Zwischenfrüchte und ihre ackerbaulichen Vorteile
Das Anbauen von Zwischenfrüchten bietet Ihnen viele verschiedene Möglichkeiten, die Gesundheit Ihres Bodens positiv zu beeinflussen.
Damit unterstützen sie gleichzeitig den erfolgreichen Anbau Ihrer Hauptfrucht.
Von den vielen Vorzügen, welche Zwischenfrüchte bieten, haben wir für Sie die wichtigsten ackerbaulichen Vorteile skizziert.
Vorteile von KWS Fit4NEXT Zwischenfrucht-Mischungen
- Problemlose Integration in verschiedene Fruchtfolgen
- Gute Durchwurzelung durch Kombination von Pfahl- und Büschelwurzeln
- Kräftige Jugendentwicklung & schneller Bestandsschluss zur besseren und schnelleren Bodenbedeckung und Unkrautunterdrückung
- Auflockerung der Fruchtfolge & Erhöhung der Artenvielfalt
- Förderung des Bodenlebens
- Humusaufbau
- Zusätzliche CO2-Bindung
- Nährstoffkonservierung
- Sichere Bestandsetablierung bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen
- Hohe Biomasseaufwüchse über einen längeren Zeitraum
- Bekämpfung von Schädlingen wie z. B. Nematoden durch eine längere vegetative Phase
Ein Blick unter die Oberfläche
Einer der bedeutendsten Vorteile von Zwischenfrucht-Mischungen ist die Kombinationsmöglichkeit verschiedener Wurzeltypen und Eigenschaften auf einer Fläche. Die Wurzelsysteme teilen sich in die Arten Pfahl- und Büschelwurzler. Je nach Pflanzenart kann das eine oder andere System überwiegen oder kombiniert vorkommen. Der Ober- und der Unterboden lassen sich durch eine vielfältige Mischung bestmöglich erschließen. Es können Nährstoffe konserviert werden, die gebildete Biomasse dient als Nahrungsgrundlage der Bodenlebewesen und zum Humusaufbau. Verbleibende Wurzelräume verbessern das Luft- und Wasseraufnahmevermögen und dienen der folgenden Hauptkultur beim Durchwurzeln. Lupinen und Ölrettich brechen mit ihren starken Pfahlwurzeln sogar Bodenverdichtungen auf. Arten wie Phacelia oder der Tatarische Buchweizen können über ihre Wurzelausscheidungen Phosphor mobilisieren. Ein Grund dafür ist auch die Fähigkeit vieler Zwischenfruchtarten, mit Pilzen eine Symbiose, die sogenannte Mykorrhiza, einzugehen. Die verantwortlichen Pilze agieren mit den Feinwurzeln von z. B. Klee-Arten, Öllein oder Rauhafer, vergrößern die Wurzeloberfläche und verbessern die Nährstoffaufnahme.
Welche Aussaatzeit soll es sein?
Ein früherer Aussaattermin erhöht die Chancen auf mehr Biomasse sowie mehr gebundenem N und CO2 pro Hektar!
Bodenerosion ist die Verlagerung von Bodenteilchen an der Bodenoberfläche durch Wind und Wasser, die mit einer verminderten Bodenfruchtbarkeit einhergeht. Die Vermeidung von Bodenerosion ist nach wie vor einer der Hauptanbaugründe für Zwischenfrüchte.
Die Winderosion tritt meist in Regionen mit leichten Böden und/oder gehölzarmen Landschaften (hoher Anteil an Großflächen) auf. Feinste Bodenteilchen werden vom Wind aufgenommen, bis zu mehreren Metern transportiert und sammeln sich vor Hecken und Feldgehölzen an. Winderosion ist insbesondere ein Problem im Frühjahr bei ausgetrockneten Oberflächen und Frühjahrskulturen, die bis dato noch nicht ausreichend Bewuchs gebildet haben. Die Mulchauflage von Zwischenfrüchten kann hier erosionsmindernd wirken.
In Hanglagen kann es durch Starkniederschläge oder langandauernde Niederschläge zur Wassererosion kommen. Der Regen nimmt die kleinen, transportfähigen Bodenpartikel auf, ggf. zerschlägt der Regentropfen die Bodenaggregate vorher, und verschlämmt sie. Meist geschehen diese Arten von Erosion auf unbewachsenen Flächen. Eine geschlossene Pflanzendecke als auch eine Mulchauflage aus abgestorbenen Zwischenfrüchten sind geeignete Gegenmaßnahmen, die ebenfalls für Cross Compliance (CC-Flächen) gilt. Je schneller sich ein Zwischenfruchtbestand etabliert, desto geringer ist die Gefahr der Bodenerosion.
