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Fruchtfolge mit Blick auf die Zukunft

Ergebnisse einer Umfrage bei Landwirten

Barbara Kockerols, Ferdinand-von-Lochow-Stipendiatin der KWS

28.04.2020

Klimawandel, Wetterextreme, Wirkstoffverbote, Ernährungstrends: All das sind Themen, die in Gesellschaft und Politik diskutiert werden und die Landwirtschaft beeinflussen. Welche Auswirkungen diese Trends und Entwicklungen auf die Landwirtschaft haben und wie diese die Agrarindustrie beeinflussen, hat Barbara Kockerols, Ferdinand-von-Lochow-Stipendiatin der KWS, während ihres Praktikums erörtert. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Fruchtfolge gelegt.

Die Fruchtfolge stellt ein zentrales Instrument im Ackerbau dar und bestimmt damit die Abläufe aller ackerbaulichen Maßnahmen eines Betriebes. Sie ist der geordnete, sinnvolle und zeitliche Wechsel der Pflanzenbestände auf dem Ackerland und bestimmt von der Saat bis zur Ernte alle agronomischen Maßnahmen. Die Festlegung der Fruchtfolge hat Einfluss auf alle Betriebszweige und auf den nachhaltigen Betriebserfolg. Die Fruchtfolge ist demnach sehr betriebsindividuell.

Fruchtfolge, ein wichtiges Werkzeug des Landwirts

Beeinflusst wird die Planung der Fruchtfolge von äußeren Faktoren, wie zum Beispiel dem Klima, der Bodengüte, der Betriebsgröße, aber auch durch die aktuelle Situation am Absatzmarkt. Auffallend ist, dass die Einflussfaktoren in den letzten Jahren deutlich komplexer geworden sind und der wirtschaftliche Druck gestiegen ist. Dabei muss die Fruchtfolge flexibel bleiben, ökologische und ökonomische Ziele vereinbaren und das existierende Kapital, den Boden, nutzen und nicht ausnutzen.

Die Fruchtfolge als Werkzeug der Landwirte sollte verschiedene Funktionen erfüllen, die für den Betriebserfolg aber auch für die Erhaltung der Landschaft von Bedeutung sind. Ziel des Landwirtes ist es, mit Hilfe der Fruchtfolge die Gesunderhaltung von Boden und Kultur zu sichern. Betrachtet man die phytosanitäre Funktion, so wird dabei die Anfälligkeit gegenüber Schaderregern durch die gezielte Auswahl von Pflanzen und Sorten gemindert.

Mit unterschiedlichen Bestandsstrukturen und Wurzelsystemen werden die Potenziale des Bodens genutzt und das Bodenleben gefördert. Nicht allein der Ertrag und die Qualität des Ernteguts sollten im Fokus stehen, sondern auch der Schutz der vorhandenen Ressourcen. Bei Bearbeitung und Nutzung des Bodens muss auf die Vermeidung von Bodenverdichtung, Verschlämmung oder Erosion geachtet werden. Der Schutz des Grundwassers und der oberflächennahen Gewässer muss durch eine Vermeidung von Fremdstoffeintrag gewährleistet sein. Die Ressourcenschutzfunktion umfasst den Erhalt und die Förderung der Biotop- und Artenvielfalt der Landschaft. Mit der Planung der Fruchtfolge gestaltet man gleichzeitig die Landschaft und das Landschaftsbild. Am Ende muss die Fruchtfolge ihre betriebswirtschaftliche Funktion erfüllen. Dabei sind die Auswahl und Anbaureihenfolge, die Qualität, hohe Erträge und gleichzeitig das Erzielen eines angemessenen Deckungsbeitrags von großer Bedeutung. Die Kulturen sollten außerdem bei einem optimalen Betriebsmittelaufwand zu einem Risikoausgleich innerhalb der einzelnen Betriebszweige dienen und dabei ein an die Absatzsituation angepasstes Angebot liefern.

Welche Probleme können mit Fruchtfolgen gelöst werden?

