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Winterbraugerste - Neue Perspektiven

02.07.2019

Die Idee ist nicht neu: Herbstaussaat unter guten Bedingungen, Bestockung und Wurzelbildung vor Winter, optimale Ausnutzung der Winterniederschläge und zügige Jugendentwicklung im Frühjahr, frühes Ährenschieben und Beginn der Kornfüllung im Mai, gute Auskörnung und eine frühe Ernte im Juli. Von Winterbraugerste ist die Rede. Welche Vorteile für Landwirte und Verarbeiter daraus resultieren, ist im Folgenden aufgeführt.

Winterbraugerste gewinnt an Bedeutung

Der Anbau von Sommergerste geht stetig zurück. Dagegen steigt der Bedarf von 2 Mio. t Braugerste in Deutschland an und wird zunehmend aus dem Ausland gedeckt. Jährliche Importe von 0,8 bis zu 1,2 Mio. t aus Nachbarländern, wie Frankreich und Dänemark, sind Realität. Es ist schon kurios, wenn ein Gerstenland wie Deutschland bei einer Gesamtproduktion von 10 Mio. t Gerste es nicht schafft, die nötigen 2 Mio. t Braugerste aus dem eigenen Land zur Verfügung zu stellen.

Die Züchtung von Winterbraugerste ist im Vergleich zur Sommerbraugerste zwar noch relativ „jung“, steht aber zumindest schon 20 - 30 Jahre im Blickpunkt. Einen ersten Durchbruch in der Akzeptanz bei deutschen Mälzern und Brauern gab es mit den Sorten Malwinta (2006) und WINTMALT (2007).

Salonfähig ist die Winterbraugerste mit neuen zweizeiligen Sorten geworden. KWS LIGA und KWS JOY sind hier zu nennen. Der konservative Sortenmarkt beginnt aber Fahrt aufzunehmen. Die KWS liefert mit den Neuzulassungen KWS SOMERSET und KWS DONAU züchterische Weiterentwicklungen für die zweizeilige Winterbraugerste, die ebenfalls von den Mälzereien akzeptiert werden. Neu in Deutschland kommt jetzt die erste mehrzeilige Winterbraugerste auf den Markt, um den Makel des geringeren Ertrages aufzuheben. Mit KWS FARO steht erstmals eine in Deutschland zugelassene Sorte für diesen Einsatz zur Verfügung.

  • Selbstversorgungsgrad deutscher Braugerste steigern

    Das große Potenzial der Wintergerste muss für Brauzwecke besser erschlossen werden.

    Otto Köneke, Produktmanager Braugerste International, KWS Getreide
    Otto-Koeneke-in-Barley-field.jpg

Vorteile der mehrzeiligen Winterbraugerste für den Landwirt

Was hindert einen Landwirt daran, 70 dt/ha zu ernten, wenn er alternativ nur 55 dt ernten soll? Auch zum Teil sehr gute Braugersten-Preise weit über Futtergerste konnten den Flächenrückgang der Sommergerste nicht aufhalten. Natürlich gibt es Regionen und Fruchtfolgen, in denen die Sommergerste vorteilhaft ist. Nach späträumenden Vorfrüchten wie Kartoffeln, Rüben etc. mit Beregnung ist Sommergerste gut geeignet. Für größere, ertragsorientierte Marktfruchtbetriebe, insbesondere mit Rapsfruchtfolgen, ist die Winterbraugerste ideal.

Kann der Landwirt Winterbraugerste zum ähnlichen Preis wie Sommerbraugerste vermarkten, winken ein deutlicher Erlösvorteil, bessere Arbeitszeiten bei Aussaat und Ernte sowie eine attraktive Prämie von 150 - 300 €/ha Erlös extra.

Winterbraugerste muss anders produziert werden als Futtergerste. Speziell ausgewählte Sorten und eine reduzierte N-Düngung senken den Ertrag. Man kann in etwa kalkulieren, dass beim Anbau von zweizeiliger Winterbraugerste gegenüber Futtergerste etwa 5 - 10 % Ertrag verloren gehen. Damit ist man aber immer noch weit über dem Ertragsniveau von Sommergerste.

Die neue mehrzeilige Winterbraugerste erzielt den gleichen Ertrag wie die Futtergerste (Abb. 1) und steigert so die Anbauwürdigkeit der Winterbraugerste um 10% im Vergleich zur zweizeiligen Variante.

Bei allen Vorteilen muss ein Punkt beachtet werden: Sorten müssen für die Region passend ausgewählt werden. Die Praxis weiß sehr gut, wo die Kultur hinpasst und wo nicht.

Vorteile für den Verarbeiter

Kernpunkt ist letztendlich die große Möglichkeit, auf den riesigen Pool der Wintergerste zur Rohstoffversorgung zurückzugreifen. Dies macht uns unabhängig von Importen, bringt auch gleichzeitig eine Stärkung des regionalen Anbaus mit sich. Heimischer, regionaler Anbau von Winterbraugerste anstatt Import von ausländischer Ware ist hier die Devise. Der Anbau vor Ort und die regionale Verarbeitung erlangen immer größere Bedeutung in den Vermarktungskonzepten. Dabei ist die Frachtraumverknappung zusätzlich ein treibender Faktor hin zur Regionalität.

Natürlich kann die Winterbraugerste nicht vollständig den Import ersetzen. Verarbeitungsmengen von 200.000 - 400.000 t deutscher Winterbraugerste könnten aber 20 - 30 % der heutigen Importware begleichen. Eine Ergänzung von Winter- und Sommerbraugerste wird insgesamt zur Stärkung der heimischen Braugerstenproduktion führen.

Bei den Themen ‚Fusarium-Befall‘ und ‚Gushing‘ (= plötzlich und spontan überschäumendes Bier, ohne dass dieses zuvor geschüttelt wurde) war der Einsatz von Winterbraugerste in den letzten Jahren sehr gerne gesehen und brachte erhebliche technische Vorteile. Auch wenn die Forschung noch nicht alles erklären kann, gibt es momentan eine klare Tendenz, dass der Einsatz von Winterbraugerste das Risiko von Gushing deutlich reduzieren kann.

Fazit

Durch die gesunkene Anbaufläche von Sommergerste in Deutschland ist die Rohstoffversorgung zunehmend auf Importe aus den EU-Nachbarländern angewiesen. Insbesondere für bestehende Regionalkonzepte zur Erzeugung heimischer Braugerste ist die Rohstoffbasis bedenklich klein geworden. Wetterkapriolen und Klimawandel einerseits sowie hohe Qualitätsanforderungen andererseits machen die Planungen für die Produktion von Braugerste riskant. Die Fläche für Wintergerste ist konstant hoch bei gleichzeitig hoher Ertragserwartung.

Durch den Anbau von Winterbraugerste und die gezielte Nutzung neuer Sorten im Malz- und Brauprozess kann die Rohstoffbasis aus heimischer Produktion auf eine deutlich breitere Basis gestellt werden. Akzeptierte und leistungsfähige Sorten stehen inzwischen zur Verfügung.

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Otto Köneke
Otto Köneke
Produktmanager Braugerste International
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