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    Zwischenfrüchte

Ausfallgetreide und Restverunkrautung im Blick behalten

Autor: Jörg Schaper, Berater Pflanzenbau, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Winter 2023

Nach derzeitigem Stand wird Glyphosat trotz der Ankündigung der EU-Kommission, die Wirkstoffgenehmigung zu verlängern, zur Beseitigung von Altverunkrautung im Frühjahr 2024 nicht zur Verfügung stehen. Deshalb kommt der ausreichenden Unterdrückung bzw. rechtzeitigen Bekämpfung von Ausfallgetreide und Unkräutern eine noch größere Bedeutung zu.

Zügige Bodenbedeckung anstreben

Vor allem in trockenen Jahren ist die Etablierung von Zwischenfruchtbeständen mit ausreichender Ausfallgetreideunterdrückung anspruchsvoll. In der Regel wird zur Zwischenfruchtaussaat aus kosten- und arbeitswirtschaftlichen Gründen auf den Pflug verzichtet, wenngleich nach Pflugfurche deutlich weniger Probleme mit Ausfallgetreide zu erwarten sind. Je extensiver die Bodenbearbeitung zur Zwischenfruchtaussaat erfolgt, umso wichtiger wird neben exakter Strohverteilung und bodenschonender Ernte die Unterdrückung des Ausfallgetreides.

Um die Ausfallgetreideproblematik von vornherein zu entschärfen, sollte auf möglichst geringe Körnerverluste beim Drusch geachtet werden. Bei der Zwischenfrucht selbst sind ausreichende Anteile konkurrenzstarker Arten wie Senf und Ölrettich zu bevorzugen. Einen sehr deutlichen Effekt auf die Konkurrenzkraft hat die Saatstärke. Trotz steigender Kosten sollte diese nicht zu knapp bemessen werden. Bei Weizen kann evtl. auch die Keimruhe ausgenutzt werden und die Zwischenfrucht unmittelbar nach der Ernte ausgesät oder aber auch vorab in den stehenden Getreidebestand gestreut werden. Beides hat sich in den vergangenen Jahren in Demonstrationsanlagen bewährt.

Neben der zeitlichen Entzerrung von Arbeitsspitzen und den vergleichsweise geringen Kosten liegt ein weiterer Vorteil von Vorernteverfahren in der Bedeckung durch das Stroh, wodurch die Verdunstung reduziert wird. Wesentlicher Nachteil aller extensiven Bestellverfahren ohne tiefe Bodenbearbeitung ist jedoch die fehlende Bekämpfung von Feldmäusen. Auch aktuell zeigt sich regional ein stärkerer Besatz. Ausfallgetreide ist trotz oder gerade wegen der geringen Keimruhe ebenfalls wieder häufig in den Zwischenfruchtbeständen anzutreffen. Damit es bei der Frühjahrsaussaat wenig Probleme bereitet, sollte es am besten noch vor dem Winter durch eine Bearbeitung der Zwischenfrucht beseitigt werden.

Vorteile durch vorzeitigen Umbruch

Ein vorzeitiger Umbruch von Zwischenfrüchten trägt nicht nur zu deren sicheren Absterben bei, sondern bekämpft gleichzeitig die vorhandene Verunkrautung und erleichtert den Frühjahrseinsatz von flachschneidenden Grubbern. Auf nicht auswaschungsgefährdeten Standorten wird zudem das frühere Einsetzen der Stickstoffmineralisation gefördert. Der Standort und eventuelle gesetzliche Vorgaben sind bei der Entscheidung über den richtigen Umbruchtermin unbedingt zu berücksichtigen.

Rechtliche Vorgaben beachten

Mit dem Auslaufen der Greeningverpflichtung gibt es in grünen Gebieten keine Einschränkungen mehr bei den Bearbeitungsmöglichkeiten, sofern bei gedüngten Zwischenfrüchten die Mindeststandzeit von acht Wochen eingehalten wird. In roten Gebieten dürfen Zwischenfrüchte vor einer zu düngenden Sommerung erst nach dem 15. Januar beseitigt werden. Zur Verhinderung der Samenreife ist vorher aber ein Abschlegeln oder Walzen erlaubt.

Schwere Standorte

Auf tiefgründigen, nicht auswaschungsgefährdeten Standorten hat sich ein vorzeitiger Umbruch von Zwischenfrüchten unter günstigen Bedingungen vor Winter bewährt. Mit dem Umbruch wird die Nährstoffaufnahme beendet und die Mineralisation setzt ein. So liegen zur Aussaat der Sommerung höhere Nmin-Werte vor, die den Düngebedarf entsprechend reduzieren.

Ein Umbruch in Kombination mit Bodenbearbeitung durch Kurzscheibenegge oder Grubber verstärkt die frühzeitige Mineralisation und fördert vor allem bei extensiven Zwischenfrucht-Bestellverfahren die Strohverteilung und -zersetzung. Gleichzeitig wird unterständiges Ausfallgetreide bekämpft, welches durch alleiniges Abschlegeln eher noch begünstigt wird. Bearbeitete Böden trocknen im Frühjahr zudem schneller ab und erwärmen sich besser. Standorte mit höheren Tongehalten, auf denen im Frühjahr keine tiefere Bearbeitung möglich ist, sollten also bereits vor Winter sorgfältig vorbereitet werden, damit bei der Saatbettbereitung im Frühjahr nicht zu tief gearbeitet werden muss.

Leichte Standorte

Auf leichten Standorten sollte ein Umbruch aufgrund der stärkeren Verlagerungs- und Auswaschungsgefahr von Nährstoffen nicht zu früh erfolgen und ein Bodeneingriff vor Winter vermieden werden. Bei drohender Samenreife, stärkerer Verunkrautung oder nicht abgestorbenen Zwischenfrüchten in milden Wintern ist ein Bearbeitungsgang einzuplanen.

