Fruchtfolge Effekte auf den Krankheits- und Schädlingsdruck
Die richtige Gestaltung der Fruchtfolge reduziert den Krankheits- und Schädlingsdruck auf landwirtschaftlichen Flächen. Aber wie? KWS beantwortet die wichtigsten Fragen.
Wie beeinflusst die Fruchtfolge den Krankheits- und Schädlingsdruck?
Pilzliche oder tierische Schaderreger, die durch eine enge Fruchtfolge begünstigt werden, sind unter dem Begriff Fruchtfolgekrankheiten zusammengefasst und treten in fast allen Kulturarten auf. Zu wichtigen Fruchtfolgekrankheiten zählen z.B. die Schwarzbeinigkeit im Getreide, die Wurzelhals- und Stängelfäule im Raps oder Nematoden in der Zuckerrübe. Auch das Auftreten von Problemunkräutern wie Windhalm oder Ackerfuchsschwanz wird durch eine enge Fruchtfolge begünstigt. Die Bekämpfung wird zunehmend durch fortschreitende Resistenzbildungen gegenüber vielen Wirkstoffen verstärkt.
Sie entstehen durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mit ähnlichen Wirkmechanismen über viele Jahre hinweg und treten bei pilzlichen, tierischen und pflanzlichen Schadorganismen auf. Da in engen Fruchtfolgen kulturspezifische Schaderreger begünstigt und mit demselben Wirkstoffportfolio behandelt werden, wird der Effekt der Resistenzbildung verstärkt. Hinzu kommen immer strengere Regulierungen bei der Zulassung von neuen und Verbote von bereits zugelassenen Pflanzenschutzmitteln, die einen Wirkstoffwechsel weiter einschränken.
Landwirte sind schon auf Grund der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU dazu verpflichtet, eine Fruchtfolge in ihre Betriebe zu integrieren. Neben dem verpflichtenden Ansatz spielen aber vor allem die ökonomischen und ökologischen Vorteile einer ausgewogenen Fruchtfolge eine Rolle. Anbaupausen ein und derselben Kultur können typische Fruchtfolgekrankheiten stark vermindern, indem die Infektionszyklen der Schaderreger unterbrochen werden. Das spart Kosten für Pflanzenschutzmittel und schützt durch die seltenere Anwendung eines Wirkstoffs vor einem Wirksamkeitsverlust.
Welche Probleme treten aktuell vermehrt auf?
Der Anbau der vier Hauptkulturen Winterweizen, Mais, Wintergerste und Winterraps erfolgt in Deutschland auf 70 Prozent der gesamten Ackerflächen (BMEL 2019). Durch die große Anbaufläche von wenigen Hauptkulturen, verbunden mit einem sinkenden Portfolio von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen, wird die Bekämpfung von vielen Krankheiten und Schädlingen zur Herausforderung.
Im Getreide werden herbizidresistente Unkräuter und Ungräser, wie Ackerfuchsschwanz oder Windhalm, zu einem Problem. Der Prozess der Resistenzbildung entwickelt sich über viele Jahre hinweg und tritt oftmals bei Wirkstoffen auf, die nur an einer Stelle des Stoffwechsels im Pflanzenorganismus greifen. Der Landwirt hat jedoch viele ackerbauliche Möglichkeiten Resistenzbildungen vorzubeugen. Oberstes Ziel ist es die Ackerfläche möglichst unkrautfrei zu halten, um das Aussamen der Problemunkräuter und -gräser zu verhindern. Neben der Bodenbearbeitung und dem Aussaattermin hat vor allem die Fruchtfolge eine große Bedeutung. Der Anbau von Wintergetreide im Wechsel mit Sommerungen und Blattfrüchten ergibt Bewirtschaftungspausen, in denen Unkräuter und -gräser durch Bodenbearbeitung zum Keimen angeregt und anschließend beseitigt werden können. Somit wird die zukünftige Keimrate der problematischen Arten verringert. Zusätzlich zum Herbizideinsatz besteht auch für konventionelle Betriebe die Möglichkeit mechanische Unkrautbekämpfungsmöglichkeiten wie Hacke und Striegel einzusetzen, damit die vorhandenen Wirkstoffe möglichst langfristig erhalten bleiben.
