Sie befinden sich auf der KWS Website für Deutschland. Für diese Seite existiert eine alternative Seite für Ihr Land: Möchten Sie jetzt wechseln?
Jetzt wechseln
  • 2_2_10_zuechtung_roggen_headerbild.jpg
    Hybridzüchtung Roggen

Wie funktioniert Hybridzüchtung? Wie eine Hybridroggensorte entsteht, erfahren Sie hier.

Roggen ist sowohl ein wertvolles Nahrungsmittel wie auch Futtermittel und eignet sich ebenso als Energieträger in der Ethanol- oder Biogaserzeugung. Für den Landwirt stehen verschiedenste Hybridroggensorten zur Auswahl. Wie funktioniert Hybridzüchtung? Wie eine Hybridroggensorte entsteht, erfahren Sie hier.

Zuchtziele für Hybridroggen:

  • Ertragspotenzial und –stabilität: Kornertrag, Trockenresistenz, Standfestigkeit und TKG
  • Krankheitsresistenzen: Mutterkorn, Braunrost, Mehltau und Rhynchosporium
  • Qualität: Hektolitergewicht, Mehlausbeute, Fallzahl, Rohproteingehalt, Amylogramm-Werte, Stärkegehalt

Für die Bemühungen im Bereich des GPS-Hybridroggens gelten als Zuchtziele vor allem Biomasse-Ertrag, Methanausbeute und die Vegetationszeit bis zur Milchreife.

Die Formel für eine Roggenhybride scheint recht simpel zu sein, dahinter stecken aber viele Jahre intensive Züchtungsarbeit.

Roggenhybride=(ACMSx B) x R-SYN

Dies bedeutet:

(ACMS x B)

Mutter (Saatelter): eine Kreuzung zwischen einer Inzuchtlinie mit CMS-Plasma und einer Inzuchtlinie mit Normalplasma. CMS-Plasma bedeutet, dass die Pflanzen ein Zellplasma enthalten, welches bewirkt, dass der Saatelter selbst keinen Pollen bildet. Diese Eigenschaft wird benötigt, damit die Befruchtung des Fremdbefruchters Roggen gezielt gelenkt werden kann.

R-SYN

Vater (Pollenelter): eine synthetische Population, die häufig aus zwei Elternkomponenten besteht und Restorergene trägt. Diese Restorergene ermöglichen eine Restauration (Wiederherstellung) der Fruchtbarkeit des Kreuzungsproduktes aus Saat- und Pollenelter. Dies ist notwendig, da nur durch diese Wiederherstellung das ausgesäte Hybridroggensaatgut Körner bildet.

Drei einfache Gründe, wieso die Steigerung der in der landwirtschaftlichen Praxis beobachteten Erträge geringer als der Zuchtfortschritt sein kann

Populationsroggenanteil

Auf ca. 20 – 25 % der Roggenanbaufläche wird in Deutschland Populationsroggen angebaut. Wie in der Abbildung 2 erkennbar ist, hatte dieser Roggentyp jedoch in den letzten Jahren einen geringeren Zuchtfortschritt. Auch auf schwächeren Standorten liefert der Hybridroggen aufgrund seiner Ökostabilität höhere Erträge.

Marktpreise und daraus folgende Intensität

Innerhalb von 23 Jahren, die in Abbildung 1 dargestellt sind, gab es immer wieder Phasen mit geringen Marktpreisen. Diese bewirken, dass die Intensität der Produktion verringert und damit das Ertragspotenzial der Sorten nicht voll ausgeschöpft wird. Zudem verringern sich in solchen Jahren die Anbauflächen und der Roggen wird auf Standorte mit geringerem Ertragsniveau zurückgedrängt.

Witterungsextreme

In Deutschland sind in den letzten Jahren zunehmend Witterungsextreme aufgetreten, die sich für den Roggenanbau vor allem durch Frühjahrstrockenheiten gezeigt haben. Diese Ereignisse treffen grundsätzlich alle Getreidearten. Besonders betroffen sind aber die leichten Standorte, auf denen der Roggen überwiegend angebaut wird.

