Mehr Milch von den eigenen Flächen: Chancen und Möglichkeiten mit Körnermais, CCM & Co.
Kurz gelesen:
- Körnermais ist das energiereichste Kraftfutter für die Rinderfütterung
- Der hohe Anteil an beständiger Stärke (bXS) und die Schmackhaftigkeit in Körnermaisprodukten bieten enorme Vorteile in der Fütterung
- Verschiedene Möglichkeiten Körnermais in der Fütterung einzusetzen
- Selbst erzeugtes Futter bedeutet Unabhängigkeit vom Markt
Der Einsatz von Körnermais in Milchvieh- und Bullenrationen ist aufgrund seines hohen Energiegehaltes, seiner langsam verfügbaren Stärke im Pansen, als auch seines hohen Anteils an beständiger Stärke (bXS) im Dünndarm ein sehr beliebtes Kraftfutter. Je nach Region, Abreife der Maisbestände und verfügbarer Technik können unterschiedliche Körnermaisprodukte in den Rationen verwendet werden.
Tabelle: Unterschiede der Körnermaisprodukte auf einen Blick
LKS |
CCM/ Feuchtmais |
GKS | |
---|---|---|---|
Maiskolbenbestandteile |
Körner, Spindel & Lieschblätter |
Körner & (Spindel) | Körner |
Trockenmasse | 45 - 60 % | 60 - 65 % | Bis 70 % |
Rohfasergehalt | 6 - 10 % | 4 - 8 % | < 5 % |
Verarbeitung | gehäckselt | gemahlen | keine |
Quelle: eigene Darstellung nach Schaumann GmbH
Die Produkte unterscheiden sich vorrangig in ihren Trockenmasse- und Energiegehalten. Je weniger Lieschen- und Spindelanteile bei der Ernte enthalten sind, desto höher der Trockenmasse- und Energiegehalt im Endprodukt. Den höchsten Anteil beständiger Stärken hat getrockneter Körnermais. Durch den Anbau frühreifer Sorten können hier schon bei der Ernte geringe Kornfeuchten erzielt und Trocknungskosten eingespart werden.
Die Ernte von Lieschkolbenschrot (LKS), Corn Cob Mix (CCM), Feuchtkornmais oder Ganzkornsilagen sind ebenfalls sehr gute Alternativen zum Einsatz von trockenem Körnermais.
Welche Körnermaisprodukte passen in welche Ration?
Grundsätzlich passen Körnermaisprodukte in jede Ration. Grassilagebetonte Rationen sind reich an Protein und stärke- bzw. energieärmer, so dass neben guten Maissilagen Körnermaisprodukte diese Rationen energetisch am besten aufwerten. Maissilagebetonte Rationen sind zwar bereits energetisch hochwertiger und beinhalten höhere Stärkegehalte, jedoch gibt es große Unterschiede bezüglich der Beständigkeit der Stärke (s. Artikel der Sortenbroschüre 2022). So handelt es sich in gut durchsilierter Maissilage zu 85 bis 90 % um unbeständige Stärke, die für die Kuh schneller im Pansen verfügbar ist. Körnermaisprodukte bieten also auch in bereits maissilagebetonten Rationen eine wichtige Quelle für die wertvolle beständige Stärke (bXS) zur Energieversorgung der Tiere am Dünndarm.
Corn Cob Mix (CCM) / Feuchtkornmais:
Die Ernte von CCM / Feuchtkornmais erfolgt mit dem Mähdrescher und anschließender Vermahlung mit einer (mobilen) Hammermühle direkt am Feld oder im Betrieb. Je nach Spindelanteil spricht man bei der Silierung der vermahlenen Körner von Feuchtkornmais (ohne Spindel) oder von CCM (mit Spindel). Der Trockenmassegehalt der Körner liegt bei der Ernte bei ca. 60 bis 65 %.
Lieschkolbenschrot:
LKS ist in Deutschland weniger verbreitet als z. B. CCM oder Feuchtkornmais. Die Ernte erfolgt mit einem Maishäcksler mit speziellem Pflückaufsatz; das heißt, es werden Stängelanteile sowie der komplette Kolben mit Lieschen und Spindeln geerntet und fein gehäckselt. Im Vergleich zu Maissilage verringert sich das Transportvolumen auf ca. 25 %. Der Erntezeitpunkt für LKS liegt etwas früher als für CCM bei einem Trockenmassegehalt der Körner von ca. 55 bis 65 %.
Ganzkornsilage:
Eine weitere Möglichkeit, ganze Maiskörner (TM 65-70 %) ohne Trocknung zu lagern, ist die „Ganzkornsilage“. Dies ist am besten in einer gasdichten Hochsiloanalage möglich, in der durch die Entstehung von CO2 und fehlender Luftzufuhr eine verlustarme Lagerung möglich ist.