Modernste Technik, effizienter Pflanzenschutz und die Fruchtfolgegestaltung unter ökonomischen Gesichtspunkten haben zur Folge, dass die Fruchtfolgen immer enger werden und meist nur noch aus drei Kulturarten bestehen. In diesen engen, wenig vielfältigen Fruchtfolgen treten immer mehr Probleme auf, die die Gestaltung dieser erschweren. Die Fruchtfolge kann jedoch durch ihre Flexibilität und Vielfältigkeit auch Probleme und Herausforderungen im Ackerbau lösen.

Fruchtfolge als Lösungsansatz für:

  • Bodenbürtige Erkrankungen und Virosen
  • Verungrasung, Verunkrautung, Ausfallgetreide
  • Zunehmende Resistenzen
  • Kohlenstoff & Humushaushalt erhalten und steigern
  • Zeit für Bodenbearbeitung/Ernterückstandsmanagement

Fruchtfolgegestaltung der Zukunft auf dem Prüfstand

Wie kann die Fruchtfolgegestaltung der Zukunft aussehen und was sind Trends, die Experten und Landwirte sehen?
Um zu erkennen, wie sich Fruchtfolgen verändern und entwickeln werden, wurden mittels Literaturrecherche und Experteninterviews Trends gesammelt. Wie schätzen Landwirte und Landwirtinnen diese Trends und Entwicklungen ein und halten sie diese Trends für praxistauglich?
Diese Fragen sollten mithilfe einer Online-Umfrage unter Landwirten beantwortet werden. An der Online-Umfrage haben 128 Teilnehmer teilgenommen, von denen 92 Landwirte und Landwirtinnen sind.

Umfrage KWS Getreide, 2019

Um feststellen zu können, wie sich die Gestaltung der Fruchtfolge verändert, wurden Fragen zur aktuellen Fruchtfolgeplanung gestellt und die Probanden über zukünftige Veränderungen befragt (Abb. 1). Betrachtet man die fünf Hauptparameter, die derzeit die Fruchtfolgeplanung bestimmen, so stehen die Standortbedingungen an erster Stelle, gefolgt von Fruchtfolgeaspekten wie dem Vor- und Nachfruchtwert.
Betriebsstruktur, Ökonomie und Pflanzengesundheit folgen im Anschluss. Bei der Gestaltung stehen zurzeit ackerbauliche Aspekte im Vordergrund.

Betrachtet man, wie die Probanden die einzelnen Parameter mit Hinblick auf Ihre zukünftige Bedeutung bewerten, so lässt sich eine Verschiebung feststellen (Abb. 2). Unverändert auf dem ersten Platz stehen die Standortbedingungen, folgend gibt es aber einige Änderungen. So steigt die Bedeutung der Pflanzengesundheit, die mittels der Fruchtfolge erreicht werden muss, da durch Regulierungen weitere Wirkstoffverluste entstehen könnten. Aber auch Themen wie Ökonomie, die Novellierung der Düngeverordnung oder Vermarktungsmöglichkeiten gewinnen an Bedeutung.

Doch nicht nur bei den bestimmenden Parametern lässt sich eine Verschiebung erkennen. Bei der Frage, welche der folgenden Kulturen an Bedeutung gewinnen werden, stehen die Blattfrüchte hinten an (Abb. 3). Mais und Weizen machen hier das Rennen, gefolgt von Gerste, Kartoffeln und Roggen. Das Schlusslicht bilden die Blattfrüchte Raps und Zuckerrübe, denen eine geringere Bedeutung in der Zukunft zugesprochen wird.

Erweiterung durch neue Kulturen

Welche Kulturen könnten sich jedoch neu in die Fruchtfolge eingliedern? Die Befragten sehen Leguminosen an der Spitze (Abb.4). Ackerbohne, Sojabohne und Erbse belegen die ersten drei Plätze. Sehr ausgefallene Kulturarten, wie Aroniabeere, Haselnuss oder Quinoa sind für die Befragten keine relevanten Alternativkulturen.

Zwei Themen, die aufgrund von Klimawandel und Wirkstoffverlusten immer zur Sprache kamen, sind der ökologische Fußabdruck des landwirtschaftlichen Betriebs und das Thema der mechanischen Unkrautbekämpfung. Auch hier sehen die Probanden einen starken Bedeutungszuwachs in der kommenden Zeit.