Fazit:

Die Praxiserträge sind im Vergleich zum Zuchtfortschritt zusätzlich zur Genetik weiteren pflanzenbaulichen Faktoren unterlegen. Dank des oben beschriebenen Zuchtfortschritts hat sich das Ertragsniveau von Roggen seit Jahren trotz dieser Umstände erhöht. Mit dem Anbau von Hybridroggen können Sie also auch zukünftig vom Zuchtfortschritt profitieren.

Trockentoleranz (Roggenzüchtung)

Fortschritt durch modernste Selektionsmethoden: Trockenperioden nehmen durch den voranschreitenden Klimawandel immer mehr zu und der Ruf nach Sorten mit verbesserter Trockentoleranz wird lauter. Pflanzen reagieren auf unterschiedliche Weise auf Trockenstress. Um die Reaktionen zu erkennen, nutzen wir neben unserer züchterischen Erfahrung auch die neueste Messtechnik. Diese ermöglicht eine höhere Schlagkraft bei der Erfassung von Merkmalen.

Der Trockenstressversuch

1. Anlage des Versuches

Grundlage für eine bestmögliche Merkmalserfassung ist ein perfekt geplanter und angelegter Versuch. Für die Messungen liegen auf einer Fläche von ca. 5 ha mehrere Trockenstressversuche mit ca. 3000 Roggenparzellen. Der komplette Versuch unterteilt sich in eine bewässerte und eine unbewässerte Variante, wobei beide Varianten in einer Wiederholung immer nebeneinander liegen, um einen fairen Vergleich beider Varianten durchführen zu können.

Für die Bewässerung werden 12 -15 m lange Tropfschläuche pro Parzelle verlegt, sodass eine gleichmäßige Bewässerung in der Zielparzelle gesichert ist. Über eine zentrale Verteilerstation steuern wir den Wasserzufluss sehr genau.

2. Hochmoderne Erfassung von Pflanzenmerkmalen

Möglichst viele verschiedene Pflanzenmerkmale werden in unseren Versuchen erfasst. Besonders wichtig dabei ist, dass alle Merkmale über mehrere Wochen hindurch gemessen werden.
Um mit einem hohen Durchsatz von 750 Parzellen pro Stunde Pflanzenmerkmale zu charakterisieren, haben wir ein Spritzgestänge mit GPS, einem Spektrometer und einem Infrarotthermometer ausgestattet. Damit können wetterunabhängig agronomisch wichtige Eigenschaften wie Bestandesdichte, Blattfläche, Chlorophyllgehalte, Krankheiten bis hin zum Ertrag gemessen werden.

Eine Wetterstation misst parallel Windgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit, Temperatur sowie Einstrahlung und eine Bodensonde die Bodenfeuchte. Beide sichern die Informationen über die Umweltbedingungen an dem Versuchsstandort ab.

Die Herausforderung für uns besteht am Ende der Messungen darin, die erhaltenen großen Mengen an Daten miteinander zu verrechnen und anschließend zur Selektion nutzen zu können. Das erste Forschungsjahr hat gezeigt, welche Merkmalsbestimmung sinnvoll bzw. möglich ist. In dem groß angelegten mehrjährigen Forschungsprojekt des Julius-Kühn-Institut und der Universität Kiel zusammen mit der KWS Getreide arbeiten wir nun mit Hochdruck daran, die Messmethoden zur Anwendungsreife zu bringen. Der Fortschritt wird sich in ersten Hybridroggensorten mit ausgeprägter Trockentoleranz zeigen, die wir voraussichtlich 2018 auf den Markt bringen werden.

Ansprechpartner

Wiebke Lenge
Wiebke Lenge
Teamleiterin Produktmanagement Getreide / Produktmanagerin Roggen
E-Mail senden
KONTAKT