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Das Image der Landwirtschaft stärken.

Agrarblogger/in Michel Allmrodt und Carina Dünchem im Interview

09.09.2020

Unser Leben wird immer digitaler und vor allem die sozialen Medien, wie Facebook, YouTube oder Instagram, eröffnen die Möglichkeit, viele Menschen auf einfachem Weg zu erreichen. Diese Kanäle können auch dazu dienen, Öffentlichkeitsarbeit für die Landwirtschaft zu betreiben, das Image zu verbessern und die Gesellschaft zu informieren. Auch die KWS nutzt zunehmend soziale Medien, um über aktuelle Themen aus dem Agrarbereich zu informieren. Viele Agrarblogger schreiben mit einem grundsätzlich positiven Ansatz über die Landwirtschaft. Die sozialen Medien bieten die Möglichkeit, auch Nicht-Landwirte in hoher Reichweite anzusprechen. Wir haben zwei verschiedene Agrarblogger exemplarisch gefragt, wie sie digital für das positive Image der Landwirtschaft arbeiten.

Michel Allmrodt

Michel Allmrodt ist „Agrarblogger“. In seinem Youtube-Kanal veröffentlichter regelmäßig Video-Blogs und begeistert damit Tausende Menschen. Auch auf Instagram mit über 10.000 Followern tut er viel für das Image der Landwirtschaft. Wir haben Ihn zu seiner zweiten Berufung befragt.

Wie bist Du zum „Agrarblogger“ geworden?

Begonnen habe ich vor 13 Jahren auf Youtube überwiegend mit Landtechnikvideos. Seit 2018 bin ich Vollzeitlandwirt. Da habe ich gemerkt, dass mir die mit Musik hinterlegten Videos nicht mehr ausreichen und das ich mehr machen möchte als nur Traktoren filmen. Ein bisschen habe ich mit mir gerungen, bis ich mich dazu entschieden hatte als eine Art Entertainer vor die Kamera zu treten. Aber dann habe ich mich für die Form des Video-Blogs (Vlog) entschieden.

Welche Ziele verfolgst Du auf Instagram und Youtube?

Grundsätzlich versuche ich, meinen Alltag als Landwirt darzustellen. Welche Abläufe im Ackerbau beschäftigen mich. Was probiere ich aus. Ich würde das Ganze in zwei Ziele aufteilen. Zum Einen will ich allgemein zeigen, wie viel Sachverstand für die Berufung nötig ist.
Denn ich erreiche auch viele Nichtlandwirte über meinen Kanal. Ich versuche zu zeigen, dass Landwirtschaft nicht nur Traktorfahren ist. Sondern, dass es z. B. viel Vorbereitungszeit bedarf, bis die Maschine da ist, wo sie hin soll, und um alles einzustellen. Man muss immer viel Mathematik und Ökonomie berücksichtigen. Zum Zweiten zielt der Kanal auch in Richtung Schulen und auf den allgemeinen fachlichen Austausch. Da gibt es die Crashkurs-Videos, z. B. wie stelle ich grundsätzlich einen Mähdrescher, Pflug, Grubber oder eine Pflanzenschutzspritze ein. Dafür bekomme ich viele Klicks und viele Rückmeldungen von jungen Leuten, die in der Berufsausbildung sind.

Warum ist Dir Landwirtschaft wichtig?

Mein persönlicher Antrieb ist sicherlich, dass ich in der Landwirtschaft aufgewachsen bin und dafür eine Leidenschaft entwickelt habe, einfach weil sie sehr vielseitig ist und Spaß macht.

Was war Dein wichtigster Beitrag?

Zum einen sind mir die erwähnten Crashkurs-Videos wichtig. Zum anderen habe ich letztes Jahr eine „Klischee-Ade-Serie“ gemacht. Anlass war ein Leserbrief von einem Städter, der sich zu den Bauerndemos gemeldet hat und darin, meiner Meinung nach, sechs Klischees knackig aufgeschrieben hat. Zu diesen sechs Klischees habe ich Pro- und Contra im Vlog dargestellt. Dazu habe ich viel Feedback mit der Aufforderung bekommen, dass ich noch mehr Videos machen soll, um Klischees aufzudecken.

Welche Reaktionen haben Dich bis heute am meisten beeindruckt?

Vor ein paar Tagen gab es ein Feedback von jemand, der gar nichts mit Landwirtschaft zu tun hatte. Der fand die Themen so cool und verständlich dargestellt, dass er mir in Zukunft folgen wird. Das heißt, als Nicht-Landwirt interessiert er sich jetzt dafür. Solche Kommentare habe ich immer wieder unter meinen Videos. Das ist für mich das beste Feedback, das ich kriegen kann.

Hast Du einen Tipp für Landwirte, die etwas für das Image der Landwirtschaft tun wollen?

Der Tipp wäre, jeder sollte das machen, von dem er meint, dass er es kann. Ich würde nicht jedem raten, eine Kamera in die Hand zu nehmen. Um für das Image etwas zu tun, gibt es viele Wege. Der typische Tag des offenen Hofes oder beim Dorffest mitmachen und sich damit für die Menschen ringsherum zu öffnen. Das machen sicherlich schon viele, aber das kann sicherlich auch noch mehr werden.

Da die meisten Landwirte schon gut durch digitalisiert sind, wäre auch auf Instagram und Facebook hin und wieder ein Foto zu posten, eine positive Botschaft. Einfach ein bisschen was aus dem Alltag darstellen.

