Sie befinden sich auf der KWS Website für Deutschland. Für diese Seite existiert eine alternative Seite für Ihr Land: Möchten Sie jetzt wechseln?
Jetzt wechseln
  • Illustration-Versuch.jpg

Demonstrationsbetriebsnetzwerk Ackerbau
in Baden-Württemberg gestartet

(Karl-Otto Sprinzing, LTZ Augustenberg, Sachgebiet „Pflanzenschutzmittelreduktionsstrategie“)

13.07.2022

Zur Unterstützung der Ackerbaupraxis für die erforderlichen Anpassungen in Folge der Gesetzesnovelle zur Stärkung der Biodiversität wurde in Baden-Württemberg ein Netz aus Demonstrationsbetrieben eingerichtet.

Dieses Netzwerk dient zur Suche und Prüfung praxistauglicher Reduktionspotenziale für den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln. Die Ergebnisse des Netzwerks werden insbesondere über Veranstaltungen und Wissenstransfer an die Betriebsleiter*innen weitergegeben.

GESETZESNOVELLE ZUR STÄRKUNG DER BIODIVERSITÄT

Um die Biodiversität zu stärken und die Lebensbedingungen für Insekten in Baden-Württemberg zu verbessern, wurden das Naturschutzgesetz (NatSchG) und das Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz (LLG) entsprechend geändert und vom Landtag beschlossen. Die Gesetzesänderung trat am 31. Juli 2020 in Kraft.

Neben dem Ziel der Reduktion des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel und dem Ausbau des ökologischen Landbaus bis zum Jahr 2030 soll der integrierte Pflanzenschutz im Land kontinuierlich weiterentwickelt und insbesondere in den Schutzgebieten verpflichtend umgesetzt werden. Um diese Vorgaben unter Einbezug von Wissenschaft, Praxis und Verwaltung weiter zu entwickeln und die Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln auf der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in Baden-Württemberg voranzubringen, wurden Arbeitsgruppen gebildet. Neben der Errichtung eines Demonstrationsbetriebsnetzes ermittelt das zuständige Ministerium jährlich den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln anhand der Daten eines repräsentativen Betriebsmessnetzes in der Landwirtschaft sowie durch Datenerhebungen für die Bereiche Forst, Haus- und Kleingarten, öffentliche Grünflächen und Verkehr. Die Auswahl der „Messbetriebe“ erfolgt durch die Berufsverbände und die Daten werden anonymisiert ausgewertet.

DEMONSTRATIONSBETRIEBSNETZ

Zur Etablierung von praxistauglichen Maßnahmen zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln wurde in Baden-Württemberg aktuell ein Netz von Demonstrationsbetrieben aufgebaut. In diesen Betrieben sollen in den kommenden Jahren Versuche aus der Wissenschaft mit den Erfahrungen der Praxis kombiniert und auf ihre Praxistauglichkeit untersucht werden. Die Struktur des Demonetzwerkes umfasst im Ackerbau 24 Betriebe sowie im Wein- und Obstbau jeweils sechs Demobetriebe (Abb. 1). Koordiniert wird das Demonstrationsbetriebsnetzwerk Pflanzenschutzmittelreduktion vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe. Die Betriebe im Ackerbau werden von vier Personen, mit Dienstsitz in den jeweiligen Regierungsbezirken, betreut.

Abbildung 1: Struktur des Demonstrationsbetriebsnetzwerks

Abbildung 1: Struktur des Demonstrationsbetriebsnetzwerks

Betriebsauswahl

Um einen repräsentativen Querschnitt durch den Ackerbau zu erhalten, wurden bei der Betriebsauswahl verschiedene Ackerbauregionen in Baden-Württemberg berücksichtigt (Abb. 2). Darüber hinaus wurde darauf geachtet, dass Betriebe mit unterschiedlichen Produktionsschwerpunkten ausgewählt wurden.

