Empfehlung für die Praxis
Das Wissen aus den Versuchen der letzten Jahre können Landwirte bei ihrer Anbaustrategie berücksichtigen. In Regionen mit jährlichem Erdflohbefall sollten geeignete Sorten ertragsstark und umweltstabil sein und eine geringe Anfälligkeit gegenüber dem Erdfloh zeigen. Bei der Beize sollte auf einen Wirkstoff gesetzt werden, der eine Wirkung gegen den Erdfloh hat. Hier bietet sich derzeit der Wirkstoff Flupyradifurone an, der mit dem Produkt Buteo start angeboten wird. Als Aussaattermin ist ein fünf bis zehn Tage früherer Termin als der ortsübliche geeignet, denn eine kräftigere Rapspflanze kann die Haupteinwanderung mit dem einhergehenden Lochfraß besser tolerieren und den späteren Minierfraß der Larven besser vertragen. Bei Frühsaaten ist es wichtig, die Bestandsentwicklung gut zu beobachten.
Bei kräftigen Beständen sollte die Wachstumsregulierung im Herbst mit robusten Mengen durchgeführt werden, um ein zu starkes Strecken des Stängels zu verhindern. Es ist ratsam, diese Maßnahme in der zweiten Septemberhälfte durchzuführen, da durch die längeren Tage und höheren Temperaturen ein stärkeres Wachstum möglich ist als im Oktober. Weiterhin reagiert kleiner Raps mit vier Laubblättern besser auf die Wachstumsregulierung als größerer Raps zu einem späteren Zeitpunkt. Mit dieser Maßnahme reduziert sich die Auswinterungsgefahr. Auf Flächen, bei denen das Risiko eines Kohlhernie-Befalls besteht, sollte keine Frühsaat durchgeführt werden. Nicht nur im Fall von Kohlhernie ist es ratsam, bei normalen Saatterminen und Erdflohrisiko frohwüchsige Sorten anzubauen. Die Jugendentwicklung sollte durch eine Stickstoffdüngung oder eine wachstumsfördernde Beize unterstützt werden, um schnell kräftige Pflanzen zu bekommen, die den Erdflohbefall besser tolerieren können.
Visuelle Bestandskontrollen und das Aufstellen und Überwachen von Gelbfangschalen sind Pflichtprogramm. Bei Überschreiten des Lochfraßes an den Keim- und ersten Laubblättern von 10 % – oder wenn sich in der weiteren Entwicklung mehr als 50 Erdflöhe in drei Wochen in der Gelbfangschale befinden – sollte ein Insektizid eingesetzt werden. Ab Ende Oktober bis zum Vegetationsende kann der Larvenbefall in den aufgeschnittenen Pflanzen und Blattstielen kontrolliert werden. Hier liegt der Bekämpfungsrichtwert bei drei bis fünf Larven pro Pflanze. Bei Überschreiten des Richtwertes sollte ein Insektizid eingesetzt werden. Die Larven sind zu dem Zeitpunkt nur wenige Millimeter groß und die Einbohrstellen in die Blattstiele nur aus der Nähe zu erkennen. Die hellen Larven sind im Blattstiel zu finden. Da die Larven in ihrer Entwicklung das Innere der Rapspflanze wiederholt verlassen und an die Oberfläche kommen, können sie mit dem Spritzbelag erfasst werden. Da zur Applikation gegen Erdflöhe nur eine Wirkstoffklasse zugelassen ist, sollten die Insektizide nur im Bedarfsfall eingesetzt werden, damit sich die bereits vorhandene Resistenz der Erdflöhe gegen die Pyrethroide der Klasse II so langsam wie möglich ausbreitet. Im Herbst 2022 standen über eine Notfallzulassung die Produkte Minecto Gold und Exirel mit dem Wirkstoff Cyantraniliprole zur Verfügung. In Versuchen des amtlichen Dienstes ist ein zu den bekannten Pyrethroiden vergleichbares Wirkniveau festgestellt worden. Sollte es im Herbst 2023 zu einem Starkbefall kommen und die beiden genannten Produkte über eine Notfallzulassung wieder zur Verfügung stehen, sollte die Möglichkeit eines Wirkstoffwechsels gegen den Erdfloh genutzt werden. Diese Maßnahme gewinnt an Bedeutung, wenn sich die Resistenzsituation bei den Rapserdflöhen gegenüber den Pyrethroiden weiter verschlechtert.