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Öko-Landbau auf dem Vormarsch

11.07.2018

Noch vor rund 25 Jahren konnten Bio-Lebensmittel nur in speziellen Fachmärkten, Reformhäusern oder direkt ab Hof vom Landwirt bezogen werden. Es war ein absoluter klischeebehafteter Nischenmarkt. Über die Jahre hinweg entwickelte sich dieser allerdings zu einer Art neuen Lifestyle Trend. In der Bevölkerung stieg die Akzeptanz gegenüber Bio-Lebensmitteln stetig.

Einige Gründe dafür sind die regionale Erzeugung und die geringeren Schadstoffkonzentrationen in den Produkten oder auch das Gefühl, in Puncto Tierwohl und Nachhaltigkeit etwas für die Umwelt getan zu haben. Die Bio-Lebensmittel von heute haben den gesellschaftlichen Durchbruch geschafft, sie sind etabliert und somit in allen Regalen der Drogerie- und Supermärkte zu finden. Trotz des Biobooms wuchsen die landwirtschaftlich genutzten Flächen im Öko-Segment nur sehr, sehr langsam. Die hohe Nachfrage konnte damit nur über weltweite Importe befriedigt werden. Im Gegensatz zu konventionell erzeugten Lebensmitteln erzielten Bio-Lebensmittel Höchstpreise. Dies und auch das Bedürfnis die Importrate von Bio-Lebensmitteln zu senken, zeigte einigen Landwirten neue Perspektiven zur Wirtschaftsweise auf.

Flächenentwicklung und -nutzung

Im Jahr 2000 lag die ökologisch bewirtschaftete Fläche in Deutschland noch bei 546.000 ha. 2016 dagegen schon bei 1,2 Mio. ha. Der Flächenzuwachs 2016 betrug knapp 15 %. Tendenz steigend (Abb. 1). Die hohe Wachstumsrate ist auf verschiedene Gründe zurückzuführen. Die konventionell produzierenden Landwirte gerieten durch die Instabilität des konventionellen Marktes, dem Preisverfall bei den Erzeugerpreisen extrem unter Druck. Es war fast unmöglich kostendeckend zu wirtschaften. Auch Veränderungen bei den politischen Rahmenbedingungen, beispielsweise durch Wirkstoffverbote, wirkten sich negativ auf die Situation der Landwirte aus. Ein weiterer Grund für die Umstellungswelle ist, neben den stabil höheren Bio-Erzeugerpreisen, die wachsende Verbrauchernachfrage nach regional erzeugten Produkten bedienen zu können. Viele Landwirte sehen in der Umstellung auf Bio-Anbau eine Alternative zur konventionellen Bewirtschaftungsform.

Rund 40 % der genutzten Fläche im ökologischen Landbau wird für Ackerbau genutzt. Davon werden 47 % des ökologisch genutzten Ackerlandes mit Getreide bestellt. Blickt man auf den Öko-Getreidemarkt, so kann man erkennen, dass die zwei wichtigsten Kulturen Weizen und Roggen sind (Abb. 2). Somit machen diese beiden Kulturen knapp die Hälfte (48 %) der Gesamtfläche aus. Gerste, Dinkel, Hafer und Triticale liegen bei Anteilen zwischen jeweils 12 und 11 %. Die Verteilung der ökologisch bewirtschafteten Anbauflächen schwankt je nach Region in Deutschland (Abb. 3). In Bezug auf die Fläche liegen die Bundesländer Bayern mit 285.000 ha, Baden-Württemberg mit 151.000 ha und Brandenburg mit 146.000 ha vorn. Prozentual gesehen, ergibt sich ein anderes Bild. Im Durchschnitt liegen die ökologisch bewirtschafteten Flächen in Deutschland bei 7,5 % (AMI Marktstudie, 2016). Deutlich über diesem Schnitt liegen die Bundesländer Saarland (15,7 %), Hessen (12,6 %), Brandenburg (11,1 %) und Baden-Württemberg (10,7 %). Etwa 51 % der insgesamt ca. 29.000 Betriebe haben sich einem Anbauverband angeschlossen, wodurch 63 % der Öko-Anbaufläche verbandsgebunden bewirtschaftet wird (BÖLW, Zahlen Daten Fakten 2018).

Sortenwahl Getreide - Worauf ist zu achten?