Hier ist ein Walzen gegenüber dem Abschlegeln vorzuziehen, da das Pflanzenmaterial weniger stark zerkleinert wird und die Umsetzung entsprechend langsamer erfolgt. Ist der Einsatz einer Messerwalze nicht möglich und eine Frostphase zum effektiven Einsatz einer Cambridgewalze nicht abzusehen, sollte der Bestand abgeschlegelt werden.

Welche Bearbeitungsmaßnahmen unterstützen das Absterbeverhalten von Zwischenfrüchten und Ausfallgetreide?

Bleiben stärkere Frostphasen aus, können selbst vergleichsweise sicher abfrierende Arten wie Senf oder Phacelia überwintern. Zwischenfrüchte zeigen insbesondere bei später Saat oder geringer Stickstoffverfügbarkeit ein schlechteres Abfrierverhalten. Wer sich zusätzlich absichern will, sollte die Zwischenfrucht deshalb vor Winter auch aus diesem Grund mechanisch bearbeiten. Dass auch einfache Maßnahmen sehr effektiv sein können, zeigt beispielhaft eine Versuchsanlage der Landwirtschaftskammer Niedersachsen aus dem Winter 2022/2023. Hier wurden in verschiedenen ungedüngten Zwischenfrüchten mehrere Bearbeitungstermine und -verfahren hinsichtlich Abfrierverhalten und Ausfallgetreidebekämpfung verglichen.

Abfrierverhalten

Bei Leguminosen und Senf haben die ausgeprägten Fröste Mitte Dezember bis -12 °C für ein vollständiges Abfrieren ausgereicht, während der Ölrettich teils überlebt hat. Der beste Beseitigungserfolg konnte durch den Grubbereinsatz nach Mulcher erzielt werden (Abb. 1). Das alleinige Herunterwalzen mit der Cambridgewalze während der Frostphase bei hart gefrorenem Boden konnte ebenfalls mit sehr guten Effekten überzeugen. Allerdings sind Zeitpunkt und Auftreten einer entsprechend günstigen Witterungsphase mit ausgeprägten Kahlfrösten ungewiss. Das Herunterwalzen von gefrorenen Pflanzen führte im Vergleich zum Abschlegeln tendenziell sogar zu höheren Absterbegraden – sowohl bei den Zwischenfrüchten als auch beim Ausfallgetreide.

Ausfallgetreidebekämpfung

Ohne Bearbeitung spiegelt die Ausfallgetreidereduktion die Jugendentwicklung und Konkurrenzkraft der Zwischenfrucht wider. Die Mischung aus Senf und Erbse, die späte Senfaussaat und die Vorerntesaat der Mischung von Ölrettich und Wicke zeigen die höchste Ausfallgetreideunterdrückung, während die reine Leguminosenmischung durch eine geringere Konkurrenzkraft auffällt (Abb. 2).

Die Kombination aus Mulcher und Bodenbearbeitung zeigt auch auf das Ausfallgetreide eine sehr gute Wirkung, da die Maßnahmen zu Beginn der Frostphase erfolgten. Generell sind Bodenbearbeitungsmaßnahmen während Frostphasen sowohl hinsichtlich des Absterbeverhaltens als auch im Hinblick auf eine gute Bodenstruktur günstig zu beurteilen.

Da die dargestellten Zahlen nur die Bonituren von einem Jahr und einem Standort wiedergeben, sollten die absoluten Werte nicht überbewertet werden. Die Werte bestätigen aber Tendenzen der Vorjahre und weiterer Standorte. Insbesondere eine Bearbeitung mit der Cambridgewalze bei Frost erzielte über die Jahre hinweg ein gutes Ergebnis. Voraussetzung für das Gelingen dieser Maßnahme ist eine entsprechende Frostphase, auf die flexibel reagiert werden muss. Bearbeitungsmaßnahmen mit Bodeneingriff (Grubber, Scheibenegge) führen generell zu einem sicheren Ergebnis, sind aber auch mit höheren Kosten verbunden.

Fazit

  • In Deutschland greift nach derzeitigem Stand das in der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung festgelegte Anwendungsverbot Glyphosat-haltiger Pflanzenschutzmittel ab dem 01.01.2024. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Verlängerung der Glyphosat-Zulassung auf das nationale Recht auswirken wird. Eine gute Unkrautunterdrückung und ein sicheres Abfrieren der Zwischenfrüchte rücken deshalb weiter in den Fokus.
  • Rechtzeitige Bearbeitungsmaßnahmen fördern das Abfrierverhalten von Zwischenfrüchten und reduzieren gleichzeitig die Altverunkrautung.
  • Maßnahmen in Kombination mit Bodenbearbeitung und während Frostphasen sind besonders effektiv.
  • Auf schweren Standorten werden durch vorzeitigen Umbruch Mineralisation und Frühjahrs-Nmin-Wert erhöht.
  • Auf leichten und flachgründigen Standorten sollte ein frühzeitiger Umbruch vor Winter, insbesondere in Kombination mit Bodeneingriff, vermieden werden.
  • Rechtliche Regeln bezüglich des frühesten Umbruchtermins sind zu beachten (Rote Gebiete: erst nach dem 15. Januar; gedüngte Bestände: erst nach Mindeststandzeit von acht Wochen).
  • Hinsichtlich GAP gelten auch umgebrochene Zwischenfruchtflächen mit Mulchauflage als Flächen mit Bodenbedeckung.


Autor (Text und Fotos):

Jörg Schaper

Berater Pflanzenbau
Landwirtschaftskammer Niedersachsen

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