Schadbild - Mutterkorn im Roggen
Ist ein Getreidebestand mit der Ährenkrankheit Mutterkorn befallen, kann das für den Landwirt deutlich spürbare Konsequenzen nach sich ziehen. Ihm drohen Preisabschläge, im schlimmsten Fall sogar eine Ablehnung der gesamten Partie. Für mit Mutterkorn befallenes Getreide gelten strenge Grenzwerte: Ist Futterroggen zu mehr als 0,1 Prozent mit Mutterkorn befallen, drohen Preisabschläge oder Ablehnung. Beim Brotroggen liegt diese Grenze sogar bei 0,05 Prozent. Der Grund: Die beim Mutterkorn-Befall entstehenden Alkaloide sind giftig – und können schon in geringen Mengen zur Gefahr für Menschen und Tiere werden. Eine sorgfältige Vorbeugung ist also unabdingbar.
Befall erkennen - Mutterkorn
In einer frühen Phase bilden sich während der Blütezeit zunächst gelbliche und klebrige Tropfen an der Blüte – der sogenannte Honigtau. Später entwickeln sich dunkelviolette oder weiße Mutterkörner anstelle von Getreidekörnern in der Ähre. Die Größe reicht von kaum sichtbar (wenige Millimeter) bis unübersehbar (bis zu 6 Zentimeter).
Grenzwerte in Mutterkorn pro kg ungemahlenen Roggens:
Brotroggen:
500 mg bzw. 0,05 Gewichtsprozent
Futtermittel:
1.000 mg bzw. 0,1 Gewichtsprozent
Ethanolroggen:
1.000 mg bzw. 0,1 Gewichtsprozent bei Verwendung der Schlempe als Futtermittel
Vorkommen des Schadbilds - Mutterkorn
Beim Mutterkorn handelt es sich um eine Ährenkrankheit. Der Mutterpilz kommt an verschiedenen Getreidearten vor, darunter Winterweizen, Wintergerste, Winterroggen und Triticale. Dazu kann Mutterkorn mehr als 400 verschiedene Gräser befallen. Und das kann auch für Getreide zum Problem werden: Die Gräser können vom Mutterkorn-Erreger als Zwischenwirt genutzt werden und später Getreide befallen.
Zeiträume für den Befall - Mutterkorn
Die Infektion mit Mutterkorn findet während der Blüte des Getreides statt.
Auslöser und Gründe für den Befall - Mutterkorn
Wetter
Der Roggen ist als so genannter Fremdbefruchter auf Pollenflug angewiesen. Ohne Bestäubung durch Pflanzen der gleichen Art kann kein Samen gebildet werden. Bleibt der Pollenflug allerdings aus oder ist stark gemindert, können bereits geöffnete, aber noch unbefruchtete Roggenblüten mit dem Mutterkorn infiziert werden. Der Pollenflug wird vor allem durch Witterungsbedingungen beeinflusst. Bei Regen, hoher Luftfeuchtigkeit und niedrigen Temperaturen ist er gemindert.
Chemische Maßnahmen
Das Infektions-Risiko erhöht sich durch den Einsatz von Fungiziden während der Blütezeit. Entsprechende Maßnahmen sind deshalb zu vermeiden.
Maßnahmen gegen den Befall - Mutterkorn
1. Vorbeugende Maßnahmen
Welche Faktoren wirken auf die Befallssituation – und kann ich diese beeinflussen?
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Maßnahmen zur Minimierung des Mutterkornbefalls
Sortenwahl
Pollenschüttungsvermögen der Sorten
Einflussmöglichkeiten
- Verbesserung des Pollenangebots durch den Anbau von PollenPLUS®-Hybriden mit einer geringeren Anfälligkeit gegenüber Mutterkorn (APS 4 und besser)
- Bei Sortenwahl mutterkornanfällige Sorten vermeiden (s. Handlungsempfehlungen Seite 6)
Pflanzenbau
Grüne Brücken;
verzögerte, verlängerte oder ungleichmäßige Blüte
Einflussmöglichkeiten
Feldhygiene
- wendende Bodenbearbeitung beim Anbau von Roggen nach Roggen
- Mulchen von Feldrändern und Brachflächen, Bekämpfung von Ungräsern (Wirtspflanzen) im Bestand
Zwiewuchs vermeiden
- nicht zu geringe Aussaatstärke
- ausgewogene N-Düngung
- standort- und witterungsangepasster Einsatz von Wachstumsregler
- ausreichend breite Fahrgassen, unnötiges Befahren des Bestandes vermeiden
Standort
Lage des Schlages
Einflussmöglichkeiten:
- Windoffene Lagen fördern den Pollenflug
- An Standorten mit einer verzögerten Abtrocknung der Bestände (Waldrand-, Schattenlagen) kann der Pollenflug gehemmt sein
- Einflussnahme in der Regel schwer
Witterung
Kühles und regnerisches Wetter während der Blüte behindert den Pollenflug und fördert den Mutterkornbefall
Einflussmöglichkeiten:
Einflussnahme nicht möglich
2. Fungizidmaßnahmen
Eine Möglichkeit, Mutterkorn durch eine Fungizidapplikation zu bekämpfen, besteht nicht.