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Ungräser

Resistenzen erkennen und bekämpfen

Autorin: Nele Bollmann, Agris42 GmbH

(Foto: J. Herrmann)

(Foto: J. Herrmann)

Herbst 2024

Nach der Ernte beginnt die entscheidende Phase der Planung für das nächste Erntejahr. Für ein strategisches Unkrautmanagement wird der Grundstein bereits bei Sortenwahl und Aussaatzeitpunkt gelegt. Gerade auf Problemstandorten gilt es im Herbst zu bedenken, welche pflanzenbaulichen Maßnahmen zu treffen sind, um die chemische Bekämpfung bestmöglich zu unterstützen.

Hintergründe zur Resistenzerkennung

Um zu wissen, inwiefern die chemische Bekämpfung noch ausreichend möglich ist, ist es sinnvoll, die Problemungräser auf Resistenzen testen zu lassen. Wie sich die Resistenzsituation bei Ackerfuchsschwanz, Weidelgras, Windhalm, Trespen und anderen Ungräsern in Deutschland entwickelt, wird seit 2019 vom Unternehmen Agris42 beobachtet. In ihrem bundesweiten Monitoring besuchen sie jährlich kurz vor der Getreideernte rund 1.300 Felder auf knapp 350 Betrieben und untersuchen diese auf Unkrautbefall und Resistenzvorkommen. Die Felder sind dabei nicht nur die klassischen „Verdachtsfälle“, sondern es wurden 2019 auch Felder aufgenommen, die noch keine Probleme hatten, um die Entwicklung im Laufe der Zeit beobachten zu können.

Zwischen Juni und August erfassen die Mitarbeiter von Agris42 die aktuelle Kultur auf den Flächen und beproben diese repräsentativ. Dabei wird das Vorkommen von Unkräutern und Ungräsern – zusätzlich auch durch Fotos – dokumentiert. Zudem werden rund 100 Ähren von verschiedenen Pflanzen gesammelt, um so für die anschließende Resistenzuntersuchung von jedem relevanten Ungras bzw. Unkraut etwa eine Kaffeetasse voller Samen zu erhalten. Landwirte haben auch die Möglichkeit, über ein Resistenzkit selbst Proben zu sammeln und bei Agris42 einzusenden. Hierfür muss ein Arbeitsaufwand von rund 20 Minuten – im Wesentlichen für die Feldbegehung – eingeplant werden. Ab September geht es dann im Gewächshaus weiter, wo die gesammelten Proben ausgesät werden und dann im entsprechenden Entwicklungsstadium mit den ACCase-Hemmern Axial 50, Agil-S und Select 240 EC sowie den ALS-Hemmern Atlantis Flex, Attribut, Husar OD und Maister Power behandelt werden.

Was zeigen die Ergebnisse?

Auf dem Großteil der überwachten Flächen war der Befall mit klassischen Problemungräsern in den untersuchten Jahren nicht ertragsrelevant (s. Abb. 1). Es traten lediglich einzelne Pflanzen oder kleinere Nester auf. Beim Ackerfuchsschwanz zeigt sich jedoch, dass auf fast 50 % der Flächen kurz vor der Getreideernte – also nach Abschluss aller Behandlungsmaßnahmen – noch große Nester oder sogar flächendeckender Befall auftreten. Während so stark befallene Flächen mit Windhalm oder Trespen seltener sind, findet man seit einigen Jahren Welsches Weidelgras. Oft sind das auch beim Welschen Weidelgras nur wenige Pflanzen, aber dort, wo Weidelgras auftritt, dann auch immer häufiger direkt mit hohem Befall und entsprechendem Ertragsverlust. Zudem treten zunehmend „Mischverungrasungen“ auf, bei denen problematische Arten wie Ackerfuchsschwanz und Weidelgras gleichzeitig auf einer Fläche vorkommen.

Wie steht es um die Resistenzen?

Neben dem Befall geht es in dem Ungrasmonitoring der Agris42 auch um Resistenzen gegenüber den üblichen Gräser-Herbiziden. Dabei zeigt Abb. 2, dass Resistenzen bei den getreideselektiven ALS-Hemmern (Atlantis Flex, Attribut und Husar OD) sowohl bei Ackerfuchsschwanz als auch bei Windhalm und Weidelgras weit verbreitet waren. Bei den Trespen-Proben wurden nur im Einzelfall Resistenzen festgestellt, diese waren dann aber bereits stark ausgeprägt.

