Pflanzenschutzmaßnahmen im Weizen
Aufgrund seiner ökonomischen Vorzüglichkeit wird Weizen weit verbreitet angebaut. Hier erfahren Sie mehr zur Unkrautregulierung, Herbizid-, Fungizid- und Insektizideinsatz im Weizenanbau.
1. Verfahren der vorbeugenden Unkrautregulierung im Weizen
Verfahren | Effekt |
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Einschleppung neuer Unkrautarten wird verhindert |
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Unkräuter werden durch den Weizenbestand unterdrückt. |
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Weniger Unkräuter laufen auf. |
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Keiminduktion und mechanische Bekämpfung von einjährigen und mehrjährigen Unkrautarten und Vorfrüchten |
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Fatale Keimung von Unkräutern, Bekämpfung mehrjährigen Arten und Vergraben winter-einjähriger Unkrautarten vor dem Anbau von Winterweizen |
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Unterdrückung von Unkrautarten in Zwischenvegetationszeiten und frühem Entwicklungsstadium des Weizens |
(KWS LOCHOW nach Gerhards, Winterweizen – Das Handbuch, 2009)
2. Herbizideinsatz im Weizen
Allgemein ist es wichtig bei der Anwendung von Herbiziden die Produkthinweise des Herstellers auf die Verträglichkeit und die Hinweise Ihres zuständigen Pflanzenschutzdienstes zu beachten.
Die Produkte unterscheiden sich in der Verträglichkeit zum Teil erheblich. Nur Mittel mit guter Verträglichkeit einsetzen. Bei der Anwendung insbesondere von CTU-haltigen Mitteln beachten Sie bitte die gute fachliche Praxis, die Produkt- und Anwendungshinweise des Herstellers speziell zur Verträglichkeit sowie die Hinweise Ihres zuständigen Pflanzenschutzdienstes. Bei unsachgemäßer Anwendung kann es zu Pflanzenschädigungen und damit zu Ertragseinbußen kommen.
Die folgenden Sorten den KWS sind CTU-unverträglich:
Die Herbstbehandlung mit Bodenherbiziden wirkt sicherer als die im Frühjahr. Da der Ungräserdruck durch Windhalm und Ackerfuchsschwanz stark vielerorts zugenommen hat, ist daher eine Flufenacethaltige-Vorlage im Herbst sinnvoll. Die Anwendung sollte vor dem Auflaufen der Gräser durchgeführt werden, da die Wirkung gegenüber bestockten Ungräsern deutlich sinkt. Zudem benötigt Flufenacet für die volle Wirkung ausreichend Bodenfeuchte. Bei der Anwendung von Flufenacet sollte geprüft werden, dass in den darauffolgenden Tagen kein starker Niederschlag zu erwarten ist, um Ätzschäden zu vermeiden.
Im Frühjahr ist es sinnvoll Wirkungslücken zu schließen, um die Restverunkrautung zu bekämpfen. Nur in sehr früh gesäten Beständen mit schlechter Wirksamkeit der Herbizid-Vorlage sowie in sehr dünnen Beständen sollten Unkräuter wie z.B. Kamille, Storchschnabel, Ausfallraps oder Kornblume mit ALS-Hemmer im Herbst bekämpft werden.
Das Herbizidmanagement sollte grundsätzlich an den Bestand, an die Witterung und an die Unkräuter/Ungräser angepasst werden. Um optimale Wirkungsgrade der Mittel zu erzielen, dürfen die Aufwandmengen, um nicht mehr als 20 % reduziert werden.
3. Fungizideinsatz im Weizen
Im Weizen spielen eine ganze Reihe von Pilzkrankheiten eine größere Rolle, dazu zählen Septoria tritici, Echter Mehltau, Gelbrost, Braunrost, Halmbruchkrankheiten und Ährenfusarium. Dagegen helfen dem Weizen im ersten Schritt, die durch Züchtung erhaltenen, genetischen Resistenzen gegenüber Pilzkrankheiten. Zur Absicherung hoher Kornerträge sind neben der Wahl einer gesunden Sorte gezielte Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig.
In der Praxis haben sich je nach Befallssituation und Ertragserwartung folgende Fungizidstrategien im Weizenanbau bewährt:
Befallslage | Behandlung | BBCH 31/32 | BBCH 39 | BBCH 49 | BBCH 63 |
Ohne Frühbefall/geringer Infektionsdruck | Einfach | Intensive Kontrolle der Bestände | X | X | |
Frühbefall/geringer Infektionsdruck | Zweifach | X | X | X | |
Hoher Infektionsdruck | Dreifach | X | X | X |
(KWS LOCHOW nach Pflanzenbau und Pflanzenschutz Empfehlung 2019, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, 2019)
Mehltauanfällige Sorten sollten protektiv in der T1 behandelt werden, da es am Markt kaum noch Pflanzenschutzmittel mit ausreichender kurativer Leistung gibt.
Für den Verlauf von Pilzkrankheiten sind die Sorte und die Witterung zwei wichtige Faktoren. Vor dem ersten Pflanzenschutzmittel-Einsatz in BBCH 31/32 sollte der Bestand auf Septoria tritici, Mehltau, Gelbrost und Halmbruch kontrolliert werden. Je nach Auftreten und Infektionsgrad sollte die Auswahl des Pflanzenschutzmittels erfolgen. Dieser erste Termin ist der effektivste und wirtschaftlich sinnvollste, um auch die folgenden Blattetagen wirkungsvoll zu schützen. Je nach Befallsverlauf sind Folgebehandlungen ab BBCH 39 bis BBCH 49 üblich, um den oberen Blattapparat bzw. die Ähre zu schützen.
In den letzten Jahren hat sich Braunrost durch sein vermehrtes Auftreten zur Leitkrankheit im Weizen entwickelt. Braunrost tritt durch den Bedarf an hohen Temperaturen meist erst im späteren Vegetationsverlauf auf und reiht sich damit in die Folgebehandlungen ein.
Carboxamid-Wirkstoffe sind gegenüber den meisten Blattkrankheiten sehr wirksam. Sie sollten nur einmalig in der Saison eingesetzt werden, da bei dieser Wirkstoffgruppe die Gefahr besteht, dass Resistenzen auftreten. Daher wird von der offiziellen Beratung dazu geraten, diesen Wirkstoff ab BBCH 39 einzusetzen und danach vom langanhaltenden Schutz zu profitieren.
Eine Ährenbehandlung zum Abschluss zielt gegen alle relevanten Pilzkrankheiten inklusive möglicher Fusarium-Infektionen, um eine weitestgehende Befallsfreiheit bis zur Milchreife zu ermöglichen. Gängige Azole wie Prothioconazol und Tebuconazol sind vorzugsweise einzusetzen. Produkte, die aus mehreren Azolen bestehen sicher die Wirkung ab.
4. Insektizideinsatz im Weizen
Bei milder Herbstwitterung sind die Winterweizenbestände durch eine Infektion mit dem Weizenverzwergungsvirus gefährdet. Wenn die Bekämpfungsrichtwerte für Virusvektoren (Blattläuse, Zikaden) erreicht sind, ist zur Bekämpfung der Vektoren eine Insektizidbehandlung notwendig.
Die fortschreitende Resistenzentwicklung bei den Insektiziden lässt keine Aufwandmengenreduzierung zu und die Bekämpfungsrichtwerte sollten unbedingt eingehalten werden. Eine regelmäßige Kontrolle der Bestände und das Verfolgen der Hinweise des Pflanzenschutzdienstes ist wichtig, um rechtzeitig mit der Bekämpfung zu beginnen.