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Ackerfuchsschwanzbekämpfung

Von alten Methoden und neuen Möglichkeiten

September 2023

Land auf Land ab stand der Ackerfuchsschwanz dieses Jahr wieder in großer Zahl im Getreide. Die dunklen Ungrasähren überragten das aufstehende Getreide und fielen bereits aus der Ferne ins Auge. Der Ackerfuchsschwanz ist längst nicht mehr nur ein Problem von den typischen maritim beeinflussten schweren Tonstandorten, sondern auch in anderen Regionen entwickelt sich Ackerfuchsschwanz zu einem der bedeutendsten Ungräser im Getreide- und Rapsanbau. Die Ursachen hierfür sind vielschichtig, ökonomisch geprägte winterungsbetonte Fruchtfolgen und frühe Aussaattermine spielen eine wesentliche Rolle. Ein anderer Punkt sind die verstärkt auftretenden Herbizidresistenzen.

Problemfeld Ackerfuchsschwanz

Um das Problemfeld Ackerfuchsschwanz genauer zu verstehen, sollten wir uns einige Eigenschaften dieser talentierten Nichtzielpflanze vor Augen führen. Ackerfuchsschwanz tritt als Pulk auf. Aus einem Samen entstehen in der Regel 2 bis 12 ährentragende Halme. Jede Ähre kann bis zu 200 Samen bilden. Der auffallend feine Samen des Ackerfuchsschwanzes weist eine hohe Keimbereitschaft auf, wobei die Hauptkeimzeit auf Ende August bis Anfang Oktober fällt. Frisch ausgefallene Samen fallen meist für 2 - 8 Wochen in die sogenannte primäre Keimruhe, dabei begünstigen eine warme und trockene Witterung zur Samenabreife die Keimbereitschaft. Die Keimung erfolgt nur unter Lichteinfluss. Bei flacher Samenablage kann ein kurzer Lichtreiz von wenigen Millisekunden ausreichen. Ein besonderes Augenmerk liegt dementsprechend auf dem Stoppelsturz. Kommt es beim ersten Arbeitsgang nach der Ernte zu einem Verschütten, tiefer als 5 cm, fällt der Samen in die sekundäre Keimruhe, die bis zu 10 Jahre andauern kann. Zur Überlebensdauer von Ackerfuchsschwanzsamen im Boden gibt es unterschiedliche Angaben. Fest steht jedoch, dass innerhalb von 4 Jahren 80 % des Ackerfuchsschwanzsamens durch Alterung und Keimung unschädlich geworden sind.

Ackerbauliche Gegenmaßnahmen

Wie kann nun bei verstärkt auftretenden Herbizidresistenzen der Problematik „Ackerfuchsschwanz“ begegnet werden? Eine Teillösung auf diese Frage können ackerbauliche Maßnahmen sein. Zum Beispiel lässt sich durch den Einsatz eines Strohstriegels eine deutliche Reduktion des Ackerfuchsschwanzpotenzials herbeiführen. Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zu diesem Thema zeigen, dass die siebenfache Menge an Ackerfuchsschwanz in Keimstimmung versetzt wird, wenn bei der Stoppelbearbeitung statt einer Kurzscheibenegge ein Strohstriegel eingesetzt wird. Eine weitere Möglichkeit zur Reduktion des Ackerfuchsschwanzes besteht in der Anlage eines „falschen Saatbetts“. Beim „falschen Saatbett“ wird der Acker zwei bis drei Wochen vor dem eigentlichen Saattermin bearbeitet und ein Saatbett erstellt. Die erste Welle des Ackerfuchsschwanzes keimt und wird kurz vor der eigentlichen Saat durch eine flache Bodenbearbeitung oder durch ein Totalherbizid beseitigt. Neben den direkten mechanischen Maßnahmen können auch indirekte Maßnahmen wie beispielsweise die Verschiebung des Saattermins helfen. Durch eine Verlegung des Aussaattermins auf die zweite Oktoberhälfte kann eine Reduktion der Keimbereitschaft des Ackerfuchsschwanzes von 70 % erreicht werden. Die Kombination der beschriebenen Maßnahmen und eine Erweiterung der Fruchtfolge hin zu mehr Sommerungen können dazu beitragen den Ackerfuchsschwanz einzudämmen.

Interview mit Torben Manning

Eine andere Option ist der Einsatz eines Hackstriegels zur Reduktion des Ackerfuchsschwanzes. Im Interview erklärt Torben Manning, Berater für Pflanzenschutz und Pflanzenbau bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, welche Ansätze im produktionstechnischen Versuch verfolgt wurden und welche Erkenntnisse abgeleitet werden können.

Welche Probleme siehst Du hinsichtlich der Ausbreitung von Ackerfuchsschwanz auf uns zukommen?

Sicherlich werden die Probleme noch größer werden, als sie jetzt schon sind, da uns innovative neue Pflanzenschutz-Produkte fehlen und die „alten“ Produkte verschlissen sind bzw. sich Resistenzen ausgebildet haben. Dadurch wird sich dieses Problem zumindest in den jetzt schon betroffenen Regionen noch verschärfen. Die Landwirte arbeiten mit verschiedenen Möglichkeiten wie Fruchtfolge dagegen an, aber das Potenzial im Boden herunterzuschrauben, ist oft schwer möglich bzw. ein langer steiniger Weg. Ein weiterer noch offener Punkt ist der ggf. zukünftige Wegfall von Glyphosat und damit die Möglichkeit, in Mulch- und Direktsaaten den auflaufenden Ackerfuchsschwanz zu bekämpfen.