Um ackerbauliche Probleme in den Griff zu bekommen, leben alte Prinzipien wieder auf:

  • Derzeit meist max. 3 Glieder in der Fruchtfolge
    => in Zukunft eine Erweiterung in Richtung 4 Kulturen
  • Steigende Bedeutung der Pflanzengesundheit
  • Blattfrüchte, insbesondere Raps und Zuckerrüben, verlieren an Bedeutung.
    => der Anbau von Blattfrüchten sinkt
  • Zwischenfrüchte haben/erhalten große Bedeutung.
  • Mechanische Unkrautbekämpfung und ökologischer Fußabdruck sind von steigendem Interesse.
  • Alte Prinzipien (Wechsel zwischen Blatt- und Halmfrucht, Sommer- und Winterungen) kehren in die Fruchtfolge zurück.
  • Körnerleguminosen gewinnen an Bedeutung.
  • Die Landwirte sind bereit, über Veränderungen nachzudenken.

Fazit:

Enge Fruchtfolgen sind mit stetigem Wegfall von Wirkstoffen im Pflanzenschutz nicht mehr möglich.

Die Probleme im Ackerbau steigen und gleichzeitig sinkt die gesellschaftliche Akzeptanz der derzeitigen landwirtschaftlichen Produktionssysteme. Die Projektarbeit und besonders die Online-Umfrage haben gezeigt, dass Landwirte ein Bewusstsein für aktuelle Probleme entwickelt haben und dass durch die richtige Gestaltung der Fruchtfolge die Probleme bekämpft werden können. Hierbei liegt der Fokus auf der Erweiterung der Fruchtfolge, um Beikraut- und Krankheitsdruck zu vermindern und die Bodengesundheit zu fördern.

Name: Barbara Kockerols

Alter: 22 Jahre

Studium an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Osnabrück im Studiengang „Wirtschaftsingenieurwesen im Agri- und Hortibusiness“ mit dem Schwerpunkt Pflanzenbau.

Aufgewachsen bin ich auf einem landwirtschaftlichen Ackerbaubetrieb im Rheinland.

Das Ferdinand-von-Lochow-Stipendium

Ferdinand von Lochow war ein Pionier der Pflanzenzüchtung – unkonventionell, kreativ und von großem Unternehmergeist geprägt. Seine Werte an die Pioniere von morgen weiterzureichen, ist die Idee dieses Stipendiums. KWS Getreide bietet das Ferdinand-von-Lochow-Stipendium seit 2015 an drei Standorten an: FH Osnabrück, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Universität Hohenheim.

Die Förderung beinhaltet ein monatliches Stipendium für ein Jahr, sowie ein zweieinhalb-monatiges fachbezogenes Praktikum an einem Getreide-Standort der KWS, das mit einem Forschungsprojekt zu getreidebezogenen Themen verbunden werden kann.

Bei Interesse informieren Sie sich unter KWS Stipendium.

myKWS Fruchtfolge-Manager

Der Planer für Ihre Fruchtfolge

Das elektronische Tool unterstützt Sie beim Management ihrer Kulturarten – dazu zählen neben der Planung und Optimierung von Fruchtfolgen auch die Bereitstellung wirtschaftlicher Kennzahlen für den Betrieb und die Möglichkeit, mehrere Fruchtfolgen direkt gegenüberzustellen und zu vergleichen.

Innerhalb von Sekunden erhalten Landwirte alle Vor- und Nachteile spezifischer Fruchtfolgeplanungen mit bis zu vier Kulturarten im Überblick. Bei der agronomischen Auswertung stehen ackerbauliche Aspekte wie Pflanzengesundheit und Verträglichkeit im Vordergrund. Bewertet werden beispielsweise Vorteile oder Risiken mit Blick auf Boden, Schädlinge oder Krankheiten. Ergänzend dazu gibt es Informationen, was bei einer bestimmten Fruchtfolge beachtet werden muss. Neben der Planung von Fruchtfolgen werden auch betriebswirtschaftliche Aspekte einbezogen. Wir stellen Ihnen mit dem KTBL (Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft) Standardwerte zur Verfügung; Sie können diese durch spezifische Daten ergänzen und so Ihre Betriebssituation einfach und schnell durchkalkulieren. Sowohl Analysen der Vergangenheit als auch Planungen für die Zukunft sind verlässlich möglich.

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Dr. Malte Finck
Dr. Malte Finck
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