Pflanzenschutzmaßnahmen für die Wintergerste
Wintergerste ist ein wertvoller Bestandteil der Fruchtfolge und ist daher im Anbau weit verbreitet. Hier erfahren Sie mehr zum Herbizid-, Fungizid- und Insektizideinsatz im Wintergerstenanbau.
1. Herbizideinsatz in der Gerste
Allgemein ist es wichtig bei der Anwendung von Herbiziden die Produkthinweise des Herstellers auf die Verträglichkeit und die Hinweise Ihres zuständigen Pflanzenschutzdienstes zu beachten. Weiterhin ist es unerlässlich, die Leitunkräuter und Gräser auf dem zu behandelnden Schlag zu kennen, um eine zielgerichtete Bekämpfung durchführen zu können.
Die Herbstbehandlung mit Bodenherbiziden wirkt oft sicherer als eine Behandlung im Frühjahr. Da der Ungräserdruck durch Windhalm und Ackerfuchsschwanz vielerorts stark zugenommen hat, ist eine Flufenacethaltige-Vorlage im Herbst sinnvoll. Die Anwendung sollte vor dem Auflaufen der Gräser durchgeführt werden, da eine Wirkung gegenüber bestockten Ungräsern nicht gegeben ist. Eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit ist die Voraussetzung, dass das Herbizid aufgenommen wird und wirken kann.
Im Frühjahr ist es sinnvoll, Wirkungslücken zu schließen, um die Restverunkrautung zu bekämpfen. Eine gezielte Nachspritzung gegen breitblättrige Unkräuter kann im Frühjahr sinnvoll sein, dafür können Wirkstoffe wie ACC-ase Hemmer eingesetzt werden.
2. Fungizideinsatz in der Gerste
Verschiedenste Pilzkrankheiten spielen in der Wintergerste eine größere Rolle, dazu zählen Mehltau, Netz- und Blattflecken, Zwergrost und Ramularia. Zur Absicherung hoher Kornerträge sind gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig.
Das Auftreten der genannten Krankheiten variierte je nach Umwelt und Sorte stark. Situationsbedingt kann oft eine einzige Behandlung im Bereich Stadium BBCH 39 - 47 ausreichen. Diese Einmalbehandlung bietet sich vor allem bei einem geringen Befallsdruck in Kombination mit dem Anbau einer blattgesunden Sorte an. Dabei ist zu beachten, dass diese Fungizidbehandlung ca. 1 Woche früher als die zweite Maßnahme in einer Spritzfolge eingesetzt wird.
Eine Fungizidespritzfolge aus zwei Behandlungen im Schossen und zum Ährenschieben führt zu mehr Sicherheit gegenüber den Pilzkrankheiten.
Das Auftreten von Ramularia ist nicht vorhersagbar. Gegen eine Reihe von Wirkstoffen (Carboxamide, Strobilurine und Prothioconazol) hat sich bei Ramularia eine Resistenz entwickelt und die chlorthalonilhaltigen Präperate haben keine Zulassung mehr. Zurzeit liegen noch keine offiziellen Empfehlungen zur Behandlung von Ramularia vor.
Eine Möglichkeit ist in der Abschlussspritzung ein Isopropanol-Azol einzusetzen, da es auch eine Nebenwirkung auf Ramularia hat. Grundsätzlich gilt durch die Kombination von Wirkstoffen lässt sich die Selektion von resistenten Erregerpopulationen verhindern oder zumindest herauszögern.
In der Praxis haben sich je nach Befallssituation folgende Fungizidstrategien im Wintergerstenanbau bewährt:
Befallslage | Behandlung | BBCH 31/32 | BBCH 39-47 | BBCH 49-51 |
Geringer Befallsdruck bis BBCH 39 | Einfach | Intensive Kontrolle der Bestände | X | |
Befallsdruck im Schossen BBCH 31 - 37 | Zweifach | X | X |
(KWS LOCHOW nach Pflanzenbau und Pflanzenschutz Empfehlungen 2020, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, 2020)
3. Insektizideinsatz in der Wintergerste
Bei milder Herbstwitterung sind die Wintergerstenbestände durch eine Infektion mit dem Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV) gefährdet. Einfluss auf das Befallsrisiko haben die Faktoren: Saattermin, Virusbesatz im Ausfallgetreide, Witterung, Populationsdichte und Virulenz der Vektoren (z.B. Blattläuse und Zikaden) und Kulturen benachbarter Schläge (Mais).
Bitte achten Sie auf Ihre regionalen Warndiensthinweise. Ab dem 2- bis 3-Blattstadium sollte bei möglichst sonniger Witterung eine intensive Blattlauskontrolle durchgeführt werden, da dann die Blattläuse auf den Blättern besser zu erkennen sind.
Wenn der Bekämpfungsrichtwert (10 % befallene Pflanzen) für Virusvektoren (Blattläuse, Zikaden) erreicht ist, ist zur Bekämpfung der Vektoren eine Insektizidbehandlung notwendig. Diese Maßnahme sollte erst ab dem 3-Blattstadium des Wintergetreides erfolgen, um eine andauernde Wirkung dieser Maßnahme zu gewährleisten. Durch den Insektizideinsatz kann die Sekundärverbreitung des Virus im Getreidebestand verhindert werden.