Das Bodengefüge beschreibt die räumliche Anordnung der Bodenteilchen. Die Form, die Menge und der Zusammenhalt der Bodenbestandteile sind je nach Gefügeform variabel. Der Oberboden sollte möglichst aus einem Krümelgefüge bestehen sowie mit Ernterückständen und einer feinen Durchwurzelung durchsetzt sein. Ein Einzelkorn- oder Aggregatgefüge mit Makroporen ohne Schadverdichtung ist für den Unterboden anzustreben. Sind solche Strukturen gegeben, gilt es, diese durch den Anbau von Zwischenfrucht-Mischungen, die Förderung der Bodenlebewesen sowie oberflächennahe Einarbeitung der Ernterückstände zu erhalten.
Tiefwurzelnde Zwischenfrüchte (Senf und Ölrettich) können ungünstige Gefügeformen aufbrechen, sodass sich in dem Zwischenraum Luft, Wasser, Nährstoffe und Bodenlebewesen sammeln können. Es können neue Verbindungen zwischen den Bodenschichten geschaffen werden. Eine weitere Stabilisierung des Oberbodens erfolgt durch Wasserentzug der Zwischenfruchtwurzeln. Darüber hinaus festigen Bodenlebewesen das Bodengefüge durch ihre Ausscheidungen, welche Schleim- und Klebstoffe enthalten.
Was beeinflusst die Zersetzung der Zwischenfrüchte im Frühjahr?
Die Zersetzung der Zwischenfrucht-Biomasse ist die Aufgabe der Bodenflora (v.a. Pilze, Bakterien, Algen und Flechten) und -fauna (Tiere), welches als das sogenannte Edaphon zusammengefasst wird. Der Anbau von Zwischenfrüchten fördert dieses und damit in Summe die Aktivität in der gesamten Fruchtfolge.
Positiven Einfluss hat ein Nahrungsangebot mit einem engen Verhältnis von Kohlenstoff und Stickstoff (C/N-Verhältnis). Dieses gibt Aufschluss darüber, wie schnell Pflanzenmaterial durch Bodenlebewesen zersetzt werden kann (Mineralisierung). Dabei gilt, je enger das Verhältnis ist, desto schneller findet ein Abbau statt. Nährstoffe, die aus Pflanzenmaterial mit einem engen C/N-Verhältnis stammen, stehen eher für die nachfolgende Frucht zur Verfügung. Das Verhältnis ist allerdings nicht nur abhängig von der Pflanzenart, sondern auch von der Wachstumsphase.
Ältere Pflanzen, die bereits mehr Fasergewebe aufgebaut haben (Lignifizierung), besitzen in der Regel ein weiteres C/N-Verhältnis als junge Pflanzen.
Zwischenfrüchte liegen bei einem sehr engen C/N-Verhältnis von circa 30:1 durch eine sehr kurze Vegetationszeit. Im Gegensatz dazu hat Getreidestroh ein sehr weites Verhältnis von circa 100:1. Jedoch existieren auch bei den Zwischenfrüchten Unterschiede, welche durch das Anbaumanagement und die Artenwahl beeinflusst werden können. Zum Anbaumanagement zählt neben der Nährstoffversorgung der Zwischenfrüchte auch der Anbauzeitpunkt. Bezüglich der Artenwahl zeigen sich Leguminosen schneller abbaubar, während Kreuzblütler oder Phacelia langsamer zersetzt werden. Durch eine Mischung dieser unterschiedlichen Arten werden im Frühjahr über einen längeren Zeitraum hinweg Nährstoffe aus den Zwischenfrüchten für die Folgekultur freigesetzt.
Zwischenfrüchte dienen verschiedensten Lebewesen als Lebensraum und Nahrungsquelle. In der oberirdischen Blattmasse finden z. B. Vögel Schutz vor ihren Feinden. Hasen, Kaninchen, Insekten und Wild dient der Aufwuchs als Futter. Die Bodenlebewesen ernähren sich hingegen von abgestorbenen Zwischenfruchtresten, von organischem Material, Pflanzenwurzeln, Kot von anderen Tiergruppen, Streu- und Ernteresten und leben an der Bodenoberfläche sowie im Erdboden.
Zum Beispiel kommt der anektische Regenwurm (Tiefgräber) zur Nahrungssuche an die Oberfläche, zieht abgestorbene Pflanzenreste in das Erdreich und nutzt diese neben der Erde zur Futterverwertung. Gleichzeitig enthalten die Ausscheidungen dieses Regenwurms als hochkonzentrierter Dünger 5-mal mehr Stickstoff, 7-mal mehr Phosphor und 11-mal mehr Kalium als die umgebende Erde (Pfiffner et al. 2013).