Abbildung 2: Verteilung der Demonstrationsbetriebe in Baden-Württemberg

Abbildung 2: Verteilung der Demonstrationsbetriebe in Baden-Württemberg

Die Ziele und Aufgaben des Netzwerkes sind sehr vielseitig ausgerichtet. Diese sind unter anderem:

  • Entwicklung und Erprobung von praxistauglichen Maßnahmen (gemeinsam mit den Betriebsleitungen) zur Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln,
  • Erfolgreicher Wissenstransfer in die landwirtschaftliche Praxis,
  • Identifikation von Hemmnissen sowie, falls möglich, herausarbeiten von Lösungen in enger Zusammenarbeit von Betrieben, Beratung und Versuchswesen,
  • Plattform für Diskussion, Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch von Landwirt*innen untereinander.

Die Reduktion von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln wird durch unterschiedliche Ansätze und Maßnahmen angestrebt. Grundlage hierfür bilden die gute fachliche Praxis sowie die Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes im Ackerbau. Diese beinhalten Maßnahmen wie beispielsweise die mechanische Beikrautregulierung, die Optimierung der Fruchtfolge, die Risikoanalyse mittels Prognosesystemen, die Anpassung der direkten Pflanzenschutzmaßnahmen, die Nutzung von weniger umweltrelevanten Pflanzenschutzmitteln des ökologischen Landbaus oder den Anbau von krankheitstoleranter Sorten. Daneben spielt die Schaffung einer insektenfreundlichen Kulturlandschaft durch Förderung der Biodiversität eine zentrale Rolle. Zur Bewertung der Maßnahmen werden neben dem Reduktionspotential auch die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen betrachtet.

Aktueller Stand

Die Betriebe für das Netzwerk wurden festgelegt und es wurde für jeden einzelnen Betrieb ein individuelles Konzept erarbeitet. Hierbei wurden die vielfältigen Strukturen der Einzelbetriebe berücksichtigt und einzelne Schwerpunkte ausgemacht. Die Versuche werden auch betriebsübergreifend durchgeführt. In Zusammenarbeit mit den Betriebsleitungen sowie der örtlichen Pflanzenbauberatung wurden die Konzepte erarbeitet.

Folgende Versuchsansätze werden bereits umgesetzt: diese Aufzählung hervorherben

  • Mechanische Unkrautregulierung durch Striegeln und Hacken,
  • Minimierung des Einsatzes von Herbiziden durch Bandanwendungen in Reihenkulturen,
  • Anpassung der Fruchtfolge, Implementierung einer vielfältigen resilienten Fruchtfolge mit Leguminosen, gezielter Anbau von Zwischenfrüchten,
  • Anbau resistenter und toleranter Sorten,
  • Gezielter Einsatz aller mechanischen Maßnahmen zur Verminderung eines erhöhten Unkrautbesatzes, Anlegen eines Scheinsaatbeets, Verschiebung des Saatzeitpunktes,
  • Konsequenter Einsatz und Weiterentwicklung von Prognosemodellen.

Die Erfahrungen und Ergebnisse werden auf Infoveranstaltungen in Form von Fachbeiträgen, Feldtagen oder Seminaren mit den Landwirten geteilt. Ebenso soll auch die Öffentlichkeit die Möglichkeit bekommen, den Pflanzenschutz im Ackerbau besser kennenzulernen.

Fazit

Das neue Biodiversitätsstärkungsgesetz sieht den Aufbau eines Betriebsmessnetzes sowie eines Demonstrationsbetriebsnetzwerkes vor. Auf den Demonstrationsbetrieben werden im Hinblick auf die Reduktion von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln praxistaugliche Konzepte erarbeitet und an die landwirtschaftliche Praxis weitergegeben.

Aktuell werden die ersten Praxisversuche durchgeführt. Diese beinhalten die mechanische Beikrautregulierung, pflanzenbauliche Maßnahmen oder auch den Einsatz von digitalen Hilfsmitteln, wie Prognosemodellen. Die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen auf die Betriebe werden dabei immer erfasst und berücksichtigt.

Autor:

Karl-Otto Sprinzing

Sachgebiet „Pflanzenschutzmittelreduktionsstrategie“
LTZ Augustenberg

Zurück zur Hauptseite

Ihr Ansprechpartner

Martin Fahrion
Martin Fahrion
KWS Berater Getreide / Zwischenfrüchte
Tel.: 0173/2394168
E-Mail senden
KONTAKT