Carina Dünchem

Carina Dünchem ist als Agrarbloggerin unter #lebeliebelandwirtschaft auf Facebook und Instagram aktiv. Auf Instagram folgen ihr über 18.000 Menschen. Mit großer Freude berichtet sie über die tägliche Arbeit auf ihrem Hof. Ihr Ziel ist es, vielen Menschen Landwirtschaft zu erklären, die diese aus ihrem Alltag nicht kennen.

Wie bist Du zum „Agrarblogger“ geworden?

Ich bin da einfach reingerutscht. Ein Erlebnis in der Ernte im Jahr 2016 war der Auslöser. Wir haben an einem von Radfahrern vielbefahrenen Wirtschaftsweg eine Saatgut-Vermehrung gedroschen. Ein Gewitter drohte und wir waren deshalb sehr gestresst. Dazu kam noch, dass Sonntag war und schönes Wetter. Ich war mit dem vollen Hänger auf dem Weg zum Hof, um abzuladen. Vor mir fuhr eine Dame auf dem Weg und meinte, nicht an den Rand fahren zu müssen, daraufhin kam es zum Streit. Denn die Dame wollte nicht zur Seite fahren und hat mich heftig beschimpft. Ich bin dann übers Feld an ihr vorbeigefahren. Auf dem Weg nach Hause ververänderte sich meine Wut in Trauer. Mir wurde wieder bewusst, wie gering der Stellenwert unserer Arbeit ist. Abends habe ich einen Facebook Post auf meiner privaten Seite verfasst, in etwa: „An das freizeitgestresste Volk! Wir ernten nicht, um euch zu ärgern. Wir müssen unsere Ernte einfahren. Bitte denkt an uns, wenn ihre das nächste Mal am Frühstückstisch sitzt.“ Dieser Beitrag wurde über 430-mal geteilt und ich konnte mich vor Freundschaftsanfragen gar nicht mehr retten. Danach habe ich auf Facebook zuerst die Seite lebe-liebe-landwirtschaft ins Leben gerufen und parallel auf Instagram begonnen. Ich habe diese beiden Portale als Sprachrohr genutzt, um die Leute ein bisschen mitzunehmen. Mittlerweile berichte ich täglich über meine Arbeit auf Instagram, weil ich es dort einfacher und übersichtlicher finde.

Welche Ziele verfolgst Du auf Instagram und Facebook?

In erster Linie ist das Ziel, die Menschen mitzunehmen, die weiter weg sind von der Landwirtschaft, sprich Verbraucher. Was sich, zugegebenermaßen, schwierig gestaltet. Bei einer Umfrage unter meinen Followern kam heraus, dass 65 - 70 % mit der Landwirtschaft etwas zu tun haben. Also das Ziel Menschen zu erreichen, die nicht aus der Landwirtschaft kommen, gestaltet sich schwierig. Dieses Ziel möchte ich gerne ausbauen. Ich versuche, alles immer möglichst einfach zu erklären. Meinen Berufskollegen muss ich nicht erklären, wie man sät oder warum man sät oder warum man Pflanzenschutz betreibt. Das möchte ich den Leuten erzählen, die sich im besten Fall dafür interessieren und nicht aus der Landwirtschaft kommen.

Warum ist Dir Landwirtschaft wichtig?

In erster Linie, weil es mir in die Wiege gelegt ist. Ich bin als Tochter eines sehr leidenschaftlichen Landwirts geboren. Zu Hause hat sich immer alles um dasThema gedreht. Und auch, weil ich finde, dass es ein super wichtiger Beruf ist, der meiner Meinung nach in der Wichtigkeit an Stellenwert verloren hat. Vielen ist nicht bewusst, wie gut wir es haben, dass jeden Tag etwas zu Essen auf dem Tisch steht und im besten Fall noch etwas Regionales. Es ist einfach Leidenschaft und Herzensangelegenheit.

Was war Dein wichtigster Post?

Einer, der mir aus dem letzten Jahr spontan einfällt, ist ein Post über die Kartoffelernte. Nachdem ich eine Woche lang täglich in den Stories über die Kartoffelernte berichtet habe, habe ich am Sonntag einen zusammenfassenden Post über die Kartoffelernte veröffentlicht. Daraufhin schrieb mir ein Mädel aus Berlin, die nichts mit Landwirtschaft zu tun hat, dass sie die Berichte toll fand und dass sie dadurch nun gesehen habe, wie viel Arbeit dahintersteckt, und dass sie die Kartoffel als Produkt nun viel mehr wertschätzen wird.

Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn das zeigt mir dann, dass diese digitale Arbeit auch Früchte trägt. Ich bin insgesamt froh über sehr viel positive Reaktionen, die ich immer wieder bekomme.

Hast Du einen Tipp für Landwirte, die etwas für das Image der Landwirtschaft tun wollen?

Generell sollten die Landwirte gegenüber dem Verbraucher offen sein. Die Generation, die Social Media betreibt, ist dort schon auf einem sehr guten Weg und geht auf die Leute zu. Dabei wird es immer Menschen geben, die man nicht bekehren kann.

Das Image der Landwirtschaft zu stärken, ist im Sinne von Instagram für mich am einfachsten. Aber jeder kann z. B. auch Feldrandschilder aufstellen. Dieses Jahr habe ich Schilder aufgestellt, mit „Hier steht Gerste/Weizen/Raps etc., wie sieht es aus, was wird damit gemacht“ usw.

Ich bin jetzt z. B. mit einer Grundschullehrerin in Kontakt, um den Schulkindern die Kartoffeln am Kartoffelfeld oder in der Schule mit Fotos zu zeigen und wie wir diese produzieren. Ich finde es wichtig, die Leute wieder mehr mitzunehmen, damit sie verstehen, was passiert und warum wir manche Sachen tun.

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