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Faserverdaulichkeit – Ein Parameter für die Maissortenwahl?

BlickPunkt, Sommer 2025

Welche Silomaissorte ist die richtige für meinen Betrieb? – Eine Frage, die sich jedes Jahr aufs Neue viele Landwirte stellen. Bezüglich der Sortenwahl stehen für Milchviehbetriebe neben den agronomischen Eigenschaften auch die Qualitätsparameter wie ein hoher Energieertrag und eine hohe Energiedichte sowie ein hoher Anteil gut verdaulicher Stärke im Vordergrund.

Faserverdaulichkeit im Mais – Ein variabler Parameter

Ein weiterer Faktor, der in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus rückt, ist die Verdaulichkeit der Faserbestandteile (NDFd) in der Maissilage. Wenn Faserbestandteile vorrangig aus Hemicellulose und Zellulose bestehen und der Anteil an Lignin gering ist, hat dies einen positiven Einfluss auf die Verdaulichkeit der Faser und somit auf die Energiekonzentration im Mais. Allerdings ist die Faserverdaulichkeit (NDFd) ein Wert, der einerseits sehr wichtig für die Rationsberechnung in der Milchviehfütterung ist (vor allem in Rationen mit hohem Maisanteil), aber gleichzeitig ein sehr variabler Faktor, der von vielen (Umwelt-)Faktoren mit beeinflusst wird.

Sortenversuche

In umfangreichen Versuchen hat KWS in den letzten vier Jahren verschiedene KWS Maissorten und Vergleichssorten hinsichtlich des Parameters Faserverdaulichkeit (NDFd) analysiert. Ziel dieser Versuche war es, Sorten hinsichtlich NDFd30h einzustufen und zu analysieren, welchen Einfluss Jahres- und Umwelteinflüsse auf die Faserverdaulichkeit (NDFd) ausüben. Dafür wurden verschiedene Sorten in den Jahren 2021 - 2024 an drei verschiedenen Standorten in doppelter Wiederholung angebaut, in der Silomaisreife geerntet und im Labor sowohl mittels NIRS als auch nasschemisch analysiert.

Gut zu wissen:

NDF

= Neutrale-Detergenzien-Faser (NDF) beschreibt die pflanzlichen Zellwände (Faserbestandteile) und umfasst den Anteil von Zellulose, Hemizellulose und Lignin.

NDFd

= potenziell verdaulicher Anteil der NDF

NDFd30h

= beschreibt die Verdaulichkeit der NDF nach 30h Inkubation im Pansensaft. Es gibt Aufschluss darüber, wieviel der NDF nach 30h verdaut wurde. Also wie groß der Anteil der „schnellverdaulichen“ Faserbestandteile ist.

Ergebnisse und Einflüsse auf die Faserverdaulichkeit

Jahreseffekt
Neben dem Erntezeitpunkt hat vor allem die Witterung im jeweiligen Anbaujahr einen großen Einfluss auf die Faserverdaulichkeit (NDFd). Vergleicht man die Analysen beispielsweise aus dem Jahr 2021 mit denen aus dem Jahr 2022, so zeigt sich, dass alle Sorten aus 2022 im Durchschnitt eine höhere NDFd30h hatten als dieselben Sorten im Jahr 2021.

Dieses Ergebnis ist vor allem durch das trockene Jahr 2022 zu erklären. Eine meist verfrühte Ernte mit physiologisch jüngerem Erntematerial geht mit dieser Verbesserung in der NDF-Verdaulichkeit einher. Ausschlaggebend für eine gute Vergleichbarkeit unterschiedlicher Sorten ist somit eine strikte Berücksichtigung von Erntezeitpunkt im engen Zusammenhang mit dem Trockenmassegehalt der Restpflanze.

Standorteffekt
Alle analysierten Sorten wurden in den vier Jahren an je drei verschiedenen Standorten angebaut, geerntet und anschließend im Labor analysiert. Es zeigt sich, dass es Sorten gibt, die je nach Standort sehr stark im Merkmal Faserverdaulichkeit (NDFd) variieren können. Es gibt aber auch Sorten, die auf allen Standorten eine hohe Faserverdaulichkeit (NDFd30h) erreichen und sich somit einem Standorteinfluss gegenüber robuster zeigen.

Einfluss der Sorte auf das Merkmal NDFd
Das Zwischenergebnis dieser laufenden Studie zeigt, dass es neben den Umwelteffekten, die auf die Faserverdaulichkeit wirken, auch genetische Unterschiede zwischen den Sorten gibt. Es ist erkennbar, dass einige Sorten durch Umwelteinflüsse deutlich stärker beeinflusst werden als andere. Umweltstabilere Sorten wie KWS JOHANINIO, KWS CURACAO, HERCULIO und KWS EDITIO zeigen hierbei über alle Orte und Wiederholungen im Mittel eine konstant hohe NDF-Verdaulichkeit (s. Grafik).

Fazit

  • Bei der Sortenwahl gilt es, eine durchdachte Balance zwischen agronomischen Eigenschaften und Qualitätsparametern zu finden – abgestimmt auf die betriebsspezifische Rationsgestaltung.
  • Die Faserverdaulichkeit (NDFd) kann einen entscheidenden Mehrwert bieten, da sie maßgeblich zu einer hohen Futteraufnahme und einer wiederkäuergerechten Energieversorgung beiträgt.
  • Unabhängig von Jahres- und Standorteffekten sollte die Faserverdaulichkeit (NDFd) als Qualitätsmerkmal bei der Maissortenwahl beachtet und in die Sortenwahlkriterien integriert werden.

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