ein Sonderfall ist das Gärsubstrat: Hier wurde der Nährhumus in der Biogasanlage weitgehend abgebaut.

Möglichkeiten der Fruchtfolge

Um mit veränderten Fruchtfolgen die phytosanitäre Situation zu verbessern und den Humushaushalt zu stabilisieren, werden wir auf die alten Regeln zurückkommen müssen – den Wechsel zwischen Blattfrucht und Halmfrucht sowie Winterung und Sommerung. An Blattfrüchten stehen nur Raps und Rüben zur Verfügung. Diese sollten durch eine sinnvolle Ergänzung von Winter- und Sommergetreide, Mais und/ oder einer Leguminose weiter gestellt werden. In Süddeutschland kommen noch Sonnenblumen in Frage, die aber das Risiko für Sklerotinia erhöhen.

Im Wintergetreide haben sich enorme züchterische Fortschritte gezeigt. Winterroggen ist lange schon nicht mehr nur die Kultur für leichte Standorte: Hybridsorten übertreffen auf besseren Standorten bis 50 BP sowohl im Kornertrag als auch im Masseaufwuchs (als GPS) inzwischen Winterweizen und Wintergerste. Über die Jahre ist Roggen extrem ertragsstabil und fällt unter schlechten Bedingungen nicht stark ab. Ein wesentlicher Grund dafür ist sein enorm gutes Wurzelsystem, welches im Herbst genug Hormone für die oberirdische Differenzierung liefert und im Schossen ein gutes Wasser- und Nährstoffaufschlussvermögen hat. Diesen Vorteil kann er aber nur ausspielen, wenn Krume und Untergrund auch durchwurzelbar sind und keine Störhorizonte vorliegen.

Spätsaatverträgliche Gerste ist eine Option, wenn der Spätsommer warm bleibt und die Gefahr für Infektionen durch Typhula, Rhizoctonia und Fusarien aus dem warmen Boden zu hoch ist oder virusbeladene Läuse unterwegs sind. Sie kann bis Mitte Oktober gedrillt werden und könnte dann auch nach einem früh geernteten Mais stehen. Einige Sorten sind sehr blattgesund und bringen bei Wegfall vieler Fungizide mit gezielter Einmalbehandlung optimale Erträge.

Sommergetreide einzubinden ist sinnvoll, um den Ungrasdruck zu mindern oder dann, wenn ein nasser Herbst die Wintergetreidebestellung vorzeitig beendet. Der züchterische Fortschritt ist enorm: Im maritimen Norden reicht die Assimilationsleistung für 80 bis 90 dt/ha. Hafer hat die besten Pathogene mindernden Eigenschaften durch die Wurzelausscheidungen. Sommergerste ist sehr konkurrenzstark gegenüber Ackerfuchsschwanz. Sommerweizen kann auch bei frosttrockenen Bedingungen schon früh bestellt werden. Für alle Sommerkulturen gilt: Boden geht vor Saatzeit! Lieber warten bis der Boden abgetrocknet ist, als zu früh in ein feuchtes Saatbett zu drillen.

Leguminosen werten jede Fruchtfolge auf. Sie verbessern die Bodenstruktur und reichern die Krume mit Nährstoffen und organischen Rückständen an. Ein wichtiger Punkt sind ausreichend lange Anbaupausen. Je toniger und nasser der Standort, desto langsamer trocknet die Krume und damit die Wurzel ab - Wurzelfäulen sind die Folge. Bei Ackerbohnen ist der Anbauabstand dann 7 anstatt 5 Jahre.

Grüne Brücken

Der Wegfall der Neonicotinoide und vieler anderer Pflanzenschutzwirkstoffe wird das Aufkommen von Schädlingen und Pilzkrankheiten erhöhen. Altaufwuchs der Kulturen und Zwischenfrüchte werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Während Altaufschlag noch mechanisch bekämpft werden kann, dürfen Greeningfähige Zwischenfrüchte bei auftretendem Schaderregerdruck zwar abgemulcht, aber nicht umgebrochen werden. Gerade bodenbürtigen Erkrankungen (Kohlhernie, Verticillium, Fusarien, Rhizoctonia) wird damit massiv Vorschub geleistet und wirkt jeglichen Bemühungen um einen integrierten Pflanzenbau entgegen.

Sauberer Drusch, gute Stroh- und Spreuverteilung und ein gutes Ernterückstandsmanagement sind wichtige Voraussetzungen für eine gesunde Fruchtfolge. Um Ausfallsamen auflaufen zu lassen, müssen Striegel und Walze wieder Einzug halten. Auch Stroh und Stoppeln werden durch UV-Strahlung und den Wechsel zwischen nächtlicher Betauung und Abtrocknung am Tage schneller mürbe als Strohmatten, die im schlecht bearbeiteten Boden vergraben sind.

Bei Zwischenfrüchten ist darauf zu achten, dass sie die Fruchtfolge phytosanitär nicht belasten, aber die Bodenstruktur verbessern und die Humusversorgung absichern. So sind in Raps-Fruchtfolgen Senf und Ölrettich tabu. In Fruchtfolgen mit hohem Getreideanteil dürfen keine Gräser in den Zwischenfrucht-Mischungen enthalten sein.

Fazit

Erweiterte Fruchtfolgen sind eine wesentliche Voraussetzung für die langfristige Gesunderhaltung eines Standortes und Absicherung des Humushaushaltes. Fruchtfolge alleine wird aber nicht ausreichen! Gutes Ernterückstandsmanagement und ein gut durchwurzelbarer Boden sind Grundvoraussetzungen für vitale und gesunde Bestände. Die besten Möglichkeiten ergeben sich aus der Kombination von Acker- und Feldfutterbau, z. B. im Rahmen von Betriebskooperationen.