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    Raps

Gezielte Erdflohbekämpfung

Neuer Baustein im Rapsanbau

Juli 2023

Der Rapserdfloh ist deutschlandweit im Rapsanbau einer der Hauptschädlinge und kann zu hohen Ertragseinbußen bis hin zum Komplettausfall von Flächen führen. Beim Befall mit Erdflohlarven gibt es jedoch deutliche Sortenunterschiede im Winterraps.

Erdflohlarven in einer Rapspflanze

Erdflohlarven in einer Rapspflanze

Das renommierte französische Agrarforschungsinstitut Terres Inovia hat dazu bereits im Frühjahr 2020 Zahlen veröffentlicht. Damals wurden an zehn Standorten 18 Sorten unterschiedlicher Züchter auf Erdflohbefall geprüft. Zur Aussaat 2020 und 2021 wurden diese Versuche erneut angelegt und auch KWS hat eigene Tests in Frankreich durchgeführt. Alle Versuche belegen in ihrer Summe eindrucksvoll, dass es signifikante Sortenunterschiede beim Befall mit Erdflohlarven pro Pflanze gibt. Auffallend ist, dass die KWS Rapsgenetik den Befall reduziert. Neben FELICIANO KWS zeigte auch die in Deutschland vertriebene Sorte ALLESANDRO KWS einen deutlich geringeren Larvenbefall als Vergleichssorten aus anderen Züchterhäusern.

Einzelpflanze mit starker Schädigung durch Erdflohlarven

Einzelpflanze mit starker Schädigung durch Erdflohlarven

Im letzten Jahr haben vier Versuchsergebnisse aus Deutschland und Frankreich die französischen Ergebnisse aus den Vorjahren bestätigt. Aktuelle Versuchsergebnisse aus diesem Frühjahr von fünf Standorten aus Deutschland und Frankreich zeigten auch wieder Sortenunterschiede. In der Abbildung 1 ist ein Auszug der geprüften Sorten zu sehen. Die Top Neuzulassung KWS AMBOS hatte dieses Jahr die wenigsten Larven und konnte das gute Vorjahresergebnis bestätigen. Der Stamm steht in der Wertprüfung und zeigt, dass auch neues Züchtungsmaterial diese interessante Eigenschaft trägt.


Abbildung 1:
Sortenabhängiger Befall mit Erdflohlarven

Die Ergebnisse der verschiedenen Studien werden nun in der Züchtung genutzt, um auf einen sortenspezifisch verringerten Befall von KWS Sorten mit Erdflohlarven zu selektieren.

Hierbei wird zwischen zwei Züchtungsansätzen unterschieden. Der erste basiert auf der Reduzierung des Fraßes der adulten Erdflöhe am Hypocotyl, den Keimblättern und an den ersten Laubblättern (Lochfraß), einer reduzierten Eiablage an den Jungpflanzen sowie einem verringerten Einflug adulter Erdflöhe. Dies kann im Rahmen der Rapszüchtung durch die Bonitur des Lochfraßes kontrolliert werden, um dann gezielt zu selektieren.

Der zweite Züchtungsansatz bezieht sich auf die Larven des Erdflohs. Rapssorten mit reduzierter Anfälligkeit haben weniger Larven und die Fraßaktivität der Larven kann verringert sein. Dies kann mit der Berlese-Methode überprüft werden, die sich in internen Versuchen als die genauere Methode erwiesen hat. Bei der Berlese-Methode werden die Pflanzen in einen Trichter gelegt, der wiederum über einer Fanglösung platziert ist. Nach 14 bis 21 Tagen verlassen die Larven die Blattstiele. Durch ihren Instinkt, zur Verpuppung in den Boden abzuwandern, landen sie in dem Behältnis mit der Fanglösung unter dem Trichter. Die Bestimmung des Larvenstadiums ist bei dieser Methode zwar möglich, aber weniger genau, da sich die Larven in der Pflanze weiterentwickeln können.

Berlese Methode

Berlese-Methode

Das ist jedoch von verschiedenen Faktoren abhängig. Wenn die Pflanzen bei warmen und trockenen Bedingungen sehr schnell austrocknen, findet keine weitere Entwicklung der Larven statt. Ist es kühler und feuchter, können sich die Larven weiterentwickeln, wobei sie sich in den nicht mehr vitalen Blattstielen wahrscheinlich unwohl fühlen und sich herausbohren, auf der Suche nach einem anderen Blattstiel. Dabei fallen sie dann in die Fanglösung.

Die Alternative zur Berlese-Methode ist die klassische Pflanzensektion, die jedoch weniger exakt bei der Überprüfung ist. In einem vergleichenden Versuch über verschiedene Sorten wurden mit der Berlese-Methode 23 % mehr Larven gezählt. Bei der klassischen Sektion werden die Blattstiele aufgeschnitten, die Larven gezählt und das Larvenstadium bestimmt. Die Bestimmung des Larvenstadiums ist bei dieser Methode zwar sehr genau, für den Schaden, den die Larven verursachen können, ist die Gesamtzahl von Larven jedoch entscheidender, denn in der Natur können sich die Larven bis zur Abwanderung in den Boden normal entwickeln. Und bis zur Abwanderung fressen sie in der Pflanze und schädigen sie.