Der reduzierte Umgang mit organischen und mineralischen Stickstoff-Düngern führt dazu, die Anbausysteme im Ackerbau weiter auf Nährstoffeffizienz zu optimieren. Leguminosen gewinnen dabei aktuell wieder an Bedeutung im Zuge der überarbeiteten Düngeverordnung. Sie können in ihren Wurzelknöllchen mit stickstofffixierenden Bakterien (Rhizobien) eine Symbiose eingehen und so Luft-Stickstoff binden. Damit liegen sie voll auf Höhe der Zeit im Rahmen der überarbeiteten Düngeverordnung, in Anbetracht der hohen Kosten für mineralischen Stickstoff und eines alles in allem günstigen CO2-Fußabdrucks.
Dieser Stickstoff kann in das Ackerbausystem eingebracht werden. In erster Linie versorgen sich die Leguminosen selbst mit dem Luft-Stickstoff und können so in einer Zwischenfrucht-Mischung die Stickstoffaufnahme-Konkurrenz gegenüber den Nicht-Leguminosen verringern. Zu einem gewissen Anteil können Leguminosen auch Luft-Stickstoff an Nicht-Leguminosen-Mischungspartner abgeben. Die Funktionsweise ohne eine zusätzliche Stickstoffdüngung ist in der Abbildung beispielhaft dargestellt und zeigt eine mögliche Relation von Stickstoffaufnahme aus der Luft, dem Bodenvorrat und der Aufteilung innerhalb eines Klee-Gras-Gemisches. In diesem Beispiel konnte der Klee ca. 1/5 des gebunden Luft-Stickstoffs an das Gras abgeben. Eine zusätzliche Stickstoffdüngung hat in der Regel eine Verminderung der Luft-Stickstoffreduzierung durch die Leguminosen zur Konsequenz.
In den heutigen und zukünftigen Ackerbausystemen sind Zwischenfrüchte unerlässlich, um nachhaltig und letztlich ökonomisch sinnvoll in der Fruchtfolge den Nährstoffkreislauf zu unterstützen. Dabei geht es vor allem um drei Dinge: Nährstoffe aus dem Boden in Pflanzenmassekonservieren, schwer verfügbare Nährstoffe im Boden mobilisieren und Stickstoff aus der Luft mit Hilfe von Knöllchenbakterien fixieren.
Insbesondere die Makronährstoffe Stickstoff, Phosphor, Kalium und Schwefel können über den Zwischenfruchtanbau konserviert und der Folgekultur zur Verfügung gestellt werden. Neben diesen rein pflanzenbaulichen Gründen wirkt sich die europäische Wasserrahmenrichtlinie entscheidend auf den Zwischenfruchtanbau und vor allem die Konservierung von Stickstoff aus. Ziel der modernen Landwirtschaft ist es, Nährstoffe vor Verlagerung durch Sickerwasser in tiefere Bodenschichten oder durch oberflächlichen Abfluss zu schützen. Dies ist ein Teil der guten fachlichen Praxis.
P - Phosphor - mobilisieren
Da Phosphor in der Bodenlösung nur wenig beweglich ist, müssen sich die Pflanzenwurzeln das Phosphor aktiv erwachsen. Wichtige Voraussetzung für eine optimale Phosphorversorgung ist daher, ein ausreichend gutes Angebot pflanzenverfügbaren Phosphors in allen Schichten des Bodens sicherzustellen. Besonders bei nicht wendender Bodenbearbeitung besteht die Gefahr, dass die Nährstoffkonzentration in der oberen Bodenschicht stark steigt, da hier mineralische und organische Dünger eingetragen werden. Es kann in tieferen Bodenschichten aber eine deutlich geringere Konzentration vorliegen, wenn die Nährstoffe nicht ausreichend tief eingearbeitet werden. Durch die Unbeweglichkeit des Phosphors entsteht so ein Ungleichgewicht in den Bodenschichten. Der Oberboden ist dann zwar oft gut versorgt, unterliegt bei anhaltender Trockenheit aber der Gefahr der Austrocknung – was die Pflanzenernährung hemmt. Hier schafft der Anbau einer gezielt auf die Folgekultur abgestimmten Zwischenfrucht-Mischung Abhilfe. Neuere Untersuchungen bestätigen, dass sich Zwischenfrüchte per se positiv auf die Phosphat-Verfügbarkeit auswirken. Ein Grund ist die Förderung der Mykorrhiza, d. h. die Symbiose von Pflanzenwurzeln und Pilzen. Zwischenfrüchte wie Lupinen, Buchweizen und Phacelia eignen sich besonders zur Verbesserung der Phosphorverfügbarkeit.