Vergleich der Verwendungsformen
Vergleicht man diese 3 Fütterungsformen von „feuchtem“ Körnermais, so weisen CCM, Feuchtkornmais und LKS eine deutlich höhere Energiekonzentration als Maissilage auf. Aufgrund des höheren Stängel- und Lieschenanteils liegt der Energiegehalt von LKS jedoch unterhalb von CCM oder Feuchtkornmais. Außerdem unterscheiden sich die Produkte in ihrer Stärkebeständigkeit. Getrockneter Körnermais weist eine durchschnittliche Beständigkeit von 42 % auf. Die feucht einsilierten Varianten liegen je nach TS-Gehalt auch noch bei einem hohen Wert von 20 bis 30 %.
Ein wichtiger Qualitätsaspekt beim Einsatz von Körnermaisprodukten ist die Kontrolle im Feld auf Fusariumbefall sowie eine anschließende Untersuchung des Futtermittels auf eventuell entstandene Toxine. Stärker mit Fusarium befallene Bestände werden daher nicht für die Verwendung als Körnermais empfohlen. Das Risiko einer Mykotoxinbelastung ist in Lieschkolbenschrot etwas erhöht, da vor allem Lieschblätter und Spindeln oftmals stärker belastet sind. Das geringste Risiko besteht bei Feuchtkornmais und Ganzkornsilagen. Voraussetzung für den Qualitätserhalt ist dabei immer eine gute Lagerung und Konservierung.
Konservierung und Lagerung
Die Lagerung von LKS, CCM oder Feuchtmaissilage sollte vorzugsweise im Schlauch oder in einem geeigneten Fahrsilo mit entsprechend kleiner Anschnittsfläche erfolgen. Eine gute Verdichtung von mind. 500 kg TS/m³ und ein täglicher Vorschub von mind. 10 bis 15 cm sind für den Qualitätserhalt im Silo unbedingt erforderlich, denn stärkehaltige Produkte sind schnell verderblich.
Für die Ganzkornsilage kommt sowohl eine Lagerung im Hochsilo unter CO2-Konservierung als auch die lose bzw. Flachlagerung der ganzen Körner in Frage. Bei der Hochsiloanlage ist zu beachten, dass diese gasdicht sein muss, sodass das konservierende CO2 nicht entweichen kann und kein Sauerstoff ins Silo gelangten kann.
Für die Verfütterung wird der benötigte Anteil Körner entnommen, vermahlen und direkt verfüttert. Die lose oder auch Flachlagerung von feuchten Ganzkörnern ist nur mit Zusatz von chemischen Siliermitteln möglich. Die Aufwandmenge muss je nach Lagerungsdauer berechnet werden (Nachteil: relativ hohe Menge chemischer Siliermittel nötig).
Einsatz von Siliermitteln
Die Unterstützung der Konservierung sollte mittels biologischen oder chemischen Siliermitteln erfolgen. Wie bei den meisten Maissilagen sollte im biologischen Bereich auf die heterofermentativen Milchsäurebakterien zurückgegriffen werden (Siliermittel der Wirkungsrichtung 2). Diese sichern die aerobe Stabilität und helfen, Verderb und Nacherwärmung nach dem Öffnen des Silos vorzubeugen. Um den maximalen konservierenden Effekt zu erreichen, müssen die Mieten mind. 6 Wochen durchsilieren.
Chemische Siliermittel bieten vor allem bei verderbanfälligen, stärkereichen Futtermitteln eine sichere Unterstützung. Ab einem Trockenmassegehalt von > 65 % sollten chemische Siliermittel, wie z. B. Propionsäure oder Kaliumsorbat bevorzugt zum Einsatz kommen. Bei Einsatz von chemischen Mitteln ist das Öffnen auch nach kurzer Lagerdauer bereits unbedenklich möglich.
Fazit:
Körnermaisprodukte bieten aufgrund ihrer breiten Einsatzmöglichkeiten eine optimale Möglichkeit, energiereiche Komponenten auf den eigenen Flächen zu produzieren. Die verschiedenen Verarbeitungsmöglichkeiten bieten dabei maximale Flexibilität für den Betrieb.
Die unterschiedlichen Stärkeabbaubarkeiten der Produkte bieten außerdem die Möglichkeit, betriebsindividuell zu entscheiden, ob Feuchtmais, CCM, LKS oder getrockneter Körnermais im jeweiligen Erntejahr für die Ration oder auch für die bestehenden Grundfuttervorräte vorteilhaft ist.