Bei der Sortenwahl für den Getreideanbau ist es wichtig, Sorten mit spezieller Eignung für den Öko-Markt zu verwenden. Sorten für den ökologischen Anbau unterscheiden sich zu den Konventionellen in folgenden Punkten:

  • Ertragsstabilität
  • Blattgesundheit
  • Resistenzausstattung gegenüber Rosten und anderen Krankheiten
  • Unkrautunterdrückungsvermögen
  • Nährstoffeffizienz

Es ist wichtig, Sorten mit hoher Ertragsstabilität zu verwenden. Außerdem sollten sie eine schnelle Jugendentwicklung sowie einen hohen Bodenbedeckungsgrad und somit ein gutes Unkrautunterdrückungsvermögen besitzen. Auch müssen sie damit zurechtkommen, dass ein herkömmlicher Beizschutz auf Basis von chemisch synthetischen Mitteln fehlt oder dass die Mineralisation des Stickstoffes langsamer bzw. zu einem anderen Zeitpunkt stattfindet. Beispielsweise sollte man sich aus diesem Grund für eine Brotweizenproduktion auf eine Weizensorte mit E-Qualität fokussieren.
Ebenso benötigen die Sorten ein gutes Resistenzverhalten gegenüber Krankheiten (Blattseptoria, Roste, etc.), da auch hier keine chemisch synthetischen Mittel zur Schadbekämpfung eingesetzt werden können. Die Versorgung des Saatgutmarktes mit leistungsstarken Sorten ist von großer Bedeutung. Deswegen hat sich KWS zum Ziel gesetzt, sich in diesem Bereich zu engagieren.

Wintergerstenversuche in Wiebrechtshausen

Wintergerstenversuche in Wiebrechtshausen

Kompetenz im Öko-Landbau

Schon seit 2002, mit der Pachtung des Klostergutes Wiebrechtshausen, wurde das Fundament für einen biologisch wirtschaftenden Betrieb gesetzt. Alle Betriebsflächen wurden auf eine ökologische Bewirtschaftung umgestellt. Seit Beginn der Arbeiten ist der Betrieb Naturland-Mitglied. Die Einhaltung der strengen Öko-Richtlinien werden von der unabhängigen Kontrollstelle Lacon überprüft. Ziel des Betriebes ist die Erzeugung von ökologischem Saatgut.

Auf den Flächen des Klostergutes werden eine Vielzahl an Sorten und Leistungsprüfungen durchgeführt. So erhalten wir genaue Ergebnisse zur Eignung unserer Sorten und Züchtungen für den ökologischen Landbau. Neben der Sortenselektion werden auch anbautechnische Versuche mit verschiedenen Fragestellungen beispielsweise zur Unkrautregulierung oder Düngung bearbeitet. Die Flächen des Klostergutes sind offizieller Prüfstandort der Landessortenversuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Klostergut Wiebrechtshausen

Klostergut Wiebrechtshausen

Betriebsspiegel Klostergut Wiebrechtshausen

  • Das Klostergut liegt in Südniedersachsen zwischen Göttingen und Einbeck
  • Mitglied beim Anbauverband Naturland
  • 376 ha Ackerland, zwei Fruchtfolgen (Hackfrüchte- und Mähdruschfruchtfolge), inkl. 5 ha für Versuchsflächen; 160 ha hackfruchtfähige Flächen können beregnet werden

  • Boden und Klima:
    • Bodenart: sL-IT, 28-78 BP
    • Jahresniederschlag: Ø 680 mm
    • Höhenlage: 146 – 246 ü. NN

Ausblick

Alle Sorten mit spezieller Eignung für den ökologischen Landbau werden von KWS unter praxisüblichen Bedingungen auf langjährig umgestellten ökologisch bewirtschafteten Flächen getestet. Auch werden mit anbautechnischen Versuchen verschiedene Fragestellungen, z. B. zum Unkrautmanagement, bearbeitet sowie Ergebnisse dazu gesammelt. Diese Informationen sollen sowohl bei der richtigen Sortenwahl als auch bei dem Flächenmanagement unterstützen und einen Beitrag zur Steigerung des ökologischen Landbaus leisten.

Ziel der Züchtungsarbeit ist es außerdem den Landwirten genau die Sorten zur Verfügung zu stellen, die er benötigt. Das Saatgut ist dem Klima und den Bodenverhältnissen der verschiedenen Regionen angepasst.

Lisa Bosch
Lisa Bosch
Produktmanagement Ökosaatgut
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