Im Raps begrenzt unter anderem der Befall mit Kohlhernie und Verticillium-Welke die Erträge. Kohlhernie ist ein bodenbürtiger Erreger, der durch Dauersporen viele Jahre überdauern kann. Die Verticillium-Welke wird durch pilzliche Schaderreger ausgelöst und führt zu einer krankhaften Abreife. Bei der Bekämpfung dieser Erreger hilft langfristig nur ein integriertes Konzept aus ackerbaulichen Maßnahmen, wie z.B. der Anbau von toleranten Sorten gegenüber Verticillium oder resistenten Sorten gegenüber Kohlhernie. Die Fruchtfolge ist ein vorbeugendes Mittel, um die beiden genannten Schaderreger nicht aufkommen zu lassen. Beim Anbau von Raps wird eine Pause von mindestens 3 Jahren empfohlen, zusätzlich sollten keine anderen Kruziferen in die Fruchtfolge integriert werden.
Wie kann der Krankheits- und Schädlingsdruck gemindert werden?
Ein ausgewogener Wechsel zwischen Halm- und Blattfrüchten ist die Grundlage einer guten Fruchtfolge, außerdem sollte der Anbau derselben Kultur immer mit Pausen erfolgen, um Infektionszyklen von pilzlichen und tierischen Schaderregern zu durchbrechen. Bei der Unkrautentwicklung beugt ein Wechsel der Kulturarten ein wiederkehrendes Begünstigen der gleichen Arten und damit die Anreicherung eines übermäßigen Samenpotentials im Boden vor. Ein Wechsel von bodenverbessernden Kulturen wie Ackerbohne mit anspruchsvollen (z.B. Weizen, Mais) und anspruchslosen (z.B. Roggen, Hafer) abtragenden Kulturen sichert nebenbei eine gute Bodenstruktur und erhöht den Humusgehalt.
Bei einer betrieblichen Verwertungsmöglichkeit bietet mehrjähriger Feldfutterbau die Möglichkeit Samen- und Wurzelunkräuter im Boden stark zu dezimieren. Die Samenunkräuter keimen aus, werden aber vor der Samenbildung abgemäht. Wurzelunkräutern werden durch Licht- und Nährstoffentzug durch die Hauptkultur ausgehungert und treiben dadurch häufig im Folgejahr nicht mehr aus.
Da manche Unkräuter und -gräser im Frühjahr, andere wiederum im Herbst begünstigt werden, ist ein Wechsel zwischen Sommerungen und Winterungen empfehlenswert und unterbricht zusätzlich Infektionszyklen von tierischen und pilzlichen Schaderregern. In dem entstehenden Zeitfenster können auflaufende Unkräuter entfernt und Zwischenfrüchte angebaut werden. Neben bodenfördernden Eigenschaften haben Zwischenfrüchte das Potential den Schädlingsdruck zusätzlich zu vermindern.
Durch den Anbau von resistenten Sorten wie Ölrettich und Senf in Rübenfruchtfolgen kann die Nematodenbelastung im Boden reduziert werden. Aber Achtung: Die Wahl der falschen Zwischenfrucht kann den Schädlingsdruck auch erhöhen. Bei Raps und Rübe in einer Fruchtfolge begünstigt der Zwischenfruchtanbau von Kruziferen die Verbreitung von Kohlhernie, daher sind Ölrettich und Senf keine geeigneten Zwischenfrüchte.
Auch die Pflanzenzüchtung erfüllt eine wichtige Aufgabe, indem sie Lösungen für erweiterte Fruchtfolgen anbietet. Als Beispiel kann der Einsatz von Hybridroggen anstelle von Weizen in der Schweinefütterung oder die Substitution von Mais durch Zuckerrüben als Biogassubstrat genannt werden. Die Züchtung von resistenten oder toleranten Sorten kann den Schädlingsdruck weiter vermindern. In Zuckerrübenfruchtfolgen hat sich beispielsweise der Einsatz nematodentoleranter Sorten bewährt.
Auch der Landwirt ist gefragt: Die Anbauentscheidung darf nicht allein vom Deckungsbeitrag einer Hauptkultur abhängen, sondern die Vorteile über eine gesamte Fruchtfolge müssen bei der Wahl der Kulturarten mit einbezogen werden. Letztendlich muss der Anbau von Kulturpflanzen aber wirtschaftlich sein und zu den Standortbedingungen passen, da er die Einkommensgrundlage des Landwirts ist. Die Zusammenarbeit von Gesellschaft, Politik, Industrie und Landwirtschaft ist gefragt, um Absatz- und Vermarktungsmöglichkeiten für alternative Kulturen zu schaffen und so eine nachhaltige Bewirtschaftung durch weite Fruchtfolgen zu ermöglichen. Durch die Eiweißpflanzenstrategie der Bundesregierung hat der Anbau von Hülsenfrüchten wie Futtererbse, Ackerbohne und Soja in den letzten sechs Jahren beispielsweise um die Hälfte zugenommen.