Sie befinden sich auf der KWS Website für Deutschland. Für diese Seite existiert eine alternative Seite für Ihr Land: Möchten Sie jetzt wechseln?
Jetzt wechseln

Anbau und Nutzung von Sorghum – die wichtigsten Infos

Der Anbau von Sorghum in Deutschland fand bislang vornehmlich auf warmen und sehr trockenen Standorten statt, denn unter diesen Bedingungen hat Sorghum im Vergleich zu Mais oftmals Vorteile im Anbau. Aufgrund der deutlich trockeneren Witterung der letzten Jahre steigt das Interesse an der Kultur Sorghum auch in anderen Regionen von Deutschland. Wir haben für Sie die wichtigsten Informationen zum Sorghumanbau in Deutschland zusammengestellt.

Das Anbaujahr von Sorghum im Überblick

Welche Vorteile bietet Sorghum gegenüber Mais?

  • Sorghum benötigt in Summe während der Vegetation weniger Wasser als Mais

  • Es bleibt auch bei starker und langanhaltender Trockenheit grün

  • Sorghum sichert den Futterertrag im Betrieb auch bei stärkerer Trockenheit -> bei der Verfütterung an Rinder sollte das Futter auf antinutritive Substanzen untersucht werden (siehe unter Punkt Fütterung unten)

Welche Sorghum-Typen werden in Deutschland angebaut?

Es gibt unzählige Sorghumarten mit unterschiedlichster genetischer Herkunft und Nutzung. In Deutschland haben sich vornehmlich Sorghum Bicolor Arten und Kreuzungen aus Sorghum Bicolor mit Sorghum Sudanense Arten (Sudangras) etabliert. Hauptsächlich wird Sorghum aktuell als ertragsstarker, nachwachsender Rohstoff für Biogasanlagen angebaut.

Aktuell wird in der Sorghumzüchtung das Augenmerk vermehrt auf qualitative Eigenschaften gelegt. Es werden sogenannte „Dualhybriden“ für die Futtererzeugung gezüchtet, die sowohl einen hohen Futterertrag, als auch gute Futterqualitäten liefern.

Zugleich werden auch frühe Körnersorghumtypen gezüchtet, die in den warmen Gunstlagen Deutschlands bereits druschreif werden.

Aussaat und Bestandesführung bei Sorghum

  • Sorghum benötigt für die Aussaat einen sehr warmen Boden. Die Bodentemperaturen sollten bei mind. 12° C, besser 14° C in 10 cm Tiefe liegen. Der optimale Aussaatzeitpunkt ist Mitte Mai bis Mitte Juni. Leichte und sandige Böden sind zu bevorzugen. Kalte Temperaturen führen zu verzögertem und ungleichmäßigem Feldaufgang (siehe Tabelle).

Bodentemperatur Wirkung auf Keimling Erwartete Dauer bis Auflauf
12° C Langsame Keimung, begünstigt bodenbürtige Auffälligkeit der Pflanze > 14 Tage
14° C Zufriedenstellende Keimung 7 - 12 Tage
16° C Relativ schnelle Keimung  
18° C Relativ schnelle Keimung 5 - 7 Tage
20° C Ideale Keimung < 5 Tage

  • Sorghum ist eine Feinsämerei und stellt hohe Ansprüche an die Saatbettbereitung. Diese sollte möglichst feinkrümelig und nach der Aussaat gut rückverfestigt sein. Eine Direktsaat (z.B. nach Grünroggen) ist zu vermeiden.

  • Die Aussaatstärke bei Sorghum variiert je nach Nutzungsrichtung und Genetik:

Biogaserzeugung

  • Sorghum Bicolor x Sorghum Sudanense: 30 bis 35 Körner/m²
  • Sorghum Bicolor x Sorghum Bicolor: 18 bis 25 Körner/m²

Dualtypen

  • Sorghum Bicolor x Sorghum Bicolor: 18 bis 25 Körner/m²

Körnersorghum

  • Sorghum Bicolor x Sorghum Bicolor 30 bis 35 Körner/m²

  • Die optimale Saattiefe liegt zwischen 3 und 5 cm.

  • Die Aussaat kann als Drillsaat oder als Einzekornsaat erfolgen. Die Einzelkornsaat sollte im Idealfall mit Reihenabständen von 37,5 oder 45 cm erfolgen, um eine bestmögliche Standraumverteilung zu erreichen.

  • Die Stickstoffdüngung sollte max. 100 – 130 kg N/ha betragen, da sonst ein erhöhtes Lagerrisiko besteht. Bei hohen Nmin-Werten ggf. auch noch weniger. Werden nur geringe Mengen Stickstoff mineralisch gedüngt, kann dies über den Unterfußdünger erfolgen.

