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    Boden und Kultur

Fruchtfolge Effekte auf Boden und Kultur

Die richtige Gestaltung der Fruchtfolge stärkt die Bodengesundheit und bietet pflanzenbauliche Vorteile. Aber wie? KWS beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wie beeinflusst die Fruchtfolge die Bodengare?

Der Idealzustand eines fruchtbaren Bodens wird als Bodengare bezeichnet und entsteht durch günstige physikalische, chemische und biologische Gegebenheiten. Bei einem fruchtbaren Boden verbinden sich die mineralischen Primärpartikel (z.B. Ton, Sand oder Schluff) mit organischen Bodenbestandteilen (Humus) zu sogenannten Aggregaten. Zwischen den Aggregaten bilden sich Poren, die durchlüftet werden und Wasser über einen bestimmten Zeitraum entgegen der Schwerkraft halten können - so entsteht ein fruchtbarer Lebensraum für Mikroorganismen und andere Nützlinge wie den Regenwurm.

Ein neutraler bis leicht saurer Boden pH-Wert spielt eine wichtige Rolle für die Nährstoffverfügbarkeit, die Lebensaktivität der Mikroorganismen und das Pflanzenwachstum, je nach Bodenart liegt er zwischen 5,5 und 7. Regelmäßige Bodenkalkungen können den pH-Wert, der sich im Laufe der Zeit absenkt, anheben und die Bodenstruktur verbessern. Damit die Pflanzen mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt werden und die Bodenfruchtbarkeit erhalten bleibt, wird eine bedarfsgerechte Düngung nach guter fachlicher Praxis durchgeführt. Sie kompensiert den Abtrag der Nährstoffe durch die Ernte.

Einige Einflussfaktoren für eine Bodengare, wie beispielsweise die Bodenart oder die Witterung, können nicht beeinflusst werden. Trotzdem stehen dem Landwirt viele ackerbauliche Werkzeuge für den Erhalt eines gesunden Bodens zur Verfügung, dazu zählen beispielsweise bodenschonende Bearbeitungssysteme, eine standortangepasste Nährstoffversorgung, Kalkung oder auch die Fruchtfolge.

Die Durchwurzelung des Bodens ist maßgeblich an der Bildung der Gare beteiligt. Zum einen entsteht durch das Wurzelwachstum eine mechanische Zerkrümelung der Aggregate, zum anderen dienen Wurzelexsudate als Nahrung für Mikroorganismen und als Klebesubstanz für neue Aggregate. So fördert die Abfolge oder Kombination verschiedener Kulturarten mit individuellen Wurzelsystemen und Wurzellängen jeweils andere Mikroorganismen in unterschiedlichen Bodenschichten.

Welche Herausforderungen treten aktuell vermehrt auf?

„Die eingesetzte Landtechnik ist größer und schwerer geworden und mit hohen Auslastungen in der Einsatzzeit verbunden. Maschinen müssen im besten Fall nahezu permanent laufen und kommen damit unter Umständen bei nicht optimalen Bodenverhältnissen zum Einsatz.“, fasst Markus Molthan, Produktmanager Special Crops, im Interview eine aktuell große Herausforderung für den Boden zusammen.

Um dieser Herausforderung zu begegnen benötigt die Landwirtschaft Innovationen und nachhaltige Strategien, um trotz zunehmend schwerer werdender Landtechnik den Boden zu schonen. Die Grundlage ist auch hierfür die Bodengare – sie definiert nicht nur die Fruchtbarkeit des Bodens, sondern stärkt auch die Bodentragfähigkeit. Sie wird durch gefügestabilisierende Maßnahmen, wie nicht wendende Bodenbearbeitung, organische Düngung, Kalkung, Wahl der Fruchtfolge und Zwischenfruchtanbau, deutlich erhöht.

Die mechanische Belastung des Bodens durch Landtechnik errechnet sich aus den physikalischen Größen Radlast, Aufstandsfläche und Reifeninnendruck. In den letzten Jahren ist das Bewusstsein für einen bodenschonenden Maschineneinsatz bei den Landwirten und Landmaschinenherstellern gestiegen. Durch technische Ausstattungen wie Zwillings- oder Terrabereifung, Bandlaufwerke oder Reifenluftdruck-Regelanlagen wird die Last effektiv verteilt und Bodenverdichtungen können trotz hoher Maschinengewichte vermindert werden.

Auch politische Reglementierungen stellen landwirtschaftliche Betriebe vor neue Herausforderungen. Die neue Düngeverordnung ist ein Beispiel dafür, dass der Einsatz von Düngemitteln mit wesentlichen Gehalten an Stickstoff und Phosphat begrenzt wurde. Die Ausbringung von fast allen organischen und mineralischen Düngemitteln, insbesondere nach der Ernte, ist nur noch vermindert und unter bestimmten Bedingungen möglich – dabei ist ein optimales C/N Verhältnis wichtig, um den Abbau der Erntereste und die Humusbildung im Boden zu fördern.

Durch die zeitlichen Einschränkungen organische Dünger zu bestimmten Kulturen ausbringen zu dürfen, stehen viehhaltende Betriebe und Betreiber von Biogasanlagen vor Problemen bei der Lagerung von Gülle und Gärsubstrat. Durch eine sinnvolle Fruchtfolgeplanung und die Integration von Zwischenfrüchten, kann diese Thematik entschärft werden.

Welche positiven Effekte hat der Anbau von Zwischenfrüchten auf die Bodenfruchtbarkeit?

Zwischenfrüchte werden in einer sonst vegetationsarmen Zeit angebaut und fördern die Bodenfruchtbarkeit auf vielfältige Weise. Oberirdische Biomasse verringert die Wind- und Wassererosion, schützt den Boden vor Austrocknung und verhindert die Unkrautbildung durch Beschattung. Die Bindung der Bodennährstoffe in der Biomasse verhindert eine Auswaschung in das Grundwasser oder den Abtrag in Oberflächengewässer. Am Ende der Vegetationsperiode können die Zwischenfrüchte abgeerntet und als Tierfutter oder Biogassubstrat wirtschaftlichen Nutzen finden. In den meisten Fällen wird die organische Substanz nach der Vegetationsperiode jedoch dem Boden als Nährhumus zurückgegeben.

Viele Zwischenfruchtmischungen enthalten einen Mix aus Pflanzenarten mit Pfahl- und Büschelwurzlern, dadurch werden unterirdisch verschiedene Bodenhorizonte intensiv durchwurzelt. Die Fein- und Hauptwurzelanteile lockern den Boden auf, indem sie ein verzweigtes Röhren- und Gangsystem erschaffen, Bodenaggregate zerkrümeln und die Gare fördern.

Einige Arten haben spezielle Eigenschaften, die den Boden zusätzlich positiv beeinflussen. Leguminosen leben beispielsweise in einer Symbiose mit Knöllchenbakterien und können im Austausch mit organischen Kohlenstoffverbindungen Stickstoff aus der Luft binden – so wird der Bodenstickstoff nicht nur in der Pflanze gespeichert, sondern sogar auf natürliche Weise vermehrt. Andere Arten sind wiederum in der Lage, durch ihre Wurzelausscheidungen im Boden festgelegte Nährstoffe pflanzenverfügbar zu machen.

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