N - Stickstoff - konservieren und fixieren
Beim Stickstoff gibt es im wesentlichen zwei Aufgaben, die eine Zwischenfrucht-Mischung je nach Zusammenstellung der Mischungspartner erfüllen soll: die Konservierung aus der Vorfrucht in die Folgefruchtrotation und, wenn Leguminosen dabei sind, auch zusätzlich noch die Fixierung von Luftstickstoff in den Wurzelknöllchen mit Hilfe der in der Regel bodenbürtigen Knöllchenbakterien.
Besonders bei leichten, sandigen Böden ist die Gefahr sehr groß, dass durch Herbst- und Winterniederschläge im Boden mineralisierter Stickstoff ins Grundwasser verlagert wird. In den zum Teil sehr langen Anbaupausen zwischen Getreideernte im Sommer und Frühjahrsaussaat der Folgekultur, können Zwischenfrüchte und Zwischenfrucht-Mischungen, je nach Entwicklungsbedingungen, Art und Zusammensetzung, durchaus 100 kg Stickstoff pro Hektar in der Pflanzenmasse konservieren. Diese stehen später wieder in großen Teilen dem Nährstoffkreislauf zur Verfügung und/oder werden im Boden als Humus angereichert. So tragen Zwischenfrüchte aktiv zum Wasserschutz bei.
In unseren Exaktversuchen auf einem Parabraunerdestandort haben wir die Stickstoffaufnahme durch die Zwischenfrucht-Mischungen von Aussaat im Sommer bis Ende Winter mit einer unbewachsenen Kontrolle (vergleichbar mit Stoppel- oder Schwarzbrache) verglichen. In der Abbildung zeigt sich, dass, unabhängig von der Mischungszusammensetzung und dem Vorhandensein von Leguminosen in der Mischung, eine Zwischenfrucht-Mischung vor Winter den Nmin-Gehalt auf ein Niveau kleiner gleich 30 kg/ha reduzieren kann, wohingegen in der unbewachsenen Kontrolle in diesem Beispiel rund 90 kg Nmin/ha vor Winter in der Bodenlösung vorliegen und potenziell verlagert werden. In der abschließenden Beprobung wird ersichtlich, dass eine Teilmenge bei der Abschlussbeprobung im März verlagert wurde und gebundener Stickstoff aus den Zwischenfrucht-Mischungen für den Anbau der Folgekultur bereits mineralisiert wurde. Der Grad der Mineralisierung wird in der Regel beeinflusst durch den Grad der Umsetzung der Biomasse und geht schneller vonstatten, wenn mechanische Zerkleinerung, Frost oder ähnliche Einflüsse das Material aufgeschlossen haben.
Besser mit als ohne – Zwischenfrucht-Mischungen konservieren Stickstoff
Die generellen Vorzüge von Leguminosen in einer Zwischenfrucht-Mischung hinsichtlich Stickstoffs haben wir bereits hier ("Leguminosen als Stickstoffquelle") beschrieben. In einem eigenen Exaktversuch haben wir den Einfluss von Stickstoffverfügbarkeit und Stickstoffmangel in Kombination mit verschiedenen KWS Fit4NEXT Zwischenfrucht-Mischungen getestet. Die Fragestellung dahinter ist mit dem Anbau in roten Gebieten relevant geworden, als auch zusätzlich durch den immens gestiegenen Preis für stickstoffhaltige Düngemittel.
Was wird unter Auswaschung verstanden?
Unter Auswaschung versteht man die Verlagerung von Nährstoffen durch Sickerwasser in tiefere Bodenschichten, welche für Pflanzenwurzeln nicht mehr erreichbar sind. Begünstigende Faktoren sind hierbei hohe Wassermengen und leichte Sandböden. Damit der Prozess der Auswaschung möglichst gering gehalten wird, ist ein Anbau von Zwischenfrüchten zu empfehlen. Sie nehmen wertvolle Mengen an Nährstoffen aus dem Boden auf und speichern diese.
Was passiert bei einer Nährstoffauswaschung?
Bei der Nährstoffauswaschung werden viele verschiedene Nährstoffe (z. B. Kalium, Formen von Schwefel), die als mobil bezeichnet werden, in tiefere Bodenschichten verlagert. Der Begriff Auswaschung fällt
in der Landwirtschaft häufig in Bezug zum Nährstoff Stickstoff bzw. Nitrat (NO3). Denn ein erhöhter Austrag an Stickstoff führt in vielen Gewässern bzw. Grundwasserdepots zu Problemen (Eutrophierung). Um diesem erhöhten Nitrataustrag in Gewässern entgegenzuwirken, hat das Europäische Parlament im Jahr 2000 die Wasserrahmenrichtlinie eingeführt. In dieser Richtlinie wurde ein definierter Rahmen für die Wasserpolitik in den jeweiligen EU-Ländern vorgegeben. Dabei kann jedes EU-Land unter Berücksichtigung eigener regionaler Probleme diese Richtlinie umsetzen. In Deutschland sind die Rahmenbedingungen im Wasserrecht verankert.
