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Züchterinterview

Trends bei der Sortenentwicklung im Raps

Frühling 2024

Die Rapsanbaufläche hat sich in den letzten Jahren stabilisiert und liegt bei ca. 1,1 Mio. ha, nachdem sie 2019 auf 853.000 ha abgefallen war. Raps ist ein wichtiges Fruchtfolgeglied in Fruchtfolgen mit hohem Wintergetreideanteil. Dabei ist der hohe Vorfruchtwert und das mögliche Resistenz-Management mit Herbiziden gegen schwer bekämpfbare Ungräser besonders zu nennen. Für den Landwirt ist eine hohe Marktleistung sehr wichtig: Dazu braucht er ertragsstarke Sorten, die unter den verschiedenen Einflüssen von Witterung, Schädlingsbefall und Krankheiten hohe Erträge erreichen.

Dr. Andreas Gertz, KWS Rapszüchter

Dr. Andreas Gertz, KWS Rapszüchter

Herr Dr. Gertz, die Anforderungen an eine Sorte sind hoch. Fangen wir mal bei den Krankheiten an. Was hat sich da in der Sortenentwicklung getan?

Im Raps spielen viele Krankheiten eine Rolle. Phoma lingam hatte eine große Bedeutung. Durch die Züchtung ist es aber gelungen, Sorten zu entwickeln, die nicht mehr stark befallen werden. Dies wurde durch zwei verschiedene Strategien erreicht. Zum einen durch eine Basistoleranz, die zwar den Befall nicht vollständig verhindert, aber gegen alle Varianten des Schadpilzes gleich gut wirkt. Und zum anderen durch verschiedene starke Resistenzgene, die den Befall komplett verhindern. Diese haben einen Nachteil: Wenn vor allem Sorten mit demselben Resistenzgen angebaut werden, kann der Schadpilz diese Resistenz überwinden. Darum müssen die Resistenzgene immer zusammen mit der Basistoleranz verwendet und verschiedene Resistenzgene im Wechsel genutzt werden.

Bei einigen älteren Sortentypen gibt es Resistenzüberwindungen: In Teilen Frankreichs zeigt sich dies bei hohem Phoma-Druck, aber in Deutschland wurde bislang noch nichts beobachtet. In Frankreich und Deutschland konnten wir in den vergangenen Jahren schon erste Sorten mit einem neuen Resistenzgen zulassen und vermarkten. Es handelt sich dabei um das Resistenzgen RlmS. ERNESTO KWS war die erste in Deutschland zugelassene Sorte, die dieses Gen trug.

Das Gen hat zurzeit eine sehr gute Wirkung gegen alle Phoma lingam Rassen. Es wirkt auch gegen die weniger gefährliche Phomaform Leptosphaeria biglobosa. Sorten mit einem weiteren neuen Resistenzgen LepR1 wurden bereits in Frankreich zugelassen und stehen für Deutschland in den Startlöchern. Im Zuchtmaterial sind für die Zukunft weitere Resistenzgene vorhanden, die auf ihren Einsatz warten.

Wie ist die Situation bei der Weißstängeligkeit?

Die Weißstängeligkeit (Sclerotinia sclerotiorum) hat eine große Bedeutung im Raps. Diese Krankheit lässt sich züchterisch nicht so gut bearbeiten. Das hohe Schadpotenzial von Sclerotinia sclerotiorum kann zu Ertragsverlusten von 30 % und mehr führen. Daher ist eine Lösung enorm wichtig. Wir haben inzwischen ein Testsystem entwickelt und Unterschiede in der Anfälligkeit von Sortenkandidaten gefunden. Wir erwarten hier für die Zukunft eine Verringerung der Anfälligkeit. Dabei wird es sich nicht um eine völlige Resistenz handeln, aber doch um eine deutliche Senkung des Befalls.

Wie sieht es bei anderen Krankheiten aus?

Weitere Krankheiten sind die Stängelstreifigkeit (Verticillium longisporum) oder die Graufleckenkrankheit (Cylindrosporium concentricum). Gegen beide Krankheiten gibt es keine absolute Resistenz, aber alle unsere Sorten haben eine hohe Toleranz, sodass starke Schäden selten sind. In unseren Züchtungsversuchen wird die Anfälligkeit gegenüber diesen beiden Pilzkrankheiten genau beobachtet.

Wie ist die Situation bei Schädlingen, gerade unter dem Aspekt, dass nur noch mit wenigen Wirkstoffen gearbeitet werden kann und Resistenzen bei verschiedenen Schädlingen ein großes Problem sind?

