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    Zwischenfrüchte

Machen Zwischenfrucht-Mischungen im Zeitalter der neuen GAP noch Sinn?

April 2023

Für die kommende Zwischenfruchtsaison wurden die Karten neu gemischt. Neben den betriebsindividuellen pflanzenbaulichen Themen stecken die Düngeverordnung (DüV) und die Novellierung der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) den Rahmen für den kommenden Zwischenfruchtanbau ab.

Struktur der GAP

Abbildung 1: Struktur der GAP

Insbesondere innerhalb der GAP haben sich die Vorgaben verändert. In der neuen Struktur (Abbildung 1) bildet die Basis der neue Bereich der Konditionalität mit den Vorgaben zum Erhalt der Flächen in einem "guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand" (GLÖZ) als verpflichtendes Element innerhalb der 1. Säule. Beschäftigt man sich mit den Vorgaben im Detail wird schnell klar, dass im Vergleich zum Greening der Anbau von Zwischenfrüchten, gar Zwischenfrucht-Mischungen, ein(!) mögliches Instrument von vielen ist, um den Forderungen der GAP gerecht zu werden. Da kommt vielleicht bei Ihnen als Praktiker die Frage auf: Baue ich überhaupt noch Zwischenfrüchte an? (Die Notwendigkeiten durch die DüVo als auch Ihre guten pflanzenbaulichen Gründe mal außer Acht gelassen). Und wenn ja, dann nicht lieber (günstigere) Einzelarten?

Zwischenfruchtanbau und GLÖZ

Innerhalb der neun GLÖZ-Maßnahmen haben schwerpunktmäßig GLÖZ 6 (Mindestbodenbedeckung in vegetationsloser Zeit) als auch GLÖZ 7 (Fruchtwechsel) und GLÖZ 8 (Begrünung von Brachflächen) Relevanz für den Zwischenfruchtanbau. Mehr Informationen finden Sie in der KWS Fit4NEXT Broschüre (S. 64 - 67). Bei GLÖZ 7 kann der Anbau von Zwischenfrüchten ein pflanzenbauliches Instrument sein, um in einer engen Fruchtfolge (z. B. Mais-Mais) über Zwischenfrüchte einen Wechsel zu erfüllen. Bei GLÖZ 8 kann mittels Zwischenfrüchte eine aktive Begrünung geschaffen werden, die unerwünschte Vegetation (Ausfallgetreide, Unkräuter etc.) unterdrückt und gleichzeitig die Bodenfruchtbarkeit fördert.

GLÖZ 6: Aktiv begrünen oder nehmen was kommt?

Beispiel Normalsaat

Winterkulturen, Selbstbegrünung, Stoppelbrachen, Mulchauflagen inkl. Erntereste – all dies (und noch ein paar mehr) sind Optionen, um GLÖZ 6 zu erfüllen. Mit Bezug auf die Eingangsfrage ein Beispiel dazu: Die Wintergetreideernte findet am 10. August statt. Sie müssen die 80 % der Flächenbedeckung nach GLÖZ 6 erfüllen. Es folgt eine Frühjahrsaussaat mit Hackfrucht in einem grünen Gebiet. Sie haben ca. drei Monate Vegetationszeit, die Sie nutzen können, um Zwischenfrüchte anzubauen. Alternativ lassen Sie den Getreidestoppel bis ins Frühjahr bearbeitet oder unbearbeitet liegen:
Erosionsschutz? Könnte funktionieren.
Nährstoffkonservierung? Abhängig von der Bodenart, aber eher schwierig.
Unkrautunterdrückung? Auch schwierig.
Aufbau zusätzlicher organischer Substanz und Humus, Verbesserung der Bodenstruktur, Förderung des Bodenlebens, sinnvoller Einsatz des Niederschlags, Bindung von Luftstickstoff über Leguminosen? Alles nicht gegeben!

Hier wird klar, dass der Anbau von Zwischenfrucht-Mischungen außer Frage stehen sollte. Die Zwischenfrucht-Mischungen sind bewusst genannt, da die Summe aller Vorteile nur erreicht wird, wenn man über verschiedene Arten auch die verschiedenen positiven Eigenschaften und Wurzelsysteme kombiniert.