Minimierung der Austräge in Oberflächengewässer
Die Minimierung der Austräge in Oberflächengewässer bzw. ins Grundwasser gehört zur guten fachlichen Praxis. Diese Umsetzung kann u. a. durch den Anbau von Zwischenfrüchten erfolgen. Hierbei ist auf die Arten der verwendeten Zwischenfrüchte zu achten. In einigen Teilen von Wasserschutzgebieten werden Mischungen mit Leguminosen in Deutschland nicht gefördert (Stand 02.02.2016), da die Stickstoffauswaschung unter Leguminosen durch die zusätzliche N-Fixierung erhöht ist. Genauere Informationen zu der Möglichkeit einer freiwilligen Vereinbarung mit dem zuständigen Wasserversorgungsunternehmen bekommen Sie bei Ihrer zuständigen Wasserschutzberatung.
Wie gut eine Zwischenfrucht-Mischung abfriert, wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, die Sie zum Teil auch steuern können.
1. Arten- und Sortenwahl
Bei den gängigen Zwischenfruchtarten ist die Spanne in der Frostempfindlichkeit recht hoch. Die Abbildung zeigt, wie die Arten tendenziell reagieren. Diese Bewertung bezieht sich auf eine Entwicklungsphase, die eher massebetont ist und in der alle Arten etwa gleich entwickelt sind. Tatarischer Buchweizen oder Ramtillkraut reagieren bereits auf niedrige einstellige Temperaturen im Plusbereich mit einem Zelltod. Kleinere Frostereignisse lassen diese beiden Arten sehr sicher abfrieren. Viele weitere Arten wie Leindotter, Öllein oder Gelbsenf reagieren angemessen auf Frost. Andere Arten wie Ölrettich benötigen längere und/oder stärkere Einzelfrostereignisse. Innerhalb der Arten gibt es auch Sortenunterschiede. Im Extrem können diese auch über die hier angegebenen Spannen hinausgehen. Bei Senf und Ölrettich beispielsweise kann dies auch mit einer frühen Entwicklung bzw. mit einer zeitigen Blüte zusammenhängen.
Einmalige Frostereignisse in Kombination mit Regenerationsphasen mit wüchsigen Temperaturen führen nicht zum gewünschten Abfrieren. Das zeigt sich in milden Wintern. Die Pflanzen können sich erholen und weiterwachsen. Sicher sind Zeiträume mit beispielweise mehreren Nächten Frost oder auch Dauerfrostereignissen.
2. Aussaatvorbereitung und Bestandsetablierung
Sie können nach der Artenwahl hier ebenfalls sehr früh den Grundstein für das spätere, einfachere „Verschwinden“ der Zwischenfrucht-Mischung legen. Ein guter Start, der für einen gut entwickelten und homogenen Bestand sorgt, verbessert auch das Abfrierverhalten. Dazu gehören die Beseitigung von Auflaufgetreide, Ausfallraps oder konkurrierendem Bewuchs, eine standortangepasste Grundbodenbearbeitung sowie die Aussaattechnik. Je mehr Mühe in den Start einer Zwischenfrucht-Mischung investiert wird, desto wahrscheinlicher ist auch ein gutes Ergebnis beim Abfrieren.
3. Aussaatstärke
Anders als im Hauptfruchtanbau können höhere Aussaatstärken und damit Bestandsdichten viele Vorteile bringen - dichtere Bestände und schwächer entwickelte Einzelpflanzen. Die schwächere Entwicklung ist in dem Fall kein Nachteil. Sie sorgt dafür, dass die Frostempfindlichkeit tendenziell steigt. Bestes Beispiel ist Ölrettich. Zu niedrige Aussaatstärken und damit kräftig entwickelte Einzelpflanzen haben unter Umständen sehr ausgeprägte Stängel und Rettichkörper zur Folge. Sowohl die massiven Stängel, insbesondere aber die großen Rettiche, erschweren oder verhindern sogar ein Abfrieren bei nicht ausreichendem Frost. Damit fällt diese sonst hervorragende Zwischenfruchtart etwas in Ungnade, da auch eine spätere Beseitigung mit Herbiziden schwierig ist. Hier hilft eine erhöhte Aussaatstärke. Ist eine Befahrbarkeit gegeben, kann sich ein zusätzlicher Walzgang (beim Greening auf die zulässige Technik achten) im Winterhalbjahr lohnen. Dadurch wird der Stängel abgeknickt, beschädigt und spätere Fröste helfen, die gesamte Pflanze zum Absterben zu bringen.