Der Erdfloh ist einer der Hauptschädlinge. Gegen den Erdfloh wird am häufigsten mit Pyrethroiden gearbeitet, wogegen bereits sehr viele Resistenzen nachgewiesen sind. Das französische Agrarforschungsinstitut Terres Inovia veröffentlichte 2020 Versuchsergebnisse, die an mehreren Orten signifikante Sortenunterschiede beim Befall mit Erdflohlarven pro Pflanze zeigten. Auffallend war, dass die KWS Rapsgenetik den Befall reduzierte. Die Versuche wurden in den letzten Jahren fortgeführt und die in Frankreich vertriebene Sorte FELICIANO KWS war in allen 4 Jahren die Sorte mit dem geringstem Larvenbefall. Diese hoch interessante Eigenschaft wurde in den letzten Jahren auch in Versuchen in Deutschland überprüft. Dabei wurden die französischen Ergebnisse bestätigt. In Deutschland werden aktuell KWS AMBOS und ALLESANDRO KWS mit dem Hinweis InsectPROTECT Erdflohschutz vermarktet. Beide Sorten haben einen geringeren Larvenbefall als Vergleichssorten gezeigt (Abb. 1).

Mit Versuchen in ganz Europa selektieren wir gezielt, um auch zukünftig Sorten anbieten zu können, die unter Befallsbedingungen mit weniger Larven gute Erträge erzielen.

Erdflohlarve

Erdflohlarve

Abb. 1: Sortenunterschiede beim Befall mit Erdflohlarven

Abb. 1: Sortenunterschiede beim Befall mit Erdflohlarven

Wie weit sind Sie bei anderen Schädlingen?

Beim Großen Rapsstängelrüssler und beim Gefleckten Kohltriebrüssler sind wir noch nicht so weit wie beim Erdfloh. Die Situation ist hier auch nicht so kritisch, da die Insektizide noch sehr gute Wirkungsgrade erzielen. Beim Rapsglanzkäfer ist die Situation anders, hier wirken die Insektizide aufgrund stark ausgeprägter Resistenzen nicht mehr so gut. In Regionen mit stärkerem Befall empfehlen wir Sorten mit frühem Blühbeginn. Ab dem Blühbeginn geht das Schadpotenzial vom Rapsglanzkäfer deutlich zurück. KWS EKTOS ist eine Neuzulassung, die sich für solche Situationen eignet. Beim Kohlschotenrüssler und der Kohlschotenmücke werden wir noch Zeit brauchen, um etwas Praxistaugliches anbieten zu können.

Was ist beim Ertrag und dem Ölgehalt zu erwarten?

Vom Bundessortenamt wurden aktuell zwei herausragende Sorten zugelassen, die bereits in allen LSV in Deutschland stehen: KWS VAMOS und KWS EKTOS. Beide Sorten haben im Kornertrag und im Ölertrag die höchstmögliche Note 9 bekommen. KWS VAMOS hat beim Ölgehalt ebenfalls die Note 9 bekommen. Mit seinen agronomischen Eigenschaften eignet er sich für alle Saattermine sowie alle Bodenarten. KWS EKTOS eignet sich für mittlere und späte Saattermine sowie alle Bodenarten und ist sehr frohwüchsig. Er hat einen frühen Blühbeginn, dadurch kann das Schadpotential vom Rapsglanzkäfer gesenkt werden.

Das Interview führte Andreas Krull, Produktmanager Raps.

Fazit

Die Züchtung leistet mit der Entwicklung gesunder Sorten einen wichtigen Beitrag für eine hohe Marktleistung im Rapsanbau. Bei Phoma lingam gibt es züchterisch sehr gute Ansätze und bereits sehr gesunde Sorten. Für die Weißstängeligkeit wird in Zukunft eine Verringerung der Anfälligkeit erwartet. Mit dem Erdflohschutz InsectPROTECT steht eine starke Eigenschaft zur Verfügung. Bei stärkerem Befall mit dem Rapsglanzkäfer sind Sorten mit frühem Blühbeginn empfehlenswert. Die Einbecker Rapszüchtung stellt mit den aktuellen Neuzulassungen erneut sehr leistungsstarke Sorten für den Anbau bereit.

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Ihr Ansprechpartner

KWS Andreas Krull
Andreas Krull
Produktmanagement Raps & Sonnenblume
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