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Konventiologisch – Ackern auf der ganzen Bandbreite
Sommer 2024
Der Geschäftsführer von DexTerra und BioTerra, Christoph Schulze Lammers, und der Betriebsleiter von BioTerra, Moritz Bleckwenn, erzählen im Interview, wie aus einer Betriebsgemeinschaft heraus ein biologisch wirtschaftender zweiter Betrieb entstand. Über die Gründe zu diesem Schritt und welchen Mehrwert es bietet, sowohl konventionell als auch biologisch zu ackern, erfahren Sie im Interview.
Betriebsspiegel
DexTerra Betriebsgemeinschaft aus 10 landwirtschaftlichen Betrieben seit 2006 Standort: Hildesheimer Börde Ackerfläche: 800 - 900 ha Kulturarten: Zuckerrüben, Weizen, Gerste, Industrie-Kartoffeln, Mais AK: 3,5
BioTerra Ausgründung aus DexTerra seit 2019 Ackerfläche: 180 ha Kulturarten: Weizen, Dinkel, Zuckerrüben, Kartoffelvermehrung, Silomais, Ackerbohnen, Sojabohnen, Kleegras Besonderheit: Beregnung AK: 2,5
v.l. Geschäftsführer Christoph Schulze Lammers und Betriebsleiter Moritz Bleckwenn
Wie ist Ihre Betriebsgemeinschaft entstanden, wie hat sie sich weiterentwickelt und welche Stolpersteine gab es dabei?
Schulze Lammers: In 2006 wurde die DexTerra als Betriebsgemeinschaft aus 10 landwirtschaftlichen Betrieben gegründet. Diese Zusammenarbeit hat sich über 10 Jahre hin weiterentwickelt. Vorrangig erledigten die Gesellschafter selbst die Arbeit, Ausnahme: Helfer in der Ernte. Als erster Angestellter wurde Moritz Bleckwenn eingestellt. Im Jahr 2016 veränderte sich die Gesellschafterstruktur, da einige Gesellschafter in Rente gingen und Hofübergaben anstanden.
Bleckwenn: Ab 2018 haben wir überlegt, wie sich der Betrieb auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten weiterentwickeln kann. Die Preise für Weizen und Zuckerrüben waren im Keller. Die Pachtpreise stiegen. Die Wertschöpfung war nicht ausreichend, um die passiven Gesellschafter ausreichend zu entlohnen. Der Anbau der klassischen Marktfrüchte wurde immer schwieriger.
Schulze Lammers: Die Schwierigkeiten kamen zu dieser Zeit von allen Seiten. Die Düngeverordnung kam, die Pflanzenschutzmittel-Restriktionen wurden stärker, die Trockenheit wurde extremer. So kam die Idee auf, auf einem kleinen Teil (ca. 15 %) der Fläche Bio auszuprobieren. Davon mussten wir aber die Gesellschafter gegen die anfängliche Skepsis erst überzeugen. Durch die Betriebsgröße waren wir in der privilegierten Lage, diese Option zu haben. Die BioTerra wurde 2019 als Naturland Betrieb ausgegliedert, bekam mit Moritz ihren eigenen Geschäftsführer und entwickelt sich seitdem Schritt für Schritt weiter.
Welche Besonderheiten gibt es aus Ihrer Sicht im Anbau zu beachten?
Bleckwenn: Die Versorgung mit Nährstoffen muss gesichert sein. Durch eine bereits vorhandene Kooperation mit einer Biogasanlage sind wir in der Lage, den Düngebedarf im Bio-Betrieb zu decken. Der Gärrest bringt für uns einen relativ schnell verfügbaren Stickstoff mit. Daneben haben wir weitere Kooperationen. In einer Kooperation mit einem Milchviehhalter, dem wir Kleegras liefern, erhalten wir organischen Dünger in Form von Rindermist. Über eine Kooperation mit einem Hähnchenhalter und einem Champignonhersteller erhalten wir Champost, einen eher langsam wirkenden Dünger. In allen Fällen muss die Kreislaufwirtschaft eingehalten werden.
Schulze Lammers: Unser Konzept sieht vor, dass wir intensive Kulturen anbauen wollen. Dabei sind Rüben und Kartoffeln der Anfang. Wir vermehren Kartoffelpflanzgut, was u.a. durch die Selektions-Arbeit sehr intensiv ist.
Betriebsleiter Moritz Bleckwenn bei der Kontrolle der Kartoffeln
Bleckwenn: Erwähnenswert ist auch, dass wir, trotz Hildesheimer Börde, einen Großteil unser Flächen und vor allem die Bioflächen beregnen können, was unter Klimawandel-Gesichtspunkten einen großen Vorteil bringt. Wir beregnen aber nicht alle Kulturen. In den letzten Jahren waren es Sojabohnen, Zuckerrüben und Kartoffeln. Das eröffnet uns die Möglichkeit, auf die Witterung angepasst zu reagieren.
Schulze Lammers: Die Leguminosen sind ein ganz wesentlicher Anteil der Stickstoffversorgung. Neben der Sojabohne bauen wir noch Kleegras und Ackerbohne an, wobei die Ackerbohne den höchsten Stickstoff-Effekt hat. Die unterschiedlichen Vorfruchteffekte sind die Dinge, mit denen wir jetzt Erfahrungen sammeln.
Gibt es einen Mehrwert für den konventionellen Betrieb durch die Ausgründung?
Bleckwenn: Die Anbauverfahren haben sich bis jetzt im konventionellen Betrieb nicht wesentlich verändert. Dieses Frühjahr haben wir die Sternroll-Hacke im konventionellen Weizen ausprobiert, um die stark verschlämmten Flächen aufzubrechen. Im Rübenanbau haben wir die kamerageführte Hacke ausprobiert, um Kartoffeldurchwuchs zu bekämpfen.
Geschäftsführer Christoph Schulze Lammers bei der Einstellung der kamerageführten Sternrollhacke in den Rüben
Schulze Lammers: Wir haben im konventionellen Betrieb Champost und Kompost eingesetzt, was sich ohne Biobetrieb nicht so ergeben hätte. Bisher ist der Effekt überschaubar. Das alles erweitert auf jeden Fall den Horizont und ich glaube, dass wir unsere Erfahrungen aus dem Biobetrieb in den kommenden Jahren vor allem in der Anbautechnik im konventionellen Bereich mitnutzen können.
Bleckwenn: Im Moment wird dieser Transfer noch durch den Zeitaufwand begrenzt. Die Arbeitszeit-Situation ist vor allem in vielen Arbeitsspitzen schwierig, denn trotz Fremdarbeitskräften sind wir zu eng besetzt. Die Kapazitäten sind demnach noch nicht so, dass der Striegel die gesamten Flächen abfahren könnte. Dafür ist die Arbeitsbreite gar nicht ausgelegt und auch die Arbeitsstunden-Kapazität ist nicht vorhanden.
Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Bleckwenn: Unser größter Schwachpunkt im Biobetrieb ist zurzeit, dass wir unsere Produkte nicht vollständig lagern können. Daher ist für die Zukunft eine Lagerhalle mit Zwangsbelüftung unheimlich wichtig. Denn im Biobereich sind wir hier zwingend darauf angewiesen, um den Vermarktungszeitraum wählen zu können.
Schulze Lammers: Wir hoffen, dann auch in andere Kulturen wie Zwiebeln und Möhren in der Intensitätsform einsteigen zu können, aber das steht und fällt mit der Lagermöglichkeit.