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Verzwergungsviren in der Wintergerste

Autoren v.l. T. Will, A. Habekuss und A.-K. Pfrieme

Haferblattläuse (Rhopalosiphum padi) (Foto: T. Will)

Haferblattläuse (Rhopalosiphum padi) (Foto: T. Will)

29.03.2021

Verzwergungsviren treten beeinflusst durch den Klimawandel immer häufiger auf. Über die Hintergründe zur Übertragung und Verbreitung sowie die Schadsymptome von Verzwergungsviren informieren Sie Experten vom Julius-Kühn-Institut.

Übertragung und Verbreitung

Durch Insekten übertragene Viren können in einzelnen Jahren hohe Ertragsausfälle verursachen. Das Ausmaß der wirtschaftlichen Schäden wird hierbei durch Witterungsverlauf, Vektoraufkommen (Insekten) und Saatzeitpunkt beeinflusst. Gerade wärmeliebende Insekten profitieren hierbei vom Klimawandel, was sich unter anderem im zunehmenden Auftreten von Blattläusen und auch Zikaden zeigt. Besonders langanhaltende Perioden mit höheren Temperaturen im Herbst fördern das Auftreten und die Aktivität dieser Vektoren. In den wichtigsten Getreidearten Winterweizen und Wintergerste sind vor allem das durch Blattläuse übertragene Gerstengelbverzwergungsvirus (Barley yellow dwarf virus, BYDV) sowie das durch Zikaden übertragene Weizenverzwergungsvirus (Wheat dwarf virus, WDV) von wirtschaftlicher Bedeutung. Das BYDV zählt weltweit zu den wichtigsten Krankheiten im Gersten- und Weizenanbau. In Europa und Deutschland verursacht vor allem der vorherrschende Stamm BYDV-PAV, hauptsächlich übertragen durch die Haferblattlaus (Rhopalosiphum padi), sowie die große Getreideblattlaus (Sitobion avenae), beträchtliche Schäden. Die Primärinfektion der Wintergerste erfolgt bereits im Herbst durch geflügelte, virusbeladene Tiere, die in den jungen Getreidebestand einfliegen und zügig Larven absetzen. Es kommt zur Ausbildung nestartiger gelblicher Stellen im Bestand. Davon ausgehend breitet sich im Herbst beziehungsweise dem darauffolgenden Frühjahr das Virus aus. In extremen Jahren kann es dabei zu einer flächendeckenden Ausbreitung im Feld kommen, vor allem dann, wenn auf die Herbstinfektion ein milder Winter mit wenigen Frosttagen folgt, den die Blattläuse unbeschadet im Feld überleben.

Schadsymptome

Die Schadsymptome beider Viruskrankheiten an der Einzelpflanze ähneln sich stark, sodass eine zweifelsfreie Unterscheidung der Viren nur anhand einer serologischen Untersuchung (ELISA) im Labor möglich ist.Die Stärke der Symptomausprägungen beider Viren verändert sich im Laufe der pflanzlichen Entwicklung, hängt jedoch auch vom Infektionszeitpunkt ab. Im Herbst infizierte Pflanzen zeigen bereits im November deutliche Vergilbungen, teilweise Verzwergung und eine starke Bestockung, die vor allem beim WDV sehr auffällig ist. Aufgrund der reduzierten Wurzelbildung kann es bei beiden Viren im Verlauf des Winters zu einem Absterben der Pflanzen kommen, was zu Fehlstellen im Feld führt. Das Ährenschieben verzögert sich. Die Anzahl der ausgebildeten Ähren ist stark reduziert und die Körner sind klein, sodass es zu einem verringerten Tausendkorngewicht und Ertrag kommt.

Eine Infektion mit BYDV zeigt sich an streifenförmigen Aufhellungen entlang der Blattadern und Ränder, die sich im weiteren Verlauf zu einer Vergilbung entwickeln. Spätinfektionen führen zu einer Verfärbung des Fahnenblattes. Charakteristisch zeigen sich die gelben Befallsnester im Bestand, die bei einem starken Befall großflächig zusammenwachsen. Der Befall mit WDV beginnt häufig am Feldrand, sodass sich Spots bilden, die mit voranschreitendem Befall ineinander verlaufen. Bereits wenige Wochen nach der Infektion lassen sich die beschriebenen typischen Befallsbilder beobachten. Im Frühjahr erfolgte Infektionen äußern sich durch eine unregelmäßige, von den Blattspitzen ausgehende Vergilbung an den älteren Blättern.

Bekämpfung

Wie bei anderen virösen Erkrankungen ist eine direkte Bekämpfung von BYDV und WDV nicht möglich. Um die Schäden zu begrenzen, sollten Frühsaaten vermieden werden. Ackerbaulich sind beide Krankheiten nur begrenzt beeinflussbar. Hierbei sollte ein besonderes Augenmerk auf der Beseitigung von Ausfallgetreide und Wildgräsern als Virusreservoir liegen. Die effektivste Methode zur Bekämpfung des Gerstengelbverzwergungsvirus stellt der Einsatz eines Insektizids nach den aktuellen Empfehlungen des Pflanzenschutzdienstes dar. Des Weiteren bietet sich der Anbau von BYDV resistenten bzw. toleranten Sorten an. Für die Kontrolle des WDV stehen momentan weder Insektizide noch resistente Sorten zur Verfügung.

Autoren:

T. Will, A. Habekuss und A.-K. Pfrieme (Foto: JKI Quedlinburg)

Julius Kühn-Institut (JKI) – Bundes-forschungsinstitut für Kulturpflanzen, Institut für Resistenzforschung und Stresstoleranz

torsten.will@julius-kuehn.de

Neues Monitoring – Verzwergungsviren in Wintergerste

Im Frühjahr startet die KWS ein Monitoring zur Häufigkeit von Verzwergungsviren in der Wintergerste. Zur Probenerfassung und Datenübertragung nutzen wir eine eigens dafür programmierte mobile App. Für die Züchtung ist dieses Monitoring besonders interessant, um das Vorkommen und die Verbreitung einzuschätzen.

Vermuten Sie bei sich einen Befall mit Verzwergungsviren, dann kontaktieren Sie gerne unseren KWS Getreide-Vertriebsberater aus Ihrer Region hier.

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Henning Hansen
Henning Hansen
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