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Innovative Fütterungskonzepte für eine nachhaltige Fleischerzeugung

Lena Görlich, Ferdinand-von-Lochow-Stipendiatin der KWS

19.09.2022

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ manifestiert sich in nahezu allen Lebensbereichen. Auch in der Landwirtschaft nehmen ressourcenschonende und somit nachhaltigere Wirtschaftsweisen eine zunehmend wichtige Rolle ein. Gleichzeitig etablieren sich in der Gesellschaft alternative Ernährungsformen, wie der Vegetarismus oder Veganismus. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob und auf welche Weise mehr Nachhaltigkeit auf Ebene der Fleischerzeugung erzielt werden kann.

Ein angepasstes Fütterungskonzept kann maßgeblich dazu beitragen, die Umweltauswirkungen der Fleischproduktion zu verringern.

Die Ferdinand-von-Lochow-Stipendiatin Lena Görlich setzte sich in ihrer Forschungsarbeit genau mit dieser Thematik auseinander. Neben einer Verbraucherumfrage führte sie Gespräche mit Experten entlang der Wertschöpfungskette, um die Anforderungen an die Fleischerzeugung zu untersuchen. Im Artikel erfahren Sie mehr über ihr Interview mit Dr. Lina von Fricken, die aus Sicht der Futtermittelerzeugung das Thema genauer beleuchtet.

Dr. Lina von Fricken verantwortet die Strategische Unternehmensentwicklung bei der GS agri eG.

Dr. Lina von Fricken verantwortet die Strategische Unternehmensentwicklung bei der GS agri eG.

Bedeutung einer innovativen Fütterung

Das Nachhaltigkeitsmanagement gehört zu den Steckenpferden von Lina von Fricken. Bereits in ihrer Doktorarbeit bearbeitete sie das Thema „Nachhaltigkeit in der konventionellen Tierproduktion“.

Doch auf welche Weise lässt sich dies umsetzen?
„Ein wahnsinniger Hebel zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks in der Tierhaltung ist eine innovative Fütterung,“ berichtet von Fricken im Interview. Dazu gehört ein angepasstes Fütterungskonzept an die einzelnen Lebensabschnitte der Tiere. Als Beispiel kann die Region Vechta genannt werden, die vor allem für die hohe Viehdichte und die daraus resultierenden Herausforderungen (wie z. B. Nährstoffüberschüsse) in der Branche bekannt ist. Im Bereich der Schweinehaltung hat sich dort ein bis zu zehnphasiges Fütterungskonzept etabliert. Durch mehrphasige Fütterungskonzepte, die exakt an den Bedarf der Tiere angepasst sind, lassen sich die Umweltauswirkungen im Vergleich zu klassischen Ansätzen um bis zu 25 % reduzieren. Zusätzlich können Futter- und Tierarztkosten eingespart werden, denn die Futterverwertung verbessert sich deutlich und die Tiere werden nicht übermäßig mit Rohprotein belastet.

Product Environmental Footprint (PEF)

Darüber hinaus sieht Lina von Fricken großes Potenzial in einer ressourcenschonenden Erzeugung von Rohwaren für die Mischfutterproduktion. Immerhin beeinflussen diese den ökologischen Fußabdruck des Futters um bis zu 90 %. Neben ihrer Tätigkeit in der Futtermittelindustrie engagiert sie sich deshalbals Vorsitzende der PEF-Gruppe beim Global Feed LCA Institute. Die Non-Profit-Organisation zählt eine Vielzahl von Futtermittelverbänden auf internationaler Ebene zu ihren Mitgliedern. Gemeinschaftliches Ziel ist es, Ökoprofile von agrarischen Rohwaren zu sammeln und zur Verfügung zu stellen, um folglich den ökologischen Fußabdruck von Futtermitteln quantifizieren zu können. Dabei meint das Ökoprofil die Erfassung und Bewertung aller umweltrelevanten Vorgänge. „Das klingt unsexy, ist aber eine gute Methode, um den Footprint von Endprodukten wiez. B. Fleisch, aber auch Brot ganzheitlich ermitteln zu können,“ erklärt sie.

Die Treibhausgasemissionen bestimmen neben anderen Faktoren das Ökoprofil von Rohwaren. Dabei weist der Roggen im Vergleich zu anderen Getreidearten den geringsten CO2-Fußabdruck auf.

Treibhausgasemission für den Anbau verschiedener Getreidearten in Deutschland

Nachhaltigkeit als Branchenthema

Die Berechnung des ökologischen Fußabdrucks erscheint für Außenstehende oft abstrakt, weiß die Expertin. Aus diesem Grund ist es nicht immer einfach, das Thema bei den Erzeugern zu platzieren, gerade vor dem Hintergrund gestiegener Produktionskosten. Trotzdem sieht sie großes Potenzial in der Optimierung von Fütterungskonzepten. Dabei ist es ihr besonders wichtig, dass alle Akteure der Fleischerzeugung an einem Strang ziehen. „Nachhaltigkeit sollte im Idealfall kein Wettbewerbsmerkmal sein. Vielmehr ist es ein Branchenthema, das uns alle angeht,“ resümiert sie.

Fazit

Lina von Fricken macht deutlich, wie wichtig die Fütterung zur Reduktion des ökologischen Fußabdrucks im Sinne einer nachhaltigeren Produktion ist. Gleichzeitig zeigt sich in der Verbraucherumfrage, dass der Fußabdruck ein wichtiger Bewertungsfaktor für nachhaltig erzeugtes Fleisch ist. Daher sollte das Ökoprofil von Rohwaren wie Getreide stetig verbessert werden. Vor allem im Hinblick auf politische Strategien wie Farm-to-Fork, werden ressourcenschonende Pflanzenarten wie beispielsweise der Hybridroggen immer bedeutender. Für Landwirte lohnt sich deshalb der Blick auf den ökologischen Fußabdruck ihrer Kulturen.

Autor:

Lena Görlich, Studentin der Hochschule Osnabrück, führte das Interview mit Dr. Lina von Fricken

Das Ferdinand-von-Lochow-Stipendium

Ferdinand von Lochow war ein Pionier der Pflanzenzüchtung – unkonventionell, kreativ und von großem Unternehmergeist geprägt. Seine Werte an die Pioniere von morgen weiterzureichen, ist die Idee dieses Stipendiums.

KWS Getreide bietet das Ferdinand-von-Lochow-Stipendium seit 2015 an drei Standorten an: FH Osnabrück, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Universität Hohenheim.

Die Förderung beinhaltet ein monatliches Stipendium für ein Jahr, sowie ein zweieinhalb-monatiges fachbezogenes Praktikum an einem Getreide-Standort der KWS, das mit einem Forschungsprojekt zu getreidebezogenen Themen verbunden werden kann.

Bei Interesse informieren Sie sich unter
KWS Stipendium

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Andreas von Felde
Dr. Andreas von Felde
Leiter Globales Produktmanagement Fütterung
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