  • Eine Pflanzenschutzmaßnahme ist in der Regel erforderlich, da Sorghum eine verhaltene Jugendentwicklung hat. Ein sicherer Herbizideinsatz im Nachauflauf sollte erst ab BBCH 13-14 erfolgen, denn vorher können starke Schäden an der Kultur entstehen! Auf Standorten mit starkem Besatz von Schadhirsen ist der Sorghumanbau nicht zu empfehlen! Keine Bekämpfung möglich. Folgende Herbizide sind für den Einsatz in Sorghum empfohlen:

Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Quelle: Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

  • Sorghum lässt sich, ähnlich wie Mais, in verschiedene Reifegruppen einteilen. Da Sorghum für seine Entwicklung höhere Temperaturen benötigt als Mais, beträgt die Basistemperatur für die Berechnung der Wärmesumme 10 °C (zum Vergleich: Mais 6 °C).

    Nach folgender Formel wird die Wärmesumme errechnet:



    Dabei gilt, dass die Summe aus (Tmin + Tmax) /2 größer gleich 0 sein muss und dass Tmax nicht höher als 37,8 °C gesetzt werden darf. Liegt das Mittel aus Tmin und Tmax unter 0, ist mit keinem Zuwachs zu rechnen; ebenso bei Tmax > 37,8 °C.

Reifegruppe Wärmesumme für ca. 28 % TS* KWS Sorten für Silonutzung
früh / mittelfrüh ca. 800 – 900 °Cd KWS KALLISTO, KWS FREYA, KWS SAMMOS
mittelfrüh / mittelspät ca. 900 – 1000 °Cd KWS FENIXUS, KWS TARZAN, (KWS LUPUS)
mittelspät ca. 1000 – 1100 °Cd KWS MERLIN
spät ca. 1200 °Cd NUTRIGRAIN

*Zum Erreichen der Vollreife/Kornreife ca. 150 – 200 °Cd mehr Wärmesumme nötig.

Eigene Einschätzung basierend auf den Ergebnissen des TFZ Straubing

Optimaler Erntezeitpunkt und Silierung

  • Der optimale Erntezeitpunkt ist erreicht, wenn sich die Körner in der Milchreife bis Anfang Teigreife befinden. Zu diesem Zeitpunkt weisen die Pflanzen TS-Gehalte von ca. 25 bis max. 30% auf.

  • Eine späte Ernte erhöht die Gefahr von Lagerbildung, verringert jedoch die Gefahr der Sickersaftbildung.

  • Die Ernte erfolgt mit einem Feldhäcksler, ähnlich wie beim Silomais. Auf den Korncracker kann bei Sorghum verzichtet werden, da die Körner zum Cracken zu klein sind.

  • Das Siliergut ist im Schnitt feuchter als Silomais, hat jedoch recht gute Siliereigenschaften. Es werden gute Silierergebnisse erreicht.

Futterwert und Besonderheiten bei Einsatz von Sorghum in der Rinderfütterung

  • Futterqualität und Energiedichte bei Sorghumsilagen hängen sehr stark vom Erntezeitpunkt ab. Ideal für hohe Energiegehalte ist das Stadium der Milchreife, oder sogar früher.

  • Späte Erntezeitpunkte (Teigreife) haben den Nachteil, dass die Stärke in den unzerkleinerten Körnern für Rinder zum Großteil nicht mehr verdaulich ist. Mit fortschreitender Abreife der Pflanze sinkt auch die Qualität der NDF (Restpflanze) stark ab. Besonders bei den ertragsstarken Biomassetypen sinkt die Energiedichte mit der Abreife stärker ab.

  • Die neuen Dualtypen weisen höhere Futterwerte bei geringeren Trockenmasseerträgen auf. Neben höheren Stärkegehalten durch mehr Rispenanteile ist auch die NDF-Verdaulichkeit besser.

  • Im Vergleich zu Silomais hat Sorghum
    - höhere Rohproteingehalte
    - höhere NDF-Gehalte
    - niedrigere Gesamtverdaulichkeit
    - niedrigere Stärkegehalte
    - niedrigere Energiegehalte

  • Bei der Rationsgestaltung mit Sorghum sollten auch die höheren Nitratgehalte beachtet werden (ca. 7 bis 20g/kg TS). Einsatzbeschränkungen v.a. für trockenstehende Kühe.

  • Sorghum bildet in Stresssituationen Blausäure!
    Vor der Verfütterung an Rinder als Hauptfutterkomponente sollte die Silage auf ihren Blausäuregehalt untersucht werden.
    Die Blausäure wird zum Schutz vor Diabrotica und Fraßschäden gebildet. Die Körner enthalten keine Blausäure. Die höchsten Gehalte werden in jungen Blättern und während der Blüte gemessen. Stressfaktoren, wie z.B. Kälte, Frost, extreme Trockenheit, Herbizidstress können zu Blausäureproduktion in der Pflanze führen. Geringe Anteile von Sorghumsilagen in der Ration sind unkritisch. Bei mehr als 10% Anteil an der Gesamtration sollte der Blausäuregehalt bekannt sein.

Grenzwerte für Blausäure in der Fütterung in ppm/kg Futtermittel (bei 88% TS) 
EU (Directive2002/32/ES) 50
USA 200
Australien 500

Berater finden