4. Aussaattermin
Ein sehr eindrucksvoller Effekt kann durch die Wahl eines angepassten Aussaattermins erzielt werden. Mehrjährige Exaktversuche belegen das. In den Versuchen wurden gleiche Mischungen und Einzelarten zu drei verschiedenen Aussaatzeitpunkten ausgesät (früh: Anfang August; mittel: Mitte August; spät: Anfang/Mitte September). Dabei zeigt sich, dass eine frühe bzw. rechtzeitige Aussaat zu einer guten und massigen Entwicklung der Bestände führt. Diese weit entwickelten Bestände reagieren sensibler auf Frostereignisse, insbesondere wenn die Pflanzen bereits das Stadium der Blüte erreicht haben. Zusätzlich sind größere Pflanzen anfälliger für mechanische Belastung wie beispielsweise Schnee. Selbstverständlich muss ein früher Aussaattermin in Ihren Betriebsablauf passen, sowie die Vorfrucht und die Bodenfeuchte Ihnen die Wahl lassen. Bei extrem früher Aussaat kann die Gefahr bestehen, dass Einzelarten oder -pflanzen noch Samen bilden.
5. Mechanische Bearbeitung
In frostunsicheren Anbaulagen und milden Wintern kann eine zwischenzeitliche oder nachträgliche mechanische Bearbeitung der Zwischenfrucht-Mischung Sinn machen. Zu beachten sind hier, wo gegeben, zeitliche Vorgaben oder Vorgaben an die Technik. Der Einsatz von Mulcher oder Cambridgewalze (hohe Flachenleistung) sorgt für gute Ergebnisse. Darüber hinaus konnen auch Maßnahmen mit Bodeneingriff (z. B. Scheibenegge, Grubber) vorgenommen werden. Zusätzlich bitte hierzu auch die Vorgaben der Düngeverordnung beachten. In jedem Fall ist die Befahrbarkeit der Fläche entscheidend!
Nematodenresistente Zwischenfrüchte – ein wichtiger Baustein im Nematodenmanagement
Rübenzystennematoden (Heterodera schachtii) schädigen das Wurzelsystem der Zuckerrübe. Bei Befall wird die Wasser- und Nährstoffaufnahme erheblich eingeschränkt, wodurch Ertragsverluste entstehen können.
Der Anbau nematodenresistenter Zwischenfrüchte ist ein wichtiges biologisches Bekämpfungsverfahren, um den Aufbau hoher Populationsdichten von Nematoden in engen Zuckerrübenfruchtfolgen zu vermeiden bzw. eine bestehende hohe Populationsdichte zu senken. Der Anbau von nematodenresistenten Zwischenfrüchten ist neben der Wahl einer nematodentoleranten Zuckerrübensorte ein entscheidender Faktor im Nematodenmanagement. In zahlreichen Versuchen als auch in der Praxis konnte in den vergangenen Jahren dies eindrucksvoll belegt werden. Nematodenresistente Zwischenfrüchte sind in der Lage, die Popoulationsdichte von Rübenzystennematoden deutlich zu senken und im folgenden Zuckerrübenanbau sogar einen positiven Ertragseffekt im bereinigten Zuckerertrag zu ermöglichen.
Wirkung der Nematodenbekämpfung auf den Ertrag einer nematodentoleranten Zuckerrübensorte bei Zwischenfrucht „Grünbrache‘“ und „nematodenresistentem Ölrettich"
Das Wirkungsprinzip besteht in einer Unterbrechung des Entwicklungskreislaufs von Heterodera schachtii. Nematodenresistente Zwischenfrüchte üben genau wie Wirtspflanzen einen Schlupfreiz auf die Nematodenlarven aus, locken diese an, indem sie ausreichend Nahrung in Aussicht stellen, und lassen diese in ihr Wurzelsystem eindringen.