Beispiel Spätsaat

Sie als Landwirt sind aufgefordert, auf mind. 80 % der Ackerfläche eine Mindestbodenbedeckung herzustellen. Sie ernten in der zweiten Septemberhälfte Ihre Hackfrucht und haben als Nächstes in der Fruchtfolge wieder eine Frühjahrskultur eingeplant. Die Fläche liegt in einem grünen Gebiet, sie haben allerdings noch nicht 80 % der Ackerflächen bedeckt. Lohnt sich da noch der Anbau einer Zwischenfrucht oder gar Mischung? Gute Frage – es kommt auf den Standort an. Wenn insbesondere Erosion ein Thema ist, dann könnte die Ernterestauflage unzureichend sein. Positiv wirkt sich aus, dass die Monate Oktober und November durchaus noch nennenswerte Vegetationszeit bieten. Mit Blick auf eine Zwischenfrucht wird die Auswahl potenzieller Arten geringer. Im zweikeimblättrigen Portfolio bleiben fast nur abfrierende (z. B. Senf und Ölrettich) oder winterharte Kreuzblütlerarten (z. B. Rübsen) übrig. Diese können (wie in Bild 1) durchaus noch eine gute Bedeckung erreichen und damit Erosionsschutz, aber auch eine gute Krumendurchwurzelung bewirken. Auf leichten oder flachgründigen Standorten kann so Stickstoff vor einer Verlagerung ins Grundwasser geschützt werden.

In unseren Aussaatzeitversuchen konnten 2022 unter trockenen Bedingungen mittlere bis späte Septembersaaten unserer Zwischenfrucht-Mischung KWS Fit4NEXT RÜBE noch bis zu 1 t TM/ha ober- und unterirdischer Biomasse bringen und bis zu 40 kg N/ha konservieren.

KWS Fit4NEXT RÜBE, Saatzeitversuch Einbeck 2022

Bild 1: KWS Fit4NEXT RÜBE, Saatzeitversuch Einbeck, gesät am 4. Oktober 2022, Bild vom 10. November 2022

Mit Zwischenfrucht-Mischungen auf der sicheren Seite

Unter sehr trockenen Startbedingungen am Standort Einbeck schnitten Zwischenfrucht-Mischungen 2022 deutlich besser ab als die Einzelkomponenten:

Abbildung 2 - oberirdische TM dt/ha

Abbildung 2 - oberirdische TM dt/ha

Abbildung 3 - N kg/ha in der oberirdischen TM

Abbildung 3 - N kg/ha in der oberirdischen TM

Die Vorteile zugunsten von Zwischenfrucht-Mischungen sind messbar!

Das Jahr 2022 war ein sehr gutes Beispiel dafür. Selbst unter sehr trockenen Bedingungen (bereits zur Keimphase der Zwischenfrucht-Mischung) haben einige Arten wie der Rauhafer, die meisten Kreuzblütler, Tatarischer Buchweizen aber auch großkörnige Leguminosen wie Wicke, Lupine oder Futtererbse sichere Bestände etabliert. An Standorten, an denen insbesondere in den ersten zwei bis drei Wochen nach Aussaat nur sehr wenig Niederschlag gefallen ist, haben sich Kleearten und Ramtillkraut schwergetan. Unter den Gegebenheiten minimiert man über die Wahl einer Zwischenfrucht-Mischung zusätzlich das Risiko, dass der Ausfall einer Art die Bestandesleistung reduziert.

Ein Blick in unsere Saatzeitversuche am Standort Einbeck (Abbildungen 2 und 3) unterstreicht die Vorzüglichkeit der Zwischenfrucht-Mischungen: unabhängig von der Aussaatzeit war das Mittel der beernteten Zwischenfrucht-Mischungen in puncto TM- und N-Ertrag je Hektar immer den Einzelkomponenten überlegen. Auch die höheren Abweichungen nach oben und die geringeren nach unten sprechen für die Nutzung von Zwischenfrucht-Mischungen. Gleichzeitig hatten die Mischungen auch Vorteile bei der Bestandesetablierung und Bedeckung.

Fazit

In den klassischen Zwischenfrucht-Anbaukonstellationen macht der Anbau von Zwischenfrucht-Mischungen, gegenüber der Alternative nichts zu tun oder auf Einzelkomponenten zu setzen, aus vielerlei Hinsicht Sinn! Ihr wichtigstes Kapital, Ihr Boden, wird es Ihnen danken. Selbst bei nötigen Spätsaaten können, unter den gegebenen politischen Rahmenbedingungen, Zwischenfrüchte noch sinnvoll sein.

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Markus Molthan
Markus Molthan
Produktmanager Zwischenfrüchte
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