Beim Mais-Herbizid Maister Power gab es nur wenige Fälle mit ausgeprägter Resistenz bei Windhalm, Weidelgras und Trespen - häufiger dagegen beim Ackerfuchsschwanz. Im Bereich der ACCase-Hemmer (s. Abb. 3) ist die Reaktion auf einzelne Wirkstoffe von Art zu Art sehr unterschiedlich. Während die meisten Herbizide noch gute Wirkungen gegen Windhalm und Trespen zeigen, gibt es bei Ackerfuchsschwanz und Weidelgras häufiger Probleme. Deutliche Resistenzen treten bei diesen beiden Ungräsern gegenüber Axial 50 und Agil-S auf. Beim ACCase-Hemmer Select 240 EC treten bisher nur bei Weidelgras vermehrt Resistenzen auf.

Bei der Bewertung der Resistenzsituation ist zu berücksichtigen, dass die Entstehung der Resistenzen komplexen, biochemischen Vorgängen unterliegt. Eine Rolle spielt dabei die Anwendungshäufigkeit der Herbizide, aber auch Zufall ist mit im Spiel. Daher kann es sein, dass Proben gegenüber einem Wirkstoff resistent sind, der zuvor auf der untersuchten Fläche nie eingesetzt wurde.

(Foto: J. Herrmann)

(Foto: J. Herrmann)

(Foto: J. Herrmann)

(Foto: J. Herrmann)

Handlungsempfehlungen

Insgesamt zeigt das Monitoring, dass der Ackerfuchsschwanz weiterhin das größte Problem im deutschen Ackerbau ist. Auch wenn es bei Windhalm, Weidelgras und Trespen seltener Probleme mit einem starken Befall gibt, haben auch dort die Pflanzen oft ein Resistenzproblem. Gerade beim Weidelgras kann damit gerechnet werden, dass es sich aufgrund von Resistenzen weiter ausbreiten wird.

Das Monitoring zeigt aber auch, wie unterschiedlich die Situation von Betrieb zu Betrieb und sogar von Fläche zu Fläche sein kann. Hier ist es wichtig, in der Praxis entstehende Problemfelder möglichst frühzeitig zu erkennen und schnell zu reagieren, um ertragsrelevanten Befall möglichst lange zu verhindern.

Die Basis dafür wird auch im aktuellen Herbst wieder gelegt, indem mit wendender Bodenbearbeitung, späten Aussaatterminen und einer guten Vorlage mit den Vorauflaufherbiziden im Herbst bestmögliche Bedingungen geschaffen werden, um im kommenden Jahr einen ertragreichen Bestand zu haben. Die vergangene Ernte hat gezeigt, dass die schwierigen Aussaatbedingungen im Herbst 2023 in vielen Regionen Deutschlands zu unterdurchschnittlichen Erträgen geführt haben. In solchen Fällen lohnt es sich, die Fruchtfolgeplanung zu überdenken. Eine Sommerung kann nach einem nassen Herbst oft bessere Erträge erzielen als ein Getreidebestand, der unter ungünstigen Bedingungen etabliert wurde. Und auch aus Sicht der Gräser- und Resistenzproblematik zeigen sich Sommerungen vorteilhaft, bei denen der Ackerfuchsschwanz allein aufgrund seiner Biologie als Herbstkeimer und Fremdbefruchter bereits ein geringeres Problem darstellt. Gepaart mit der Möglichkeit, andere Wirkstoffe einzusetzen und längere Zeitfenster zur Bodenbearbeitung zu nutzen, ist der Anbau von Sommerkulturen ein wirksames Instrument im Resistenzmanagement.

Fazit

Das Ungrasmanagement beginnt bereits im Herbst mit gezielten pflanzenbaulichen Maßnahmen. In Deutschland zeigt sich vermehrt eine Resistenzentwicklung, insbesondere bei Ackerfuchsschwanz und Weidelgras. Getreideselektive Herbizide verlieren zunehmend an Wirksamkeit gegen diese Problemungräser. Für die kommende Saison sollte daher nicht nur auf chemische Bekämpfung gesetzt werden. Späte Aussaattermine, sorgfältige Bodenbearbeitung und eine durchdachte Fruchtfolgeplanung legen den Grundstein für eine erfolgreiche Ernte.

Autorin:

Nele Bollmann
Agris42 GmbH

nele.bollmann@agris42.de

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