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Getreide-Vergleich

Wo Hybridroggen punktet

BlickPunkt, Frühling 2025

Mit der größten Anbaufläche steht Weizen als Hauptgetreideart im Mittelpunkt. Jedoch zeigen Forschungsergebnisse von Prof. Thomas Miedaner und seiner Gruppe (Universität Hohenheim), dass schon auf mittleren Böden der Hybridroggen sowohl ertraglich als auch wirtschaftlich im Vergleich zum Weizen punktet.

Betriebsmitteleinsatz niedriger

Roggen ist als „low input“ Getreide bekannt. Er wird traditionellerweise als Trockenheitsexperte auf den leichteren Böden verortet. Doch neben der Trockenstresstoleranz sind weitere Vorteile gegenüber dem Weizen wichtig. Dazu zählen u. a. die geringeren Ansprüche an den Pflanzenschutzmitteleinsatz und die Düngung. Die Reduktion des Betriebsmitteleinsatzes ist gesellschaftlich und politisch gewollt, was die Vorzüge des Hybridroggens noch unterstreicht. Die genannten Faktoren senken die Betriebsmittelkosten, doch ist der Züchtungsfortschritt beim Hybridroggen so hoch, dass er mit dem Weizen ertraglich mithalten kann?

In einem Versuch, bei dem Hybridroggen und Weizen parallel an 3 Standorten über 3 Jahre in zwei Intensitäten angebaut wurden, kann diese Fragestellung beleuchtet werden.

Versuchsbeschreibung:

Sorten

10 Hybridroggen- und 20 Winterweizensorten (alle Qualitäten)

Versuchsdauer

3 Jahre (2021, 2022, 2023)

Standorte der Universität Hohenheim

  • Eckartsweier (EWE) im Oberrheintal bei Kehl, 40 bis 60 Bodenpunkte (BP)
  • Hohenheim (HOH) Filderebene bei Stuttgart, 66 BP
  • Oberer Lindenhof (OLI) Schwäbische Alb bei St. Johann, 49 bis 64 BP

2 Varianten

  • Extensiv:
    - ohne chemischen Pflanzenschutz
    - minus 20 % N-Düngung
    - 1- bis 3-maliger Striegeleinsatz
  • Intensiv:
    - Chemische Pflanzenschutzmittel bedarfsgerecht
    - Wachstumsregler
    - 100 bis 120 kg N/ha im Roggen
    - 140 bis 180 kg N/ha im Weizen

Ertragsvorsprung des Hybridroggens

Betrachtet man die drei Orte über die drei Jahre zeigt sich, dass der Hybridroggen dem Weizen in acht von neun Umwelten überlegen war (Abb. 1). Sowohl in der intensiven als auch in der extensiven Variante lag der Ertragsvorsprung im Schnitt bei 10 dt/ha.

Abb. 1 Hybridroggen ertraglich überlegen

Abb. 1 Hybridroggen ertraglich überlegen

Eine Ausnahme bildete EWE, da dieser Standort in 2023 sowohl von Lager als auch zusätzlich kurz vor der Ernte von einem Hagelschauer betroffen war. Beide Faktoren führten zu vermehrtem Kornausfall. Roggen ist in dieser Hinsicht anfälliger als Weizen, da seine Körner offen in der Spelze liegen. Auch die Neigung zum Lager ist bei langstrohigem Roggen ein potenzielles Problem.

In der extensiven Anbauvariante wurden bei beiden Getreidearten im Durchschnitt 12,4 dt/ha weniger geerntet (Abb. 2). Zudem wiesen die Pflanzen längere Halme auf, da keine Wachstumsregler eingesetzt wurden. Insgesamt war der Druck durch Unkraut und Krankheiten gering. Nur vereinzelt traten Blattflecken auf, die bei Weizen vor allem durch Blattseptoria und bei Roggen durch Rhynchosporium verursacht wurden.

Abb. 2: Kornerträge extensiv und intensiv eng korreliert


Intensive und extensive Varianten

Die Erträge der extensiven Variante sind eng mit der intensiven Variante korreliert (Abb. 2). Die leistungsstärksten Sorten im extensiven Anbau erzielten auch im intensiven Anbau die besten Ergebnisse. Die Variation der Sorten unterstreicht das Bild, dass der Weizen dem Roggen auf diesen Standorten ertraglich unterlegen ist.

Bei der Betrachtung der Qualitätsstufen im Weizen zeigen sich selbstverständlich Unterschiede in den Erträgen der Weizensorten. Die ertragsstärksten C-Sorten erreichten dennoch nur das Niveau eines vergleichsweise schwächeren Hybridroggens.