Anders als bei anfälligen Wirtspflanzen können die Nematoden in den resistenten Wirtspflanzen kein ausreichendes Nährzellensystem etablieren. Die Nematoden sterben aufgrund mangelnder Ernährung. Während in anfälligen Wirtspflanzen ein Männchen-Weibchen-Verhältnis von nahezu 1:1 zu finden ist, beträgt dieses in resistenten Pflanzen 100:1. Die Nematodenweibchen benötigen 40-mal mehr Nahrung als die Männchen, wodurch es nur vereinzelt zum Abschluss des Entwicklungszyklus kommt. Die Folge ist eine Verringerung der Nematodenpopulation. Die nematodenreduzierende Wirkung der resistenten Zwischenfrüchte lässt ab Blühbeginn deutlich nach. Es wird der Anbau frühsaatverträglicher Sorten mit langer vegetativer Entwicklung und geringer Blühneigung bzw. später Blüte empfohlen. Der Schlupfreiz wird dort ausgelöst, wo die Nematoden mit dem Wurzelsystem der Zwischenfrucht in Kontakt kommen. Deshalb ist das Saatbett so vorzubereiten, dass die Pflanzen gleichmäßig auflaufen und später eine gute Durchwurzelung gewährleistet ist. Eine Pflanzendichte von mehr als 160 resistenten Pflanzen/m2 ist für die Reduzierung von Heterodera schachtii ideal. Die eingesetzten Sorten von Ölrettich und Senf sind mit der jeweils besten Resistenznote 1 bzw. 2 eingestuft.
Ein aus heutiger Sicht immer wichtigeres Ziel des Zwischenfruchtanbaus ist die Unkrautunterdrückung. Die nicht erwünschten Unkräuter und -gräser sowie das Ausfallgetreide bzw. der Ausfallraps sollten zwar keimen, aber durch die schnelle Entwicklung der Zwischenfrüchte am Wachstum gehindert werden, sodass sie vor der Blüte und Samenbildung absterben und nicht in der Fruchtfolge als grüne Brücke Krankheiten und Schädlingen dienen.
Eine zielführende Unkrautunterdrückung kann durch Zwischenfruchtarten mit kräftiger Jugendentwicklung, schneller Bodenbedeckung und hohem Biomasseaufwuchs erreicht werden. So ist die Unkrautunterdrückung von vielen Kreuzblütler-Arten wie z. B. Ölrettich und Gelbsenf als auch dem Tatarischen Buchweizen per se höher als beispielsweise von Klee-Arten und Öllein.
Der Grund ist ihre schnelle Jugendentwicklung und zügige Bildung von Blattmasse. Neben der Artenkombination spielen natürlich auch Faktoren wie Aussaatstärke, Aussaattermin, Nährstoff- und Wasserversorgung sowie die Aussaatvorbereitung und -technik eine entscheidende Rolle für ein gutes Gelingen.
Je optimaler ein Bestand etabliert wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, den gewünschten Effekt zu erzielen. Lückige Bestände, die auch durch unterschiedliche Abfrierverhalten der Mischungspartner im Laufe der Zwischenfruchtsaison entstehen können, können wieder Platz für neue Unkrautwellen schaffen. Wärmeliebende Arten wie Ramtillkraut, Sonnenblume oder auch die meisten Leguminosen-Arten können gute Effekte bringen, aber immer unter Berücksichtigung der angepassten Saatzeit.
Hervorragende Unkrautunterdrückung durch KWS Fit4NEXT RÜBE
Das Thema Wasserverfügbarkeit ist in den vergangenen Jahren nicht nur in den klassischen Trockengebieten von großer Bedeutung gewesen. Erklärtes Ziel ist es, der Hauptfrucht die bestmöglichen Entwicklungsbedingungen zu bieten. Immer wieder stellt sich da die Frage, ob eine Zwischenfrucht durch ihre Wassernutzung die Bedingungen für die folgende Frühjahrskultur erschwert. In den meisten Fällen kann man sagen: nein, eine Zwischenfrucht hat tendenziell sogar einen positiven Einfluss! Was sind die Hintergründe?
Was den Wasserbedarf und damit die Wassernutzung einer Zwischenfrucht angeht, lassen sich mehrere Bereiche betrachten. Dabei ist zunächst wichtig zu wissen, ob ein Nichtbewuchs (z. B. Schwarz- oder Stoppelbrache) gegenüber einem Zwischenfruchtaufwuchs Wasser spart. Zahlreiche Versuche vom Deutschen Wetterdienst (Böttcher et al.), von offiziellen österreichischen Einrichtungen (Bodner et al.) als auch KWS eigene Versuche wurden dazu durchgeführt. In allen Fällen wurde geschaut, wie sich der Bodenwassergehalt bis 60 bzw. 90 cm /100 cm nach der Ernte der Vorfrucht/Aussaat der Zwischenfrucht bis Ausgang Winter/Aussaatvorbereitung der Hauptfrucht verhält.
Am Beispiel unseres Trockenstandorts Klein Wanzleben wird ersichtlich, dass sowohl bei Strohmulch als auch bei abfrierender Winterzwischenfrucht der nachfolgenden Zuckerrübe gleiche Startbedingungen geboten wurden. In beiden Fällen war der Wasservorrat im Boden über den gesamten Zeitraum etwa gleich.