Welche Möglichkeit bietet aus Deiner Sicht eine kombinierte Maßnahme aus Herbizideinsatz und Hackstriegel?

Auf den extrem belasteten Flächen haben wir mittlerweile ein so hohes Potenzial aufgebaut, dass wir dieses mit dem reinen Herbizideinsatz nicht mehr in den Griff bekommen. Wir können davon ausgehen, dass die Bodenherbizide, die wir im Vorauflauf im Herbst einsetzten, Wirkungsgrade von durchschnittlich 60 % auf extrem belasteten Flächen haben. Im Weizen oder in der Triticale, in denen wir auch mit einer Frühjahrsbehandlung z. B. mit Atlantis nachbehandeln können, erreichen wir Wirkungsgrade von 80 bis in Ausnahmefällen 90 %. Beim Vergleich mit reinen Striegel- oder auch Hack/Striegel-Maßnahmen, die auf die jeweilige Witterungssituation angepasst eingesetzt werden, zeigen sich ebenfalls Wirkungsgrade von etwa 60 %. Bei einer Kombination aus beiden Systemen ist es in vielen Fällen möglich, 96 bis 98 % Wirkungsgrad zu erzielen. Diese Zielgröße gilt es zu erreichen, damit sich der Ackerfuchsschwanz nicht weiter vermehrt. Wohlgemerkt ist dies dann aber noch keine Reduktion, sondern nur die Verhinderung der Vermehrung.

Du hast zu dem Thema einen Exaktversuch angelegt. Wie war der Aufbau und die Intention des Versuchs?

Wir haben vor drei Jahren einen zweifaktoriellen Versuch in einem Praxisschlag mit hohem Ackerfuchsschwanz-Druck angelegt. Die angebauten Kulturarten waren Winterweizen, Raps und Wintergerste. Der erste Faktor war die mechanische Unkrautbekämpfung, in der wir einen Praxisstriegel mit zwölf Meter Arbeitsbreite in unterschiedlichen Intensitäten eingesetzt haben. Quer zu diesen Striegelspuren haben wir Herbizid-Varianten als zweiten Faktor angelegt. Die sich daraus ergebenden Kleinparzellen wurden mit der Parzellenspritze behandelt. In diesem Versuch wurden die so möglichen Kombinationsmöglichkeiten aus Herbizidund Mechanik-Einsatz getestet. So konnten wir prüfen, welche Maßnahme welchen Erfolg erzielt.

Foto Torben Manning

Foto: Torben Manning

Was sind die Besonderheiten des Versuchsstandorts?

Der Versuchsstandort ist ein Elbmarschboden mit einem sehr hohen Tonanteil. Das heißt, wenn es dort feucht wird, ist es so nass, dass sich der Boden gar nicht mehr bearbeiten lässt. Wenn er erst einmal trocken ist, dann gibt es dort so wenig Feinerde, dass im Prinzip auch keine Bearbeitung mehr möglich ist. Denn fürs Striegeln brauchen wir Feinerde, um das Unkraut rauszureißen und zu verschütten. Für die mechanische Bearbeitung war das ein sehr herausfordernder Standort.
Als Hinweis zum Versuchsstandort ist noch anzumerken, dass auf der Versuchsfläche der Ackerfuchsschwanz nicht resistent ist. Dieser lässt sich aber mit den zur Verfügung stehenden Mitteln ALS-Hemmer (Atlantis) und mit einer Teilwirkung auch noch mit ACCase-Hemmern (Axial) gut bekämpfen. Die Mittelauswahl für diesen Versuch ist aufgrund der Praxistauglichkeit erfolgt.

Welche Ergebnisse hast Du bekommen und welche Schlüsse ziehst Du daraus?

Das Entscheidende war, dass wir durch die Kombination aus mechanischen und chemischen Maßnahmen Wirkungsgrade von über 95 % erzielen, die wir mindestens zur Bekämpfung brauchen. Dagegen hatten wir mit den beiden Systemen einzeln gesehen keine Chance, die Fläche „sauber“ zu bekommen.
Über die Versuchsjahre hinweg hat sich gezeigt, dass eine Ertragsdifferenz zwischen Kontrolle (kein Pflanzenschutz, kein Striegel) und der "saubersten" Variante bis zu 170 % erreicht wurde. Denn der Fuchsschwanz unterdrückt das Getreide stark.
Moderate Striegelmaßnahmen im Herbst im Vor- und Nachauflauf kosten beim Getreide hingegen keinen Ertrag. Im Versuch gab es nur bei stärkeren Striegel- und/oder Hackmaßnahmen im Frühjahr Ertragsverluste von 10 %. Die intensiv behandelten Versuchsparzellen waren fast „sauber“. Zu beachten ist jedoch, dass wir drei Herbizidmaßnahmen eingesetzt haben und zusätzlich zweimaliges Striegeln.

Fazit

Trotz der gezeigten Möglichkeiten aus einer Kombination von Herbiziden und Mechanik, muss ein Standort mit massiver Ackerfuchsschwanzproblematik die Fruchtfolge anpassen und die gesamten produktionstechnischen Maßnahmen wie flache Bodenbearbeitung, falsches Saatbett und späteren Aussaattermin ergreifen.

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Harmen Gehrke
Harmen Gehrke
Regional Experte Ökosaatgut Norddeutschland
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