Empfehlung für die Praxis

Das Wissen aus den Versuchen der letzten Jahre können Landwirte bei ihrer Anbaustrategie berücksichtigen. In Regionen mit jährlichem Erdflohbefall sollten geeignete Sorten ertragsstark und umweltstabil sein und eine geringe Anfälligkeit gegenüber dem Erdfloh zeigen. Bei der Beize sollte auf einen Wirkstoff gesetzt werden, der eine Wirkung gegen den Erdfloh hat. Hier bietet sich derzeit der Wirkstoff Flupyradifurone an, der mit dem Produkt Buteo start angeboten wird. Als Aussaattermin ist ein fünf bis zehn Tage früherer Termin als der ortsübliche geeignet, denn eine kräftigere Rapspflanze kann die Haupteinwanderung mit dem einhergehenden Lochfraß besser tolerieren und den späteren Minierfraß der Larven besser vertragen. Bei Frühsaaten ist es wichtig, die Bestandsentwicklung gut zu beobachten.

Bei kräftigen Beständen sollte die Wachstumsregulierung im Herbst mit robusten Mengen durchgeführt werden, um ein zu starkes Strecken des Stängels zu verhindern. Es ist ratsam, diese Maßnahme in der zweiten Septemberhälfte durchzuführen, da durch die längeren Tage und höheren Temperaturen ein stärkeres Wachstum möglich ist als im Oktober. Weiterhin reagiert kleiner Raps mit vier Laubblättern besser auf die Wachstumsregulierung als größerer Raps zu einem späteren Zeitpunkt. Mit dieser Maßnahme reduziert sich die Auswinterungsgefahr. Auf Flächen, bei denen das Risiko eines Kohlhernie-Befalls besteht, sollte keine Frühsaat durchgeführt werden. Nicht nur im Fall von Kohlhernie ist es ratsam, bei normalen Saatterminen und Erdflohrisiko frohwüchsige Sorten anzubauen. Die Jugendentwicklung sollte durch eine Stickstoffdüngung oder eine wachstumsfördernde Beize unterstützt werden, um schnell kräftige Pflanzen zu bekommen, die den Erdflohbefall besser tolerieren können.

Visuelle Bestandskontrollen und das Aufstellen und Überwachen von Gelbfangschalen sind Pflichtprogramm. Bei Überschreiten des Lochfraßes an den Keim- und ersten Laubblättern von 10 % – oder wenn sich in der weiteren Entwicklung mehr als 50 Erdflöhe in drei Wochen in der Gelbfangschale befinden – sollte ein Insektizid eingesetzt werden. Ab Ende Oktober bis zum Vegetationsende kann der Larvenbefall in den aufgeschnittenen Pflanzen und Blattstielen kontrolliert werden. Hier liegt der Bekämpfungsrichtwert bei drei bis fünf Larven pro Pflanze. Bei Überschreiten des Richtwertes sollte ein Insektizid eingesetzt werden. Die Larven sind zu dem Zeitpunkt nur wenige Millimeter groß und die Einbohrstellen in die Blattstiele nur aus der Nähe zu erkennen. Die hellen Larven sind im Blattstiel zu finden. Da die Larven in ihrer Entwicklung das Innere der Rapspflanze wiederholt verlassen und an die Oberfläche kommen, können sie mit dem Spritzbelag erfasst werden. Da zur Applikation gegen Erdflöhe nur eine Wirkstoffklasse zugelassen ist, sollten die Insektizide nur im Bedarfsfall eingesetzt werden, damit sich die bereits vorhandene Resistenz der Erdflöhe gegen die Pyrethroide der Klasse II so langsam wie möglich ausbreitet. Im Herbst 2022 standen über eine Notfallzulassung die Produkte Minecto Gold und Exirel mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole zur Verfügung. In Versuchen des amtlichen Dienstes ist ein zu den bekannten Pyrethroiden vergleichbares Wirkniveau festgestellt worden. Sollte es im Herbst 2023 zu einem Starkbefall kommen und die beiden genannten Produkte über eine Notfallzulassung wieder zur Verfügung stehen, sollte die Möglichkeit eines Wirkstoffwechsels gegen den Erdfloh genutzt werden. Diese Maßnahme gewinnt an Bedeutung, wenn sich die Resistenzsituation bei den Rapserdflöhen gegenüber den Pyrethroiden weiter verschlechtert.

Fazit

Die spezielle KWS Rapsgenetik führt dazu, dass ausgewählte KWS Winterrapssorten weniger anfällig gegenüber dem Erdfloh sind. Dieser geringere Befall mit Erdflohlarven pro Pflanze ist ein wichtiger neuer Baustein im Rapsanbau. Bei schwachem bis mittlerem Erdflohbefall kann diese Eigenschaft entscheidend dazu beitragen, im Frühjahr einen guten Bestand zu haben. Auf den Frühbefall mit dem Lochfraß des Erdflohs hat die Eigenschaft keine Wirkung. Hier sollte durch die genannten ackerbaulichen Maßnahmen eine schnelle Pflanzenentwicklung gefördert werden. Bei sehr starkem Befall mit Erdflöhen müssen die Larven mit Insektizid-Maßnahmen reduziert werden. Das gelingt jedoch nur, wenn noch nicht zu viele resistente Erdflöhe in den Beständen sind oder Landwirte mit Wirkstoffen aus einer anderen Wirkstoffklasse als den Pyrethroiden der Klasse II arbeiten können. Durch die intensive züchterische Arbeit besteht die Aussicht, dass bald KWS Sorten verfügbar sind, die eine weiter reduzierte Anfälligkeit gegenüber dem Erdfloh besitzen als die aktuellen Winterrapshybriden. Sorten wie KWS AMBOS und ALLESANDRO KWS erzielen bereits jetzt eine beachtliche Reduzierung der Larven gegenüber anfälligen Sorten.

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KWS Andreas Krull
Andreas Krull
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