Einflussfaktor Düngung

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass auch mit reduzierter Stickstoffdüngung in der extensiven Variante gute Erträge möglich sind. Ein potenzielles Problem stellt dabei der niedrigere Proteingehalt des Weizens dar, insbesondere wenn nach Proteingehalt vergütet wird. Der Rohproteingehalt variierte in der extensiven Variante zwischen 8,1 % und 11,9 %, doch die B-Qualität wurde im Mittel nur in zwei Umwelten erreicht. In der intensiven Variante lagen die Proteingehalte zwischen 11,6 % und 13,6 %, was in drei Umwelten zur B-Qualität und in einer zur A-Qualität führte.

Hinzu kommt, dass Roggen unabhängig vom Proteingehalt verbacken werden kann, da hier hochmolekulare Kohlenhydrate, v.a. die Pentosane, für die Backfähigkeit verantwortlich sind und eben nicht das Protein. Nur die minimale Fallzahl von 120 Sekunden muss erreicht werden, was mit den modernen Hybridroggensorten in der Regel kein Problem darstellt.

In Deutschland werden tatsächlich etwa 40 % des Weizens zur Fütterung genutzt. Doch für qualitativ hochwertiges Futter ist es wirtschaftlicher, Sojaprotein beizumischen, anstatt durch hohen Stickstoffeinsatz Backweizen zu produzieren, der letztlich verfüttert wird. Wird das Futter auf dem eigenen Betrieb produziert, dann ist der kostengünstigere Roggenanbau von Vorteil.

Wirtschaftliche Betrachtung

Ob sich der Anbau von Hybridroggen im Vergleich zum Weizen auch wirtschaftlich lohnt, haben wir im Vergleich der direktkostenfreien Leistung der zwei Anbauvarianten betrachtet. Der größte Kostenunterschied ergab sich bei den Saatgutpreisen: Hybridroggen kostet etwa doppelt so viel wie Weizen.

Zudem ist der Marktpreis des Roggens generell schlechter als der des Weizens. Auch die höheren Erträge des Roggens können diesen Unterschied nicht immer ausgleichen. Vor allem die Schwankung der Erzeugerpreise war in den vergangenen drei Jahren erheblich, insbesondere durch die 2022 durch den Ukraine-Krieg stark gestiegenen Preise.

Abb. 3: Direktkostenfreie Leistung für jede Variante

Abb. 3: Direktkostenfreie Leistung für jede Variante

In Abhängigkeit von diesen Schwankungen lohnt sich eine Betrachtung der Einzeljahre (Abb. 3). Im Jahr 2021 erwies sich bei einem geringen Preisunterschied die extensive Anbauvariante als wirtschaftlich vorteilhafter. Hybridroggen und Weizen lagen dabei nahezu gleichauf. Bei den hohen Preisen 2022 war die intensive Hybridroggenvariante die bessere Wahl. 2023 profitierte die intensive Weizenvariante von dem höheren Kornertrag in EWE. Diese Ergebnisse zeigen, dass bei niedrigen Erzeugerpreisen die extensive Variante die wirtschaftlich günstigste ist, während sich bei hohen Preisen zusätzliche Investitionen in Pflanzenschutz und Düngung lohnen.

Eine rein wirtschaftliche Betrachtung lässt jedoch ökologische Aspekte wie negative Umweltauswirkungen einer intensiven Bewirtschaftung sowie zunehmende Resistenzprobleme bei Unkräutern, Pilzen und Insekten gegen Pflanzenschutzmittel außer Acht.

Ausblick

Die Anforderungen an den Roggen- und Weizenanbau sind vielfältig.


  • Klimawandel: Bedarf an Sorten mit Trockenstresstoleranz und effizienter Wassernutzung
  • Standortvorteil: Hybridroggen eignet sich besser als Weizen für trockene Umwelten bzw. mittlere Böden
  • Arbeitsspitzen: Roggenanbau hilft, Arbeitsspitzen in der Landwirtschaft zu verringern
  • Green Deal-Ziele: Sorten mit geringerem Bedarf an chemischem Pflanzenschutz und Mineraldünger notwendig
  • Resistenz: Weizen- und Roggensorten mit hoher Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge und Krankheiten gefragt
  • Standfestigkeit: Roggensorten mit reduzierter Lageranfälligkeit für geringen Wachstumsreglereinsatz gesucht
  • Backqualität: Weizensorten, die trotz niedrigerem Proteingehalts gute Backeigenschaften aufweisen

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Tim Philipp Rother
Tim Philipp Rother
Produktmanager Roggen / Zwischenfrüchte / Erbsen / Hafer / Soja
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