Das Thema Bodenverbesserung und Bodengesundheit wird auch außerhalb von Fachkreisen breit diskutiert. Warum wird dem Thema so viel Bedeutung beigemessen?
Ganz generell ist der Boden die natürliche und unentbehrliche Lebensgrundlage für Tiere, Menschen und Pflanzen. Für den Landwirt ist der Boden noch mehr. Er ist das, wovon er lebt, er ist sein Kapital, denn intakte Böden tragen dazu bei, nachhaltig Nahrungsmittel zu produzieren. Ohne einen gut versorgten Boden sind Erfolg, Erträge und Wirtschaftlichkeit eines landwirtschaftlichen Betriebes beeinträchtigt.
Was sind die typischen Anzeichen für eine schlechte Bodenstruktur und wo liegen die Herausforderungen, Böden intakt zu halten?
Schlechte Böden erkennt man am Aufwuchs und am Ertrag. Anhand einer Feldgefügeansprache mit einer Spatenprobe kann sich der Landwirt die Struktur, die Textur und auch die Zusammensetzung seines Bodens anschauen. Er sollte locker, feinkrümelig, gut durchwurzelt, reich an Poren und Regenwurmgängen sein und einfach gut nach Erde riechen. Sind einige oder sogar all diese Kriterien nicht erfüllt, so ist dringend Handeln angesagt. Kritisch wird es, wenn der Boden zu Verschlammung neigt, wenn es zu Erosion kommt, die Bodenaggregate nur noch grobe Strukturen zulassen und Verdichtungen auftreten. Böden intakt und gesund zu halten ist für die moderne Landwirtschaft eine wichtige Aufgabe und eine große Herausforderung zugleich. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig: Unter anderem wird der Ackerbau immer weiter optimiert und Betriebsstrukturen haben sich in den letzten Jahrzehnten massiv verändert. Die Technik ist größer und schwerer geworden und mit hohen Auslastungen verbunden, wechselnde Bewirtschaftungsverhältnisse und wirtschaftliche Herausforderungen tragen ebenso ihren Teil bei, dass Böden heute stark beansprucht werden. Gleichzeitig sind diese Böden da aber nur bedingt anpassungsfähig. Hinzu kommen noch Schwankungen bei Witterung und Klima sowie ein spezialisierter Anbau mit zum Teil sehr engen Fruchtfolgen. All das zeigt, dass es nicht den einen Grund für gesunde oder ungesunde Böden gibt.
Sie sind überzeugt, dass der Anbau von Zwischenfrüchten einen Beitrag für den Erhalt und die Verbesserung von Böden leisten kann. Warum?
Ein gut entwickelter Zwischenfruchtbestand in einer sonst vegetationsarmen Zeit – und auch darüber hinaus – ist wie eine prall gefüllte Vorratskammer für das Bodenleben. Mit diesem Nahrungsangebot können Landwirte die Voraussetzung schaffen, „Arbeit“ an andere abzugeben, beispielsweise an Regenwürmer. Sie können wichtige Anteile in der Bodenbearbeitung übernehmen und den Luft-, Wasser- und Nährstoffhaushalt verbessern. Auch die Zwischenfrucht an sich schafft durch ihre Wurzeln im Boden ein verzweigtes Röhren- und Gangsystem. Der Aufwuchs und das abgestorbene Material dienen dem Erosionsschutz durch Wind und Wasser. Zudem bindet die Zwischenfrucht nicht nur Nährstoffe, sie bringt sie, wie das Beispiel der Leguminosen zeigt, auch ins System ein oder macht sie verfügbar.
Gibt es weitere Gründe, warum Sie im Anbau von Zwischenfrüchten so viel Potenzial sehen?
Ja, ich denke Zwischenfrüchte werden künftig ein noch festerer Bestandteil der modernen Landwirtschaft sein. Vor dem Hintergrund immer stärkerer Reglementierungen in Bezug auf Herbizide müssen Betriebe jede verfügbare Möglichkeit der Unkrautkontrolle nutzen. Eine gut bedeckende Zwischenfrucht ist da eine Option. Auch die Nährstoffkonservierung ist für viele Landwirte ein Thema, das weiter verbessert werden kann – sowohl vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Erwartungen als auch aus wirtschaftlichen Gründen. Und natürlich haben wir das große Thema unserer Zeit, die Artenvielfalt. Auch diese wird durch Zwischenfrüchte gefördert. Neben all den Themen kümmern wir uns als Züchter darum, dass wir mit Zwischenfrüchten weiterhin erfolgreich Nematoden bekämpfen können und dass bei den milden Wintern die Zwischenfrüchte auch sicher abfrieren.