Wie ist das zu erklären? Die verbrauchte Wassermenge der Zwischenfrucht für die gebildete Biomasse geht bei der Strohmulchvariante über anderweitige Einflüsse, vor allem durch Evaporation und dem Sickerwasser, verloren. Die wichtigsten Zusammenhänge und der Einfluss der Zwischenfrucht sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.
Zwischenfruchteinflüsse auf die Komponenten der Wasserbilanz
Wasserbilanz-Komponente | Zwischenfrucht-Einfluss |
Evaporation | Blatt- und Mulchdecke verringern Bodenevaporation; Bio-Makroporen transportieren Wasser in tiefere Bodenschichten, wo Bodenverdunstung nicht angreifen kann. |
Oberflächenabfluss | Bodenbedeckung und verbesserte Infiltration durch Bioporen verringern den Oberflächenabfluss. |
Sickerwasseranfall | Zwischenfrucht-Wasseraufnahme aus tieferen Bodenschichten reduziert die Sickerwassermenge (und damit die Nitratverlagerung); Humusaufbau verbessert langfristig die Speicherfähigkeit des Bodens. |
Transpiration | Zwischenfrucht nimmt entsprechend ihrer Wurzelverteilung Wasser aus verschiedenen Bodentiefen auf. |
Quelle: Zwischenfruchtbau ist auch im Trockengebiet machbar. Bodner et al., 2011.
Eine gut entwickelte Zwischenfrucht sorgt durch das zusätzlich geschaffene Bodenporenvolumen für eine bessere Aufnahme der Niederschlagsmengen und ihre Blatt- bzw. Mulchdecke verringert die Verdunstung an der Oberfläche. Damit nutzt eine Zwischenfrucht das Wasser sehr produktiv! Bei Schnee, insbesondere auf Verwehungslagen, vermindert ein gut entwickelter Zwischenfruchtbestand obendrein die „Schneeerosion“ und nützt zusätzlich dem Wasserhaushalt der Fläche.
Wie sieht es innerhalb der verschiedenen Zwischenfruchtarten mit dem Wasserbedarf und der Wassereffizienz aus? Kleinkörnige Arten haben durch einen geringeren Keimwasserbedarf einen Vorteil bei der optimalen Etablierung. Das kann je nach Standort und Bedingungen schon ausschlaggebend für die Etablierung sein. Während der Vegetation haben Arten wie Rauhafer, Ramtillkraut, Sonnenblume, Phacelia, Öllein oder Leindotter eine gewisse Vorzüglichkeit bei Wasserknappheit. Unter den Leguminosen kommt der Perser- und Alexandrinerklee gut mit weniger Wasser zurecht. Insgesamt zeigen aber die meisten Zwischenfruchtarten eine gute Wassernutzungseffizienz. Positiv beeinflusst werden kann diese auch durch eine schnelle Bodenbedeckung und verminderte Evaporation. Dies können Arten wie Gelbsenf oder der Tatarische Buchweizen sehr gut.
Winterharte Mischungen und nicht abgefrorene Bestände können nach Winter mit beginnender Vegetation weiter Wasser verbrauchen. Mit Ausnahme von Wasserüberschussstandorten ist dies eher unerwünscht und kann zu Nachteilen für die Hauptfrucht führen. Deshalb ist eine so früh wie mögliche Unterbrechung ratsam. Gleichzeitig sollte bei der Auswahl der Komponenten und im Anbau auf ein gutes Abfrierverhalten Wert gelegt werden.
Die frühzeitige Ausbringung von Wirtschaftsdüngern und Gärrestsubstraten zu Vegetationsbeginn ist pflanzenbaulich optimal. Bei einer erhöhten Wassersättigung des Bodens ist es nicht möglich, das Feld ohne große Schäden zu befahren. Deswegen kann der Anbau von Winterzwischenfrüchten hilfreich sein.
Diese Form von Zwischenfrüchten besitzt einen höheren Bedarf an Wasser. Sie wachsen im Herbst bei kühleren Temperaturen, an milden Wintertagen und im Frühjahr weiter, wo abfrierende Zwischenfrüchte die Assimilation bereits gestoppt haben bzw. schon abgestorben sind. Durch das anhaltende Wachstum steigt der Wasserverbrauch, wodurch die Befahrbarkeit im Frühjahr schneller möglich ist.
Die Befahrbarkeit im Frühjahr wird positiv durch den Anbau von Zwischenfrucht-Mischungen und die damit verbundene Verbesserung des Bodengefüges (siehe „Stabilisierung des Bodengefüges“) beeinflusst. Die Zwischenfrucht erhöht die Infiltration des Bodens, sodass mehr Wasser aufgenommen werden kann und in tiefere Schichten weitergeleitet wird. Dadurch tritt der Wassersättigungspunkt erst bei einer größeren